10.12.2019 | Campus-Meldung

Großes Interesse an Klimakonferenz in Witzenhausen

Die 27. Witzenhäuser Konferenz der Universität Kassel zeigte nicht nur, wie dringend neue Handlungsansätze in der Landwirtschaft und in der Gesellschaft benötigt werden, um größere Schäden zu vermeiden, sondern stellte auch Lösungsansätze vor. Für die jungen Generationen bleiben große Herausforderungen und noch viel zu tun.

Bild: Maximilian Volk.
Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident und Mitbegründer des Club of Rome, hielt den Eröffungsvortrag bei der 27. Witzenhäuser Konferenz.

Während die internationale Gemeinschaft in Madrid über den Kurs in der Klimapolitik debattiert und im Kanzleramt in Berlin der Agrargipfel stattgefunden hat, brachte die Witzenhäuser Konferenz beide Themen zusammen. Der Klimawandel und die Zukunft der Landwirtschaft prägen den derzeitigen Diskurs. Darum diskutierten vom 3.-7. Dezember 2019 Wissenschaftler und Praktiker den aktuellen Stand der Forschung sowie Lösungsansätze unter dem Titel „Klima.Wandel.Landwirtschaft“ in Witzenhausen.

Das Interesse an der Witzenhäuser Konferenz war groß: Bereits drei Wochen vor Beginn der Konferenz war die Veranstaltung mit 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausverkauft. Acht Studierende haben mit Prof. Dr. Jürgen Heß, Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau, und Studienkoordinator Holger Mittelstraß ein bemerkenswertes Programm mit hochkarätigen Referenten aufgestellt.

Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident und Mitbegründer des Club of Rome. Er machte nicht nur den Ernst der Lage, sondern auch die enormen Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft und Klimawandel deutlich.

Am ersten Tag stand die gesellschaftliche Dimension des Klimawandels im Zentrum. Magdalena Trapp (NABU) analysierte die fehlenden Anreize zum Klimaschutz in der europäischen Agrarpolitik und zeigte, dass stattdessen klimaschädliches Handeln von der EU mit Milliarden gefördert wird. Statt Direktzahlungen, sollten klimafreundliche Anbaumethoden gefördert und entlohnt werden.

Dr. Guido Nischwitz von der Universität Bremen stellte anschließend seine Studie zu Verflechtungen zwischen Politik und dem Deutschen Bauernverband vor. Versuche, klimaschonende Regulierungsmaßnahmen durchzuführen (wie zum Beispiel die Düngeverordnung), scheiterten auch Aufgrund dieser Verflechtungen. Der Bauernverband vertrete aber auch nicht unbedingt die Interessen der Landwirte, betonte Nischwitz. Viele der Vorsitzenden hätten zusätzlich hochrangige Positionen in Behörden, Firmen oder anderen Institutionen und es sei nicht immer ganz klar, für wen sie gerade eintreten.

Der zweite Tag stand unter dem Motto „Klimagase reduzieren“. Wissenschaftler und Praktiker stellten Forschungsergebnisse vor und erörterten, wo CO2-Emissionsquellen der Landwirtschaft lägen und wie sich diese verringern ließen. Die Tierärztin und Buchautorin Dr. Anita Idel erläuterte, warum die Kuh kein Klimakiller sein müsse, sondern bei richtigen Management sogar zum Klimaschutz beitragen könne. Workshops von Prof. Dr. Rainer Roehe vom Scotland Rural Collage stellten einen ganz anderen Ansatz vor: Er forscht an der Züchtung von Rindern, die drastisch weniger Methan emittieren. Dies wäre ein enormer Durchbruch.

Der dritte Tag behandelte die möglichen Anpassungsstrategien der Landwirtschaft an die unabwendbaren Folgen der Klimaerwärmung. Im vergangenen Hitzesommer spürten Landwirte, dass neue Konzepte und Ansätze entwickelt werden müssen. Die Pflanzenzüchter Prof. Dr. Joachim Schiemann und Dr. Carl Vollenweider diskutierten über die Zukunft der Züchtung als Reaktion auf den Klimawandel. Schiemann betonte, dass mit Hilfe von Gentechnik schnell resistente Hochertragssorten zu Verfügung gestellt werden könnten. Somit könnte die Landwirtschaft zügig auf Klimaveränderungen reagieren. Vollenweider vertrat dagegen die Position, dass eine genetische Monotonie aufgrund von gentechnischen Methoden auf den Äckern ein großes Risiko darstelle, wobei dagegen genetische Vielfalt in einer klassischen Populationszucht die Resilienz der Pflanzen gegen Klimaveränderungen stärke.

Auch dieser Nachmittag wurde von Workshops begleitet, bei denen zum Beispiel Biolandwirt Jan Wittenberg den Workshop „Klimawandel als Chance für neue Kulturen“ anbot.

In einem moderierten Zwiegespräch debattierten zum Schluss Prof. Dr. Jürgen Heß und Prof. Dr. Dieter Trautz über die Zukunft des Ökologischen Landbaus und wie er sich verändern müsste, um in Zukunft klimafreundlich zu wirtschaften. Trautz plädierte dafür, die Erträge zu steigern, um die knappen Ressourcen im Sinne der Nachhaltigen Intensivierung effizienter zu nutzen. Heß vertrat die Position, dass die ökologische Landwirtschaft unter Wahrung der Prinzipien quasi als Baseline weiterentwickelt werden müsse, um ihre vielfältigen Leistungen für Umwelt und Gesellschaft weiter in die Fläche zu bringen. Dabei dürften Erträge und Umweltleistungen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Weitere Informationen und druckfähige Fotos finden Sie unter
https://www.konferenz-witzenhausen.de/id-27-konferenz

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