16.08.2019 | Porträts und Geschichten

Lenora Micah Jordan: Wirkungen von Peer Counseling auf die Beratenden?!

Was mich antreibt – Kasseler Promovierende und ihre Themen

Bild: Eva Krämer

In meinem Promotionsprojekt beschäftige ich mich mit der Beratungsmethode „Peer Counseling“; das ist professionelle Beratung von und für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige. Nach diesem Ansatz wird in Deutschland schon seit den 1980er Jahren gearbeitet; durch die bundesweite Einführung der „Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung“ (EUTB) im letzten Jahr mit über 500 Beratungsstellen erfährt Peer-Beratung neuen Auftrieb.

Anders als bei Psychotherapie und Coaching setzt Peer Counseling u.a. auf – behinderungsspezifisches – Erfahrungswissen und ähnliche Lebenswelt-Erfahrung von Beratenden und Ratsuchenden. Was macht diese Qualität von Nähe mit den Beratenden? Kann die Konfrontation mit der eigenen Beeinträchtigung oder Erkrankung hilfreich sein oder wirkt das eher destabilisierend? Das möchte ich herausfinden, weil es im Hinblick auf die Verstetigung des EUTB-Angebots ab 2021 hochrelevant ist.

Aufgrund einer chronischen Erkrankung konnte ich selber mein Diplomstudium nur in Teilzeit absolvieren. Im Masterstudium habe ich in der Evaluation eines Peer-Counseling-Modellprojektes mitgearbeitet und Peer-Beratung kennen gelernt. Das bundesweite „PROMI“-Projekt (Promotion inklusive), an dem sich die Universität Kassel beteiligt, ermöglicht mir eigene Forschungen in diesem Bereich. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert bei PROMI aus Mitteln des sogenannten Ausgleichsfonds einen Teil der Personalkosten von schwerbehinderten Promovierenden. In diesen Fonds zahlen alle Arbeitgeber ein, die weniger als die vorgegebenen fünf Prozent ihrer Stellen an Schwerbehinderte vergeben.

Mittlerweile habe ich selbst die Schulung zum Peer Counselor abgeschlossen und arbeite als Trainerin für die Beratenden in den EUTB-Angeboten. Es ist spannend zu sehen, wie die Beratungstätigkeit Menschen, die oft um Anerkennung kämpfen müssen – etwa Menschen mit Lernschwierigkeiten oder psychischer Erkrankung – enormes Selbstbewusstsein verleiht.

Text: Eva Krämer