01.03.2019 | Pressemitteilung

Lateinamerika: Internationaler Forschungsverbund sucht Antworten auf Krisen

Die Universität Kassel koordiniert mit Partnern eines der umfangreichsten Forschungsprojekte zu Lateinamerika, die mit Mitteln aus Deutschland gefördert werden. Im Fokus steht der Umgang mit sozialen, politischen und ökologischen Krisen.

Bild: Marysol*
Scene in Tlatelococo.

Lateinamerika ist heute wieder oft in den Medien: Sei es wegen der politischen Unruhen in Venezuela, der zahlreichen Opfer eines fahrlässigen Dammbruchs in Brasilien oder der Androhung einer Mauer zwischen den USA und Mexiko. Solche Phänomene lassen vergessen, dass Lateinamerika nicht nur von Krisen geschüttelt wird, sondern oft kreative Lösungen entwickelt, die auch für Europa wichtige Anregungen anbieten. Wie entstehen in Lateinamerika Krisen und wie werden sie gelöst? Zu dieser Frage fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Verbundprojekt CALAS in den kommenden sechs Jahren mit 12 Millionen Euro. Die Universität Kassel koordiniert das „Maria Sibylla Merian Centre for Advanced Latin American Studies in the Humanities and Social Sciences“ (CALAS) mit Sitz an der Universität Guadalajara (Mexiko) gemeinsam mit der Universität Bielefeld.
 

 

Forschung auch in Mexiko, Ecuador, Argentinen und Costa Rica

Es ist eines der umfangreichsten Forschungsprojekte zu Lateinamerika, die mit Mitteln aus Deutschland gefördert werden. Auf der deutschen Seite sind die Universitäten Kassel, Bielefeld, Hannover und Jena beteiligt. In Lateinamerika sind neben der Universität Guadalajara die Regionalstandorte San José (Costa Rica), Quito (Ecuador) und Buenos Aires (Argentinien) dabei.

Geforscht wird in den vier Clustern „Sozial-ökologische Transformation“, „Soziale Ungleichheiten“, „Gewalt und Konfliktlösung“ sowie „Identität“. Innerhalb des Forschungsverbundes koordiniert die Universität Kassel unter anderem ein umfangreiches Forschungsprogramm zu Fragen der sozialen Ungleichheit in den Bereichen Elitenforschung, Ungleichheit und Bildung sowie sozial-ökologische Ungleichheiten, forscht zur Zukunft der Arbeit, um langfristig und in internationaler Perspektive ökonomisch produktive, sozial verträgliche und ökologisch nachhaltige Jobs zu schaffen, und erarbeitet mit argentinischen und kubanischen Partnern Lehrmodule für nachhaltige Entwicklung.

Der Fokus des CALAS liegt auf Lösungsstrategien für gesellschaftspolitische Krisen, betont Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, Leiter des Fachgebiets Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen in Kassel und einer der beiden deutschen Direktoren des CALAS: „Wie kaum eine andere Region des globalen Südens zeichnet sich Lateinamerika durch die kreative Suche nach kulturellen und politischen Strategien der Bewältigung vielfacher Herausforderungen aus, die gesellschaftlichen Wandel begleiten und neue Entwicklungspfade aufzeigen. Diese wollen wir untersuchen und dabei feststellen, was auch wir davon lernen können. Im Zentrum steht der wissenschaftliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen – wir wollen mit ihnen forschen, nicht über sie. Jährlich bringen wir bis zu 25 internationale Fellows zusammen, führen an allen Standorten zahlreiche Events durch und freuen uns jetzt schon auf den Besuch vieler Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler an unserer Universität und in unserer schönen Stadt.“

Burchardt weiter: „Ich bin überzeugt, dass das CALAS innerhalb der nächsten fünf Jahre einer der wichtigsten europäischen Forschungsverbünde mit Lateinamerika sein wird, und freue mich, dass mit Kassel auch Hessen an der Lösung der Probleme mitarbeitet, die über die Zukunft der Menschheit entscheiden werden, im Sinne von mehr sozialer Gerechtigkeit und mehr nachhaltiger Entwicklung.“

Der Präsident der Universität Kassel, Prof. Dr. Reiner Finkeldey, gratulierte Prof. Burchardt und dem gesamten CALAS-Team zur Einwerbung und positiven Evaluierung des Projekts: „Dieser Forschungsverbund leistet einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen Nord und Süd. Durch das CALAS bekommt der Name der Universität Kassel in der gesellschaftswissenschaftlichen Community Lateinamerikas einen besonderen Klang. Der Austausch in diesem Projekt wird darüber hinaus der Internationalisierung unserer Universität weiterhelfen. Aus diesem Grund unterstützt die Universität den Forschungsverbund mit der Einrichtung des Kasseler Lateinamerikazentrums CELA, das die internationalen Aktivitäten des CALAS mit der Stadt, der Region und mit ganz Hessen koppeln will.“
 

 

Partner-Netzwerk mit Universitäten in Südamerika

Offizieller Auftakt der Hauptphase des CALAS ist der (heutige) 1. März 2019. In der Aufbauphase wurde der Verbund bereits seit 2017 gefördert. Neben dem Fachgebiet von Prof. Burchardt sind von der Universität Kassel weitere Fachgebiete aus den Gesellschaftswissenschaften, der Romanistik sowie dem Institut für Berufsbildung beteiligt. Knapp 6 der 12 Millionen Euro Förderung gehen nach Kassel. Das CALAS bettet sich in ein Netz von Partnerschaften ein, die die Universität Kassel mit lateinamerikanischen Hochschulen unterhält. Erst vor wenigen Wochen starteten zwei neue Kooperationsprojekte mit der Universidad Nacional de San Martín in Buenos Aires (Argentinien) und der Universität Havanna (Kuba), dank derer jährlich etwa zehn Studierende, Professorinnen und Professoren ausgetauscht werden.

CALAS wurde innerhalb der BMBF-Förderlinie „Maria Sibylla Merian Centres“ bewilligt. Mit diesen Forschungsverbünden will das BMBF die Internationalisierung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften in Deutschland durch enge bi- und multilaterale Kooperationsprojekte an Standorten außerhalb Deutschlands voranbringen. Das CALAS wurde 2017 als zweites Zentrum überhaupt in Deutschland innerhalb dieser Förderlinie bewilligt.  

Weitere Informationen:
„Universitäten Kassel und Bielefeld bauen Forschungszentrum in Mexiko auf“, Pressemeldung vom 1. März 2017:
https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/aus-der-hochschule/post/detail/News/universitaeten-kassel-und-bielefeld-bauen-forschungszentrum-in-mexiko-auf/
„Hochschulpartnerschaft mit Havanna und Buenos Aires“, Pressemeldung vom 18. März 2019:
https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/meldung/post/detail/News/lateinamerika-schwerpunkt-der-uni-kassel-hochschulpartnerschaft-mit-havanna-und-buenos-aires/


Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt
Universität Kassel
Fachgebiet Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen
Tel.: +49 561 804-3253
E-Mail: magura[at]uni-kassel[dot]de

Sebastian Mense
Universität Kassel
Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 561 804-1961
E-Mail: presse@uni-kassel.de
www.uni-kassel.de