12.07.2013 | Pressemitteilung

Nahrung, Liebling, Kunstmotiv: Neuer LOEWE-Schwerpunkt zur Beziehung Mensch-Tier

Das Land Hessen richtet einen weiteren LOEWE-Forschungsschwerpunkt an der Uni Kassel ein. Das Projekt beleuchtet das Verhältnis von Mensch und Tier in Geschichte und Gegenwart.

Der neue LOEWE-Schwerpunkt „Tier – Mensch – Gesellschaft. Ansätze einer interdisziplinären Tierforschung“ wird für zunächst drei Jahre mit rund 3,6 Millionen Euro gefördert. Das gab das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst heute in Wiesbaden bekannt. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Agrarwissenschaften ebenso wie aus Germanistik, Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie und Theologie.

„Das Land Hessen honoriert mit der Bewilligung auch unseren außergewöhnlich breiten interdisziplinären Ansatz“, freute sich Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Leiter des Fachgebiets Neuere und Neueste Geschichte und  Koordinator des Projekts. „Wir nutzen eine in dieser Kombination nur in Kassel konzentrierte Fächerkompetenz. Das erweitert das Verständnis und erhöht die Relevanz der wissenschaftlichen Beiträge. Das Vorhaben hat unmittelbaren Anwendungsbezug in den Bereichen Tierhaltung, Tierzucht, Tierforschung, Tierpräsentation, Tierrecht und Ethik“, so Speitkamp weiter.

Das Verhältnis des Menschen zum Tier ist seit Beginn der Zivilisation ambivalent: Tiere sind Fleischlieferanten, manchmal aber auch beste Freunde. Schon in der Frühzeit der Menschen zählten Tiere zu den ersten Kunstmotiven, zu manchen Zeiten wurden in ihnen Verkörperungen von Göttern gesehen, dann wieder benutzte sie der Mensch als Versuchsobjekte. Der neue LOEWE-Schwerpunkt setzt bei aktuellen Debatten über den Umgang mit Tieren an: Wie kann eine ethische Nutztierhaltung aussehen? Welche Haltung nimmt der Mensch gegenüber dem Tier ein und was sagt sie aus über das Selbstverständnis des Menschen?  Was unterscheidet den Menschen letztlich vom Tier? Die Kasseler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fragen nach Mensch-Tier-Konstellationen in Geschichte und Gesellschaft. Dabei werden zugleich Formen der „Erschaffung“ der Tiere untersucht, ob durch Tierzucht (Selektion, Prämierung), Tierhaltung (Nutztiere, Zootiere), Tierforschung (Verhaltensforschung, medizinische Forschung) oder Tierdarstellung (narrativ, visuell). „Angesichts der Mehrdimensionalität des Themas verlangt das Vorhaben einen interdisziplinären Austausch über Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse“, erklärte Speitkamp. „Deshalb knüpfen wir an eine auf die Aufklärung zurückgehende spezifische Kasseler Tradition der Verbindung von Natur- und Kulturforschung an.“ Das Projekt startet zum Jahresbeginn 2014.

Die beteiligten Fachgebiete und ihre Leiterinnen und Leiter im Einzelnen: Nutztierethologie und Tierhaltung (Prof. Dr. Ute Knierim), Tierzucht (Prof. Dr. Sven König), Soziologie Ländlicher Räume (Prof. Dr. Ulf Liebe), Agrargeschichte (Prof. Dr. Werner Troßbach), Germanistische Mediävistik (Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde), Neuere und Neueste Geschichte (Prof. Dr. Winfried Speitkamp), Geschichte der Frühen Neuzeit (Prof. Dr. Anne-Charlott Trepp), Mittlere und Neuere Kunstgeschichte (Prof. Dr. Martina Sitt), Neuere Kunstgeschichte (Prof. Dr. Alexis Joachimides), Theoretische Philosophie (Prof. Dr. Dr. Kristian Köchy), Katholische Theologie/Biblische Theologie (Prof. Dr. Ilse Müllner). 

Die Universität Kassel ist bislang an vier LOEWE-Schwerpunkten beteiligt: den Projekten ELCH (Elektronen-Dynamik chiraler Systeme), VENUS (Informationstechnik-Gestaltung), Cocoon (kooperative Sensorkommunikation) und IPF (integrative Pilzforschung). Die Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz – kurz LOEWE – ist ein Programm, mit dem das Land Hessen seit 2008 die Forschungslandschaft stärkt und herausragende wissenschaftliche Verbundvorhaben fördert. Mehr zu LOEWE und den bisherigen Kasseler Projekten unter goo.gl/sMhJg und unter www.proloewe.de.

 

Bild von Professor Dr. Winfried Speitkamp unter
www.uni-kassel.de/uni/fileadmin/datas/uni/presse/anhaenge/2013/Speitkamp_Winfried_7.jpg

 

Info

Prof. Dr. Winfried Speitkamp
Universität Kassel
Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte
Tel.: + 49 561 804-3120
E-Mail: speitkamp@uni-kassel.de