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23.08.2021

Bericht aus dem GAMM-Rundbrief: GAMM 2020@2021, virtuell veranstaltet von/ aus Kassel

von Olaf Wünsch, Detlef Kuhl, Andreas Meister und Andreas Ricoeur

Jetzt also doch virtuell! Nach jahrelanger Planung und der kurzfristigen Absage der GAMM 2020 an der Universität Kassel hoffte das lokale Veranstaltungsteam lange an einen Neustart in Präsenz für 2021. Bestehen doch erst seit kurzer Zeit die erforderlichen Infrastrukturen, um diese traditionsreiche Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik erstmalig auf dem Universitätsgelände in Kassel adäquat durchführen zu können. Daher hatte sich das Veranstaltungsteam sehr gefreut, nachdem die Einladung vom GAMM-Vorstand angenommen wurde. Doch ein kleiner Virus in der Größenordnung von 100 nm hatte etwas dagegen und machte alle Hoffnungen zunichte. Schon im Herbst 2020 musste angesichts der Entwicklung von bis dahin wenig bekannten Kennzahlen wie 7-Tage-Inzidenz und 7-Tage- R-Wert die Entscheidung zu Gunsten eines virtuellen Formats gefällt werden. Statt der Zuordnung von Sektionen zu Seminarräumen, der Kennzeichnung von Wegen auf dem Gelände, der Organisation des Begleitprogramms, um nur wenige Beispiele zu nennen, standen jetzt die Verknüpfung der Vorträge mit virtuellen Übertragungsräumen der Videokonferenzsoftware und andere informationstechnische Aufgaben im Focus. An dieser Stelle schon einmal herzlichen Dank an die beteiligten Personen für die perfekte Unterstützung. Und so fand die 91. Jahrestagung der GAMM digital vom 15.-19. März 2021 an der gastgebenden Universität Kassel statt.

Das wissenschaftliche Programm war umfangreich und vielfältig: 840 Anmeldungen für die Vorträge in 24 verschiedenen Sektionen, sieben Plenarveranstaltungen durch anerkannte nationale und internationale Experten aus dem Bereich der Angewandten Mathematik und Mechanik, Postersessions, Minisymposien und Berichte zu aktuellen DFG-Programmen zeigten die enorme Vielfalt der wissenschaftlichen Entwicklungen rund um die Angewandte Mathematik und Mechanik. Herauszuheben sind die Vortragenden der Plenarveranstaltungen. Der Bereich der Mathematik wurde von Laura Grigori vom INRIA Paris, Carola Schönlieb von der Universität Cambridge und Josef Malek, Charles Universität Prag vertreten. Das Spektrum der Themen ging von dem Design robuster Algorithmen über datengetriebene Variationsmodelle für inverse Probleme bis zu den Navier-Stokes-Gleichungen. In der Mechanik wurden Aspekte bei nichtlinearen Finiten Elementen, bei Grenzflächen, bei der Modellierung von porösen Medien und bei Faraday-Wellen von Stefan Hartmann (TU Clausthal), Jörg Mosler (TU Dortmund), Holger Steeb (Universität Stuttgart) und Laurette Tuckermann (ESPCI Paris) erläutert. Weitere Höhepunkte waren die Verleihung des Ludwig-Prandtl-Ringes an Ann Dowling für ihre Arbeiten zum Verständnis von Verbrennungsinstabilitäten in Strahltriebwerken und zur Reduzierung von Fluglärm, die Ludwig-Prandtl- Gedächtnis-Vorlesung von Ulrich Schumann (DLR) über atmosphärische Bewegungen und die vier Vorträge der Richard-von-Mises-Preisträger*innen für Angewandte Mathematik und Mechanik. Coronabedingt wurde dieser Preis für die Jahre 2020 und 2021 gemeinsam an Elisa Davoli, Fadi Aldakheel, Silvia Budday und Thomas Berger verliehen. Mit den öffentlichen Vorträgen gelang es, ein wenig Lokalkolorit in den virtuellen Tagungsverlauf zu spiegeln. Siegfried Hoß von der Museumslandschaft Hessen Kassel präsentierte sehr anschaulich die Wasserkünste von Wilhelmshöhe und Timo Mappes vom Deutschen Optischen Museum zeigte auf kurzweilige Weise die hundertjährige Entwicklung wissenschaftlicher Mikroskope zwischen 1820 und 1920, wobei er auch auf Exponate des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts in Kassel einging. Traditionell wird auf der GAMM-Jahrestagung auch dem jüngeren Forschungsnachwuchs eine eigene Plattform geboten. Auch dieses Jahr fand das YAMM-Lunch der GAMM-Junioren, wenn auch nur virtuell, unter großer Beteiligung statt. Zwölf Experten aus dem gesamten Spektrum der Angewandten Mathematik und Mechanik stellten sich den Fragen der jungen Nachwuchswissenschaftler. Das Young Researcher Minisymposium zu sechs verschiedenen Themen wurde ebenfalls sehr gut nachgefragt.

Nach fünf ereignisreichen Tagen endete die virtuelle 91. Jahrestagung der GAMM 2020@2021 ohne größere technische Probleme. Klassiker bei virtuellen Veranstaltungen wie nicht eingeschaltete Mikrophone und Schwierigkeiten beim Hochladen der Vorträge wurden souverän von den vielen

Personen im Hintergrund gemeistert. Namentlich herausheben im Bereich der Organisation wollen wir Stefan Descher und Kevin Watzl, die mit tollem Engagement und unermüdlichen Nachdruck im Konferenzsekretariat das Gelingen dieser speziellen Tagung erst möglich gemacht haben. Ganz herzlichen Dank dafür! Weiterhin bedanken wir uns beim lokalen Organisationsteam und dem Programmkomitee für Ihre unermüdliche Arbeit mit dem gemeinsamen Ziel, eine erfolgreiche und besondere Tagung durchzuführen. Unser besonderer Dank gilt dem Präsidium unserer Universität Kassel. Sie hat die Durchführung der Tagung von Anfang an sowohl finanziell als auch logistisch mit der Bereitstellung des technischen Equipments zur Videoübertragung hervorragend unterstützt. Nur so konnten wir uns als Universität Kassel angemessen in diesem Format präsentieren.

Was bleibt? Eine GAMM-Jahrestagung, die erstmalig in Kassel stattfand, sich (ebenfalls erstmalig) über zwei Jahre erstreckte und als erste virtuelle Tagung in die GAMM- Geschichte eingegangen ist. Gerne hätten wir neben dem wissenschaftlichen Programm auch die Universität Kassel und die Stadt Kassel in direktem Kontakt präsentiert. So bleibt uns nur die herzliche Einladung auszusprechen, zu einer anderen Gelegenheit und zu anderen Zeiten nach Kassel zu kommen. Wir freuen uns aber auf jeden Fall, im nächsten Jahr alle Mitglieder und Freunde der GAMM auf der 92. Jahrestagung im August 2022 in Aachen (und in Präsenz!) wiederzusehen.

 

Rundbrief unter: https://www.gamm-ev.de/wp-content/uploads/2021/11/Gamm2021_2-web2.pdf