Vortrag: "Poesie und Wissenschaft. Theodor Fontane und die Kunstgeschichte."
Vortrag mit Lichtbildpräsentation von Prof. Henrik Karge, TU Dresden.
Theodor Fontanes dichterische Anfänge in Berlin sind eng mit den literarischen Vereinen des „Tunnel über der Spree“ und des „Rütli“ verknüpft, deren zentrale Persönlichkeit bis zum frühen Tod 1858 der Kunsthistoriker Franz Kugler gewesen ist.
Ein anderer bedeutender Kunsthistoriker, Karl Schnaase, verfasste 1860 ein sechsseitiges Gutachten zu Fontanes Projekt der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und erreichte damit die staatliche Finanzierung eines literarischen Großunternehmens, das entscheidend zur Popularität seines Autors beigetragen hat. In dem Vortrag sollen auch die politischen Hintergründe aufgedeckt werden, die zum Erfolg der Initiative von 1860 geführt haben. Welche Rolle spielen historische Bauten und Bildwerke in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“? Wie formen sie den Blick des Schriftstellers zurück in die brandenburgisch-preußische Vergangenheit?
Ein besonders interessantes Beispiel bilden Fontanes Ausführungen zum ehemaligen Zisterzienserkloster Lehnin im dritten Band zum „Havelland“: Der Dichter erlebte die Klosterkirche mit der kurfürstlichen Grablege noch im halbruinösen Zustand, bevor sie in einer restaurativen Welle nach der Reichsgründung 1871 purifizierend wiederhergestellt wurde.
Referent: Prof. Henrik Karge, TU Dresden
Veranstaltung in Kooperation der Goethe-Gesellschaft Kassel mit dem Studiengang Kunstwissenschaft der Kunsthochschule Kassel.