Fachbereich6
Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung
Werkstatt für Dialogische Planung


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Werkzeug



Bewegungslandkarte
Die Bewegungslandkarte stammt ursprünglich aus der Kinderbeteiligung. In abgewandelter Form kann sie aber auch mit Jugendlichen und Erwachsenen angewandt werden. In spielerischer Form zeigen sich die TeilnehmerInnen gegenseitig »ihre Lebenswelt« und können miteinander ins Gespräch kommen. Aufgrund der spielerischen Annäherung an den jeweiligen Alltag eignet sich die Bewegungslandkarte gut als Einstieg in die Bestandsaufnahme und zur Themenfindung bei konkreten Planungsvorhaben (an welchen Orten besteht großer Handlungsbedarf?).


Durchführung
Auf eine große asphaltierte Fläche (z. B. einen Schulhof) wird der Stadtteil, das Dorf mit seinen Straßen und wichtigen Orten aufgezeichnet (als Karte). Nachdem die TeilnehmerInnen auf der Karte »ihr Wohnhaus« aufgesucht haben, spielen sie einen Tag mit schönem Wetter nach, d. h. die Uhrzeit wird von der Spielleitung vorgegeben und die TeilnehmerInnen suchen die entsprechenden Orte dazu auf. Sie bewegen sich in Raum und Zeit, orientieren sich dabei auf der Karte und machen sich ihren Alltag bewusst.
In der zweiten Hälfte des »Spiels« werden von der Spielleitung Fragen gestellt, zu denen bestimmte Orte auf der Karte aufgesucht werden sollen. Die Fragen sind abhängig vom Erkenntnisinteresse, z. B.: »Suche einen Ort auf, an dem du dich bei schönem Wetter gerne aufhältst?« oder »Suche einen Ort auf, wo du nicht gerne bist, den du meidest?« Die TeilnehmerInnen sollen von der Spielleitung animiert werden, an jedem Ort das Gespräch untereinander zu suchen, um zu erfahren, wo sie sich befinden, was sie dort machen und warum dieser Ort diese Bedeutung für sie hat. Wichtig ist, dass die Aktion an dieser Stelle nicht aufhört, sondern dass die Bewegungslandkarte in ein Projekt eingebunden ist, in dem die Aussagen/Erfahrungen aufbereitet und diskutiert werden. So können die TeilnehmerInnen ihre auf der Karte aufgesuchten Orte auf einen Ortsplan mit einem Klebepunkt übertragen und Begehungen/Fotostreifzüge zu den Orten machen, um sie näher zu beschreiben. Untereinander können sie diskutieren, welche Probleme und Veränderungen ihnen gemeinsam wichtig sind. Dies kann dann Ausgangspunkt für Gespräche mit VertreterInnen aus Verwaltung und Politik, anderen NutzerInnen und lokalen AkteurInnen und somit Teil eines Kommunikations- und Einigungsprozesses sein. Bei der Durchführung mit Kindern können Erwachsene und andere Kinder als InterviewerInnen umhergehen und Kinder mit einem Aufnahmegerät zu dem aufgesuchten Ort befragen. Das erhöht die Bedeutung des Spiels und fördert die Kommunikation der Kinder untereinander.


Aufwand/Dauer
Das Aufzeichnen der Karte nimmt mehrere Stunden Zeit in Anspruch. Das Durchspielen der Bewegungslandkarte an sich dauert etwa 30–60 Minuten. Mit Erwachsenen kann die Karte aber auf wenige prägnante/wichtige Orte reduziert werden bzw. während der Durchführung ergänzt werden.


Zielgruppe/Anzahl der TeilnehmerInnen
Die Bewegungslandkarte kann mit großen Gruppen von bis zu 100 Personen durchgeführt werden. Je nach Personengröße sollte die aufgemalte Karte größer ausfallen. Sie eignet sich besonders gut für Kinder, lässt sich aber auch mit Erwachsenen und Jugendlichen anwenden.


Zu beachten
Besonders Kindern macht es großen Spaß, sich auf einem großen Plan zu bewegen. Gleichzeitig fällt es ihnen schwerer als Erwachsenen, die Orientierung zu behalten. Deswegen ist es wichtig, bekannte Orte gut sichtbar hervorzuheben.


Weiterarbeit
Im Anschluss kann eine ausführlichere Bestandsaufnahme z.B. Kartenabfrage, Klagemauer, (?) Punkten am Ortsplan durchgeführt werden.


Literatur
Magistrat der Stadt Witzenhausen, Landesjugendamt Hessen (Hrsg.): »... toll, dass wir gefragt werden ...« Die Bewegungslandkarte ist eine Methode zur Kinderbeteiligung, Witzenhausen, 2000


Kontakt
| Werkstatt für Dialogische Planung | Letzte Änderung 02.05.2003 |