Öffentliche Vorlesungsreihe "Brasilien. Land der Zukunft oder der Vergangenheit"

Im Jahr 1941 schrieb Stefan Zweig im brasilianischen Exil das Buch „Brasilien. Ein Land der Zukunft“. Der Buchtitel galt in Brasilien für Jahrzehnte als Beiname des Landes. Gerechtfertigt wurde dies, da trotz massiver Probleme die Bevölkerung auf ausländische Besucher stets Hoffnung – also Zukunft - ausstrahlte. Oft wurde von den Brasilianerinnen und Brasilianer der melancholisch-ironischen Zusatz angefügt … eine Zukunft, die wir nie erreichen werden.

Dann geschah das Unwahrscheinliche. Mit der Wahl des linken Kandidaten Luiz Inácio Lula da Silva zum Präsidenten, der sein Amt am 1.1. 2003 antrat, hatte Brasilien seine Zukunft erreicht. Die ersten Jahre seiner Regierung waren von einem breiten gesellschaftlichen Aufbruch und Zukunftsgestaltung geprägt. Die Ernüchterung trat ein. Derzeit wird Brasilien von einem rechtsradikalen Präsidenten regiert. Von Aufbruch und Hoffnung ist wenig zu spüren. Seine Wiederwahl würde Brasilien zum Land der Vergangenheit machen. Aber was könnte die Zukunft sein?

Brasilien ist heute ein tief gespaltenes Land. Die Frage, ob es noch ein Land der Zukunft oder doch der Vergangenheit ist, werden die Vortragenden aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.

Die Teilnahme ist für max. 100 Personen in Präsenz möglich oder sie können sich zur online Teilnahme per Zoom bei Frau Klein anmelden: p.klein[at]uni-kassel[dot]de

 

Vortrag am 9. Juni 2022:

Thomas Fatheuer: Gibt es eine politische Zukunft?

Brasilien steht im Oktober eine Schicksalswahl bevor. Die Wiederwahl des derzeitigen Präsidenten wäre eine Katastrophe und der Weg in eine weitere Zerstörung von Umwelt und Demokratie. Kann es eine hoffnungsvolle Zukunft mit anderen politischen Konstellationen in einer verwirrenden Parteienlandschaft geben? Wie sehen die politischen Alternativen aus, für welche Perspektiven stehen sie?

Diesen Fragen wird Dr. Thomas Fatheuer nachgehen. Er hat über 20 Jahre in Brasilien gelebt und meistens in der Entwicklungszusammenarbeit: für den DED in Belém, für die die GtZ im Umweltministerium in Brasília und zuletzt sieben Jahre für die Heinrich-Böll-Stiftung in Rio de Janeiro. Er ist einer der profundesten deutschsprachigen Kenner der politische Szenerie Brasiliens. Derzeit schreibt er regelmäßig Berichte über das aktuelle Wahlkampfgeschehen.

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