29.05.2018 | Porträts und Geschichten

Familienleben über Grenzen hinweg

Kasseler Promovierende und ihre Themen: Franziska Seidel

Bild: Davids Wüstehube
Franziska Seidel

„Für mich hat Soziale Arbeit viel mit sozialer Gerechtigkeit zu tun. Das Ziel sollte sein, Menschen zu ihren Rechten zu verhelfen, das gilt auch und besonders beim Thema Migration. Migration gibt es genauso lange, wie es die Menschheit gibt, und sie ist nie ein abgeschlossener Prozess. Dabei interessiert mich besonders die Transmigration: Menschen verlassen ihre Heimat, ziehen vielleicht mehrmals in verschiedene Länder, kehren wieder zurück und erhalten in der ganzen Zeit die Beziehung zu ihrem Heimatland aufrecht.

Nach einem Bachelor in Sozialer Arbeit in München bin ich zum Master-Studium nach Schweden gewechselt und habe dort anschließend einige Jahre in der Flüchtlingsbetreuung gearbeitet. Dabei musste ich feststellen, dass Theorie und Praxis oft nicht miteinander verbunden werden. Oft kommt die Theorie nicht in der Praxis an und umgekehrt. Dies ist in der Arbeit mit Flüchtlingen, gerade mit unbegleiteten Minderjährigen, ein Problem. Bei den schwedischen Sozialarbeitern mangelte es oft an Wissen und an Professionalität, was mich frustriert hat. Immer geht es in der Migrations-Debatte um die großen Zahlen, aber hinter jeder Zahl steckt ein Mensch, der mit den alltäglichen Herausforderungen in einem fremden Land zu kämpfen hat.

In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit transnationalem Familienleben. Ich schaue mir an, wie das Leben von Kindern funktioniert, die alleine nach Deutschland geflüchtet sind und deren Eltern noch in den Heimatländern leben. Dabei interessiert mich besonders, wie sich das auf die Kinder auswirkt, wie und welchen Kontakt sie zu ihren Eltern halten und was die Soziale Arbeit tun kann, um solchen Kindern zu helfen. Wir müssen lernen, dass wir unsere Arbeit mehr unseren Klienten anpassen, und internationaler denken. Darauf will ich aufmerksam machen.“