07.05.2015 | Wissenschaftliche Standpunkte

Streikwelle in Deutschland: Kasseler Forscher erwartet künftig schärfere Streiks

Entgegen landläufiger Meinung wird in Deutschland aktuell weniger gestreikt als noch in den 70er und 80er Jahren. Das sagt der Politikwissenschaftler und Streikforscher Dr. Jörg Nowak von der Universität Kassel. Für die Zukunft erwartet er jedoch schärfere und längere Streiks.

Nowak ist Fellow des internationalen Promotionskollegs Global Social Policies and Governance an der Universität Kassel. Er erklärt die gefühlte Zunahme der Streiks so: „Früher wurde vor allem in der Industrie gestreikt, seit drei Jahren legen aber vor allem die Beschäftigten aus dem Dienstleistungssektor die Arbeit nieder. Das spüren wir natürlich viel direkter. Wenn eine Woche keine Autos produziert werden, interessiert das zunächst die Mehrheit der Bevölkerung nicht. Wenn die Post nicht kommt oder die Bahn nicht fährt, betrifft uns das unmittelbar.“ Die Privatisierung ehemaliger Staatsbetriebe wie Post und Bahn tue ein Übriges.

Durch die Aufkündigung der Sozialpartnerschaft werden sich die Streiks in nächster Zeit verschärfen, erwartet Nowak, der mehrere Publikationen zu diesem Thema veröffentlicht hat. „Während früher ein Warnstreik gereicht hat, ist heute eine langfristige Arbeitsniederlegung für das Erreichen tarifpolitischer Ziele nötig.“

Nowak erwartet durch das geplante Tarifeinheitsgesetz keine Entschärfung der aktuellen Tarifauseinandersetzungen zwischen Bahn und GDL.

Herr Nowak steht für Nachfragen und Interviews zur Verfügung.

Kontakt:

Thomas Kossert
Universität Kassel
Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 561 804-1961
E-Mail: presse[at]uni-kassel[dot]de