EXTRACTIVISM Ringvorlesung 22/23: Neues vom „Ressourcenfluch“: Zur Relationalität ungleicher Entwicklung

02.02.2023 in Kassel: Neues vom „Ressourcenfluch“: Zur Relationalität ungleicher Entwicklung (Prof. Dr. Stephan Lessenich, Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Vom „Ressourcenfluch“ ist typischerweise die Rede, wenn für die rohstoffreichen Länder des globalen Südens ein verhängnisvoller, quasi gesetzmäßiger Zusammenhang von Ressourcenreichtum und ökonomischen, politischen und sozialen Fehlentwicklungen behauptet wird. Die andere Seite der Medaille hingegen bleibt gängigerweise dethematisiert – dass sich nämlich der postulierte Zusammenhang ohne den Ressourcenhunger der reichen Industriegesellschaften des globalen Nordens gar nicht denken ließe. Erst mit dem Ukrainekrieg und der drohenden Energiekrise ist in unseren Breitengraden öffentlich ruchbar geworden, dass der exorbitante – und gerade im Zeichen der angestrebten „Energiewende“ noch weiter ansteigende – Rohstoffbedarf der Zentrumsökonomien der hichtourig laufende, niemals stotternde Motor globaler Verwerfungen ist. Des einen Zwang ist des anderen Fluch: Wer die Strukturprobleme einer sozialökologischen Transformation in den Blick bekommen möchte, muss sich der Relationalität global ungleicher Produktions-, Arbeits- und Lebensweisen stellen.

 

Aus der Reihe
Klimawandel und Rohstoffe: Risiko oder Chance?
Extractivism Ringvorlesung im Wintersemester 2022/2023

Schon jetzt ist absehbar, dass die globale Bedeutung von Rohstoffen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Anstrengungen, die Energiewende nachhaltig zu meisten und damit den Klimawandel mitzugestalten erfordern es, Rohstoffen einen besonderen Stellenwert einzuräumen. Die angestrebte Energiewende zum Zweck der nachhaltigen Klimapolitik wird hierbei die Rohstoffgrundlagen der Weltökonomie massiv verändern. Dies bedeutet nicht nur tiefe Wandlungsprozesse für die Länder des Globalen Nordens, sondern hat auch schwerwiegende Auswirkungen für viele Länder des Südens, die von Rohstoffexporten abhängen. Damit wird die bestehende Struktur des internationalen Systems und der Weltwirtschaft herausgefordert.

Die Ringvorlesung wendet sich diesem Problemkontext zu und nähert sich den Fragen zunächst aus der Perspektive Lateinamerikas und dem Maghreb. Die Beiträge fokussieren auf das Verhältnis von Rohstoffen und Klimawandel aus empirischer, regionaler und/oder theoretischer Perspektive. Sie werden dadurch verbunden, dass sie nicht nur die Risiken des Verhältnisses von Rohstoffen und Klimawandel analysieren, sondern auch Möglichkeiten und Chancen ausleuchten.

Die Ringvorlesung findet donnerstags von 18 Uhr bis 20 Uhr abwechselnd in Kassel und Marburg statt. Um an der Veranstaltung online teilzunehmen, können Sie sich HIER registrieren.

 

Programm der Ringvorlesung

27.10.2022 in Kassel: 500 Jahre Verflechtung zwischen Lateinamerika und Europa (Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, Universität Kassel)

03.11.2022 in Kassel: Amazonas, Ölreserven und das Klimamanagement von Unternehmen: Eine brasilianische Perspektive auf die Erreichbarkeit der Pariser Klimaziele (Prof. Dr. Anita Engels, Thomas Frisch, Solange Commelin; Universität Hamburg)

10.11.2022 in Marburg: Patrimonialer Kapitalismus, Rente und Entwicklung (Prof. Dr. Oliver Schlumberger, Universität Tübingen)

17.11.2022 in Kassel: Geopolitik der „Großen Transformation“ (Prof. Dr. Markus Lederer, Technische Universität Darmstadt)

24.11.2022 in Kassel: Petrolismus im Nahen Osten (Prof. Dr. Martin Beck, Universität Kurdistan Hewlêr)

01.12.2022 in Kassel: Lieferkettengesetze und Zertifizierung von Ressourcen (Prof. Dr. Lena Partzsch, Freie Universität Berlin)

08.12.2022 in Marburg: Öl und Mittelschichten in Iran (Prof. Dr. Mohammed Farzanegan, Philipps-Universität Marburg)

15.12.2022 in Kassel: Kreislaufwirtschaft, Rohstoffe und Klimawandel (Prof. Dr. Sina Leipold, Umweltforschungszentrum Leipzig)

12.01.2023 in Marburg: Alles fließt? Die Bedeutung von Wasser für den Gesellschaftsvertrag in Marokko (Dr. Annabelle Houdret, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn)

19.01.2023 in Kassel: Ist Lateinamerika zu reich für Entwicklung? (Dr. Hannes Warnecke-Berger / Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, Universität Kassel)

26.01.2023 in Marburg: Klimawandel und Perspektiven sozial-ökologischer Transformation (Prof. Dr. Klaus Dörre, Friedrich-Schiller-Universität Jena)

02.02.2023 in Kassel: Neues vom "Ressourcenfluch": Zur Relationalität ungleicher Entwicklung (Prof. Dr. Stephan Lessenich, Goethe-Universität Frankfurt am Main)

09.02.2022 in Marburg: 500 Jahre Verflechtung zwischen Maghreb und Europa (Prof. Dr. Rachid Ouaissa, Philipps-Universität Marburg)

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