Teil der Lösung sein
Zuschauen, wie andere sich die Hände schmutzig machen kommt für Jovana nicht infrage: „Ich will gern selbst anpacken, auch wenn das mit viel Arbeit verbunden ist. Schließlich möchte ich später noch auf dieser Welt leben.“ Die Fähigkeit zum logisch-mathematischen Denken hat sich bei ihr schon früh gezeigt: „Mit sechzehn habe ich mir Bildbearbeitung und Filmschnitt beigebracht. Dafür brauchte ich irgendwann einen besseren Computer, aber mein Taschengeld war knapp. Also habe ich recherchiert und mir eben selbst einen aus günstigen Einzelteilen zusammengebaut.“ Fotografin oder Filmemacherin wollte sie dann aber doch nicht werden: „Ich habe irgendwann gemerkt, dass es die technischen Fragen sind, die mich interessieren: Wie ist eine Kamera aufgebaut? Wie funktioniert ein Computer? Wie fließt die Energie in Schaltkreisen?“
Die Vielfalt der Elektrotechnik hat Jovana überzeugt
Zunächst hat Jovana noch zwischen zwei Fächern geschwankt: Elektrotechnik und Informatik. Der Facettenreichtum der Elektrotechnik gab schließlich den Ausschlag. „Ein bisschen Programmieren lernen wir auch. Aber dazu kommen noch viele andere Inhalte und praktische Anteile.“ Ihr Wissen in der Praxis erproben die Studierenden zum Beispiel in der Modellfabrik, einer hochautomatisierten Industrie-Anlage im Kleinformat. Studierende verschiedener Fachbereiche können hier gemeinsam in praktischen Projekten die Steuerung und Überwachung solcher Fabriken kennenlernen und sich optimal auf ihre zukünftige Arbeit in der Industrie 4.0 vorbereiten.
Auch persönliche Interessen bringen Technik-Begeisterte an der Uni Kassel ein: Sie tüfteln in verschiedenen AG’s, zum Beispiel an Microcontrollern, 3D-Druckern oder im Hercules Racing Team. Letzteres tritt jährlich mit einem selbstkonstruierten Rennfahrzeug gegen Teams von mehr als 500 anderen Hochschulen an. Ganz nebenbei knüpfen sie so erste Kontakte zu Unternehmen.
Jovana arbeitet in den Semesterferien in der Autoindustrie. „An unserem Standort werden Getriebe für Elektroautos produziert. Im Werk stehen, die Theorie aus dem Studium auf ein echtes Getriebe anwenden und verstehen, wie es funktioniert – das macht einfach Riesenspaß!“ Ihr Arbeitgeber steckt gerade mitten in einem enormen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit. Jovanas Kompetenz wird hier gebraucht – während und nach dem Studium: „Das ist mir wichtig; Mit meiner Arbeit Teil der Lösung sein – nicht des Problems.“
Die Uni Kassel treibt das Thema Nachhaltigkeit schon seit Langem voran. Das neugegründeten Kassel Institute for Sustainability verstärkt diesen Schwerpunkt noch und wird künftig zusätzliche Studiengänge mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt an den Start bringen. Schon jetzt aber wissen Arbeitgeber, dass Absolventinnen und Absolventen wie Jovana vorbereitet sind, die Transformationen der Zukunft mitzugestalten.
Mehr Infos zum Bachelorstudiengang Elektrotechnik findest du hier: www.uni-kassel.de/go/b_elektrotechnik/
Als Mechatroniker ist Rehan ein gefragter Generalist
Rehan bastelt gern, an Autos zum Beispiel und an seinem 3D-Drucker. Damit entwickelt und druckt er Dinge, die seinen Alltag erleichtern. Sein letztes Projekt: Ein Adapter, auf den ein größerer Lüfter passt. Das optimiert die Kühlung beim Drucken. „Also einfach ausgedrückt: Ich habe den Drucker genutzt, um das Gerät selbst zu verbessern.“
Lösungen finden, kreativ sein und die exakte, klitzekleine Feinarbeit: All das fasziniert Rehan auch an seinem Studienfach Mechatronik. Das besteht aus Anteilen von Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Studierte Mechatronikerinnen und Mechatroniker sind Multi-Talente und können später Probleme aus allen Blickwinkeln analysieren. Das macht sie sehr gefragt in der globalisierten und digitalisierten Industrie.
Das Klischee vom unsozialen Technik-Nerd findet Rehan überholt: „Wenn man Mechatronik studiert hat, ist man im Unternehmen oft die Schnittstelle, zum Beispiel zwischen der Maschinenbauerin und dem Elektrotechniker. Man arbeitet eng mit anderen zusammen und muss sich in sie hineinversetzen.“
Mehr zum Bachelorstudium Mechatronik an der Uni Kassel erfährst du hier: www.uni-kassel.de/go/b_mechatronik
Studieren auch ohne Abi
Vor dem Studium hat Rehan eine Ausbildung zum Mechatroniker bei einem Autohersteller gemacht. Der braucht seine Fachkompetenz, fördert das Studium mit einem Stipendium und bietet ihm nach seinem Abschluss eine feste Stelle. Die Erfahrung aus der Ausbildung kommt ihm im Studium zugute: „Es hilft natürlich, dass ich mir schon eine gewisse Disziplin und praktische Grundlagen angeeignet habe.“
An der Uni Kassel kann man auch ohne allgemeine Hochschulreife, also das klassische Abitur, studieren, zum Beispiel mit einer fachgebundenen Hochschulreife oder einer Ausbildung plus Berufserfahrung. Rehan selbst hat das Fachabitur. Anderen will er Mut machen: „Klar war es am Anfang schwer. Für die Leute mit Abi war zum Beispiel der Mathe-Vorkurs nur eine Wiederholung, aber für mich war vieles neu. Die anderen schwimmen schon und du versuchst erst mal nur, dich über Wasser zu halten, das ist kein schönes Gefühl. Am Ende habe ich die Prüfung bestanden! Wenn man am Ball bleibt, ist es auch ohne Abitur machbar.“
Beim Durchhalten geholfen haben ihm die die regelmäßigen Mentoren-Gespräche mit den Profs: „Die haben mich total motiviert. Im ersten und zweiten Semester gibt es dafür einen festen Termin, bei dem man alle Fragen stellen kann. Aber auch außerhalb der Termine können wir immer in die Sprechstunden kommen.“
Du interessierst dich für das Studium ohne klassisches Abitur? Mehr Infos gibt es hier: https://www.uni-kassel.de/go/Durchblick_bekommen
„Die Profs haben für alle gegrillt“
Um den Kopf frei zu kriegen, treibt Rehan gern Sport im Fitnessstudio. Jovana engagiert sich in der Fachschaft. Die Fachschaft organisiert Veranstaltung für die Studierenden im Fachbereich und vertritt ihre Interessen innerhalb der Universität. Für Jovana ist das eine Möglichkeit, ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen besser kennenzulernen: „Es gehört für mich einfach zu einem Studium dazu, außerhalb von Lerngruppen oder Vorlesungsräumen etwas zusammen zu unternehmen. Die Atmosphäre hier im Fachbereich und der Umgang miteinander sind sehr locker. Letztens haben wir ein Sommerfest organisiert, da haben die Profs für alle Würstchen gegrillt.“
„Vor drei Jahren dachte ich nicht mal, dass ich studieren würde“
Die beiden sind zuversichtlich, was ihre Zukunft betrifft. Jovana strebt eine Führungsposition an: „Ich bin jetzt schon bei Freunden die Technikexpertin. Wenn man dann noch Elektrotechnik studiert, macht es Sinn, das Wissen irgendwann auch beruflich weiterzugeben und andere anzuleiten.“ Rehan möchte sich nach dem Studium noch alles offenhalten: „Ich lasse das auf mich zukommen. Vor drei Jahren habe ich noch nicht mal gedacht, dass ich später studieren würde!“
Der Artikel ist ursprünglich erschienen in: "StadtZeit Kassel", Nr. 117, Jahrgang 20 (Ausgabe August/September 2023). Das ganze Magazin ist online abrufbar unter: https://stadtzeit-kassel.de/pdf/StadtZeit-117.pdf