05.10.2021

Uni Kassel be­setzt Rad-Pro­fes­sur mit Ver­kehrs­psy­cho­lo­gin An­ge­la Francke

Der Straßenverkehr produziert mehr als ein Viertel des EU-weiten CO2-Ausstoßes. Welchen Beitrag das Rad zur Verkehrswende leisten kann, erforscht die renommierte Verkehrspsychologin Prof. Dr. Angela Francke künftig an der Universität Kassel; sie besetzt dort ab 1. Oktober die neue Professur Radverkehr und Nahmobilität – das erweitert auch die Möglichkeiten für Studierende.

„Hessen wird immer mehr zum wissenschaftlichen Schrittmacher bei der Verbesserung des Radverkehrs in Deutschland. Nun ist auch die dritte der Stiftungsprofessuren besetzt, die wir aus dem Programm des Bundes nach Hessen holen konnten. Es ist bemerkenswert, dass drei der bundesweit sieben Stiftungsprofessuren nach Hessen gingen. Das ist auch eine Bestätigung der Grundhaltung der hessischen Mobilitätspolitik: Wir begreifen Fuß- und Radverkehr als integralen Bestandteil eines modernen Mobilitätssystems und wollen ihn optimal ausbauen. Dafür brauchen wir wissenschaftliche Expertise“, erklärten die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn und der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir in einem gemeinsamen Statement.

Als „perfekt passendes Puzzleteil“ bezeichnete Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ute Clement die Professur und die Berufung von Francke: „Die Nachhaltigkeitsforschung ist an der Universität Kassel seit jeher profiliert, auch die Forschung zu umweltverträglichen Formen von Mobilität im Besonderen. Wir bauen diesen Nachhaltigkeits-Fokus gerade noch einmal deutlich aus und schaffen damit auch neue Studienangebote für junge Leute, die eine dauerhaft lebenswerte Welt mitgestalten wollen. Forschung und Lehre von Frau Francke, die ingenieurwissenschaftliche und psychologische Ansätze verbindet und auch Methoden beispielsweise aus der Informatik einbezieht, fügen sich da wunderbar ein.“

Angela Francke wurde an der TU Dresden am Lehrstuhl Verkehrspsychologie promoviert, mit einer Arbeit zu differenzierten Preissystemen im urbanen Verkehr zur Förderung von umweltfreundlichem Mobilitätsverhalten. Seit vielen Jahren forscht sie zu nachhaltiger Mobilität mit einem Fokus auf den Radverkehr sowie die Radfahrenden und ihre Bedürfnisse. Im März 2021 trat sie zunächst eine Professur an der Hochschule Karlsruhe an, bevor sie nun nach Kassel wechselt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u. a. bei aktiver Mobilität und Infrastruktur, intermodalen Verknüpfungen, Verkehrssicherheit sowie auf der empirischen Datenanalyse von Mobilitätsverhalten. Sie bringt Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit dem globalen Süden und einen Blick auf internationale Radverkehrslösungen mit.

„In meiner Forschung interessiert mich nicht nur der Radverkehr, sondern das Zusammenspiel aller Verkehrsmittel und Verkehrsteilnehmenden“, erklärt Francke. „Aus den Erkenntnissen können die Gestalter der Verkehrswende auch ableiten, wie der Umbau der Mobilität in den kommenden Jahren hin zu mehr Nachhaltigkeit gelingen kann. Diese Transformation möchte ich wissenschaftlich begleiten und mitgestalten, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern aus Verwaltung, Politik und Unternehmen.“

In Kassel trifft sie auf ein „besonders spannendes Forschungsfeld“, findet Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer. Er ist Leiter des Fachgebiets „Verkehrsplanung und Verkehrssysteme“ und war federführend dabei, für diese Professur Gelder des Bundesverkehrsministeriums einzuwerben. „Kassel ist stark durch das Leitbild einer autogerechten Stadt der Nachkriegszeit geprägt. Der Umbau zu einer menschengerechten Stadt kann exemplarisch für andere deutsche Städte sein.“

Die Studierenden der Universität Kassel werden sowohl in bestehenden Studiengängen als auch im neuen Master „Mobilität, Verkehr und Infrastruktur“ von der neuen Professur profitieren. Dieser Master verbindet ab dem Wintersemester 2021/2022 Inhalte aus den Ingenieurwissenschaften mit Informatik, Mathematik, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Der Bund fördert die Professur als Stiftungsprofessur mit 1,4 Mio. Euro für fünf Jahre. Die Professur wird anschließend aus eigenen Mitteln der Universität finanziert. Im Rahmen des „Nationalen Radverkehrsplans 2020" hatte das Bundesverkehrsministerium im April 2019 die Möglichkeit für Universitäten und Hochschulen in Deutschland geschaffen, sich um eine Stiftungsprofessur zu bewerben.

 

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Sebastian Mense
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