Bürgerinnen und Bürger gestalten Orte der Nachhaltigkeit

Wie können unterschiedliche Menschen in Kassel für das Thema Nachhaltigkeit aktiviert werden? Mit dieser Frage startete das Team der Universität Kassel vom Fachgebiet Mikroökonomik und empirische Energieökonomik die sogenannten Zukunftsläden. In den vier Kasseler Stadtteilen Oberzwehren, Kirchditmold, Waldau und Wilhelmshöhe gestalteten die Forschenden gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern zwischen Februar und September 2024 Pop-Up-Läden mit zahlreichen Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit. Vier Stadtteile, acht Monate und fast 400 Veranstaltungen später ist klar: Die Zukunftsläden sind ein Verstärker für das bürgerschaftliche Engagement in den Stadtteilen.
Über jeweils zwei Monate hinweg füllte sich jeder der vier Läden mit dem, was die Menschen aus den Stadtteilen mitbrachten. „Es macht Spaß, konkret vor Ort etwas für mehr Nachhaltigkeit zu tun, es stärkt unseren Zusammenhalt und das soziale Miteinander. Wir haben neue Menschen im Stadtteil erreicht, die sich dauerhaft engagieren und das bringt neuen Schwung für und nach Kirchditmold“, sagt Elisabeth König, Ortsvorsteherin von Kirchditmold, dazu.
Die Gestaltung des Programms durch die Bürgerinnen und Bürger verlief entlang der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (kurz SDGs). Von Tauschboxen über Lesungen bis hin zu Feierabendmärkten – mehr als 6.000 Besucher beschäftigten sich mit Themen wie Energieversorgung, Stadtentwicklung und nachhaltigem Konsum. „Besonders schön ist, dass wir so unterschiedlich sind mit unseren Themen. Wir haben jetzt einen Holzmarktstand als mobilen Zukunftsladen und sprechen mit den Menschen vor Ort“, sagt Anja Lipschik, Ortsvorsteherin von Bad Wilhelmshöhe.
Die Beteiligten nehmen den Schwung aus den Zukunftsläden mit: „Der Blick auf den gesamten Stadtteil hat sich für viele geweitet, und mit den ökologischen Aktivitäten werden wir in Zukunft viele erreichen. Genau diese Entwicklung habe ich mir gewünscht“, resümiert Birgit Hengesbach-Knoop, erste stellvertretende Ortsvorsteherin Oberzwehren. Dirk Seeger, Ortsvorsteher aus Waldau, ergänzt: „Ich bin mir sicher, dass ein Keim gelegt wurde, der für zukünftiges bürgerschaftliches Engagement ermutigt. Jetzt wird es darum gehen, Entstandenes zu sichern und angelaufene Projekte lebendig zu halten.“
Auch nach Ende der Zukunftsläden in den Stadtteilen zeigt sich, dass das Engagement bestehen bleibt. Während Wilhelmshöhe mit dem eigenen Marktstand über Nachhaltigkeitsthemen ins Gespräch kommt, hat sich in Kirchditmold ein Feierabendmarkt etabliert. In Oberzwehren wird es weiterhin ein sogenanntes "Unrepair-Café" geben, eine Art Vorstufe zu einem Repair-Café, das ein Grundverständnis für Geräte vermittelt; und in Waldau stehen weiterhin die beliebten Tauschboxen. Dies sind nur einige Beispiele für die bestehenden Aktivitäten, und alle Interessierten sind weiterhin herzlich eingeladen mitzumachen. Informationen zu den Zukunftsläden, Aktivitäten und Kontakte gibt es unter: www.sdgpluslab.de/energie-umwelt
Bis 2027 bietet das von der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ geförderte Projekt „SDG+ Lab“ Anknüpfungspunkte für Aktivitäten zu Nachhaltigkeit. Im aktuellen Themenjahr „Transformationen in Stadt + Land“ dreht sich alles um die Gestaltung von ländlichen und urbanen Räumen und das Zusammenspiel von Stadt und Land. Aktuell können Interessierte noch bis zum 23. Januar in der gleichnamigen Ausstellung in der Wilhelmsstraße 21 in die Themen eintauchen und einen Vorgeschmack auf die anstehenden Aktivitäten im Sommer bekommen.