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06.02.2025

Netzwerke für Pandemieresilienz: Sondierungsreise des Kassel Institute for Sustainability nach Perú

Ende September reiste eine Delegation der Universtität Kassel nach Perú, um im Rahmen des BMBF Projektes „NetVor-PERU“ institutionelle und zivilgesellschaftliche Partner:Innen für zukünftige Forschungskooperationen zum Thema Pandemieresilienz zu identifizieren. Im Fokus steht dabei die soziale Vulnerabilität und resilienzfördernde Netzwerke, wobei davon ausgegangen wird, dass sich die Prioritäten aufgrund der unterschiedlichen Umweltkontexte in den drei prägnanten Ökoregionen Perus (Küstennahe Wüsten, Hochgebirge und tropischer Regenwald) unterscheiden. Entsprechend wurden in jeder Region die Schwerpunkte auf andere Fachgebiete gelegt.

Ende September unternahm eine Delegation des Fachgebiets Human-Environment Interactions die dreiwöchige Reise nach Arequipa, Cuzco und Puerto Maldonado und erschloß aufbauend auf einer früheren Kooperation Kontakte zu Kolleg:Innen anknüpfender Fachgebiete und Perspektiven im Sinne des bewährten Pressure-and-Release Modells. Die Impulse aus einer Serie von Workshops und Kennenlerntreffen dienen der Planung zukünftiger gemeinsamer Forschungsanträge, in welchen die regional spezifischen epidemiologischen Risiken und sozialen Resilienzstrategien und -faktoren untersucht werden sollen.

In Arequipa, der zweitgrößte Stadt Perus, liegt der Fokus auf der Stadtstruktur und Umweltproblemen, verursacht durch Kontamination der knappen Wasserressourcen durch Pestizideinsatz in urbanen Landwirtschaftsflächen und Tagebau. Besucht wurden unter anderem die Universidad Nacional de San Agustín (Julio Raul Medina Cruz) und die Universidad Tecnológica del Peru (Valkyria Ibarcena).

In Cuzco im Herzen der Anden wurden neben der Universidad Andina auch NGOs (https://cbc.org.pe/) mit Kontakten zu indigenen Gruppen aufgesucht. Die regional bedeutende Weidenutzung durch Alpacas ist aus epidemiologischer Perspektive von daher interessant, als dass diese Tiere aus der Familie der Kamele Antikörper gegen eine Vielzahl von Corona-Viren besitzen. Die soziale Vulnerabilität liegt hier in der habitualisierten Marginalisierung andiner Lebensweisen. Überrascht waren wir hier von der Größe der Bibliothek und der Vielzahl an Aufsätzen mit lokalen empirischen Studien, die sonst nirgendwo, und erst recht nicht digital, zu finden sind. Ein wahrer Schatz!

Zuletzt wurde die Stadt Puerto Maldonado besucht, welche das Dreh- und Angelkreuz im südlichen peruanischen Regenwald darstellt, sowie die Transmissionsstrecke nach Brasilien und damit von Ozean zu Ozean. Gesundheitliche und epidemiologische Risiken bestehen hier auf vielfältige Art und Weise, sei es durch Rauchwolken aufgrund von Entwaldung oder Quecksilberkontamiation durch alluviales Goldschürfen. Auch das Risiko neuer Zoonosen ist durch das zunehmende Eindringen in die Primärwälder gegeben. Umgekehrt gefährdet der Durchgangsverkehr der Moderne in weitgehender Isolation lebende Gruppen durch Ansteckung beispielsweise mit akuten Atemwegsinfekten, die für Touristen idR. harmlos sind. Viele wirtschaftliche Aktivitäten der Region sind kriminalisiert, das staatliche, moderne Gesundheitsystem unzureichend und teuer, während traditionelle Heilpflanzen und das Wissen darüber verdrängt werden.