Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung
FG Stadtentwicklungsplanung und Stadtmanagement
Dissertation

Forschung

Dipl.-Ing. Anke Kaschlik
Betreuung: Prof. Ingrid Lübke, Prof. Dr. Rolf Keim

Dissertationsvorhaben von
Segregation, Stadtraum und Wohnungsmarkt in der schrumpfenden StadtregionStadtplanerische und wohnungspolitische Bausteine für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung in Kassel
Innerhalb europäischer Gesellschaften verschärfen sich soziale Ungleichheiten. Das sich weitere Öffnen der Einkommensschere, die wachsende Bedeutung deskriptiver Merkmale zusätzlich begünstigt durch sogen. neue Lebensstile führt zu weiteren Ausdifferenzierungen innerhalb der Stadtgesellschaft bis hin zur Marginalisierung verschiedener sozialer Gruppen und somit zu verstärkten Integrationsaufgaben. Soziale Ungleichheiten schlagen sich immer deutlicher auch im Stadtraum nieder: Durch die andauernde Abwanderung besser oder überhaupt Verdienender aus weniger attraktiven Lagen, begünstigt durch die allgemeine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt, die notwendige Integration von Zuwandernden, Rückgänge im mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungsbestand ... verschärft sich die Situation insbesondere in innerstädtischen Gebieten und in den großen Siedlungen der 60er bis 80er Jahre. Residenzielle Segregation muss jedoch aufgrund benachteiligender Effekte benachteiligter Quartiere im Rahmen gehalten bzw. reduziert werden. Z.B. ist (der eingeschränkte Zugang zu) Bildung entscheidend für die Verfestigung sozialer Ungleichheit; das Streben nach Bildung wird erheblich durch das Milieu, das Lebensumfeld, also insbesondere auch durch residenzielle Segregation sowie die Qualitäten und Ausstattung des Wohnumfeldes (mit)bestimmt.
Daneben stellen widersprüchliche Entwicklungen am Wohnungsmarkt (Leerstände im Geschosswohnungsbau bei gleichzeitig anhaltender Nachfrage nach Einzelhausgrundstücken und billigen Mietwohnungen) und zurückgehende finanzielle Handlungsspielräume der öffentlichen Hände bei wachsenden Aufgaben die Städte vor weitere Herausforderungen; sie sehen sich in ihren Handlungsspielräumen eingeschränkt. Ein allein den Marktmechanismen überlassenes Wohnungsangebot ebenso wie die weitere Liberalisierung von Stadtplanung und -politik und Privatisierung bisher öffentlicher Aufgaben hätte aber neben negativen Auswirkungen auf die Wohnversorgungssituation benachteiligter Gruppen auch die Verstärkung sozialräumlicher Segregation zur Folge.
Residenzielle Segregation ist bedingt durch unterschiedliche sich wechselseitig beeinflussenden Faktoren wie soziale Ungleichheit, stadträumliche Qualitäten und Defizite, Mechanismen und Barrieren am Wohnungsmarkt (wie Einkommensunterschiede und Diskriminierungen).
Ziele der Arbeit sind als erstes Erkenntnisse über das Ausmaß und Formen sozialräumlicher Segregation sowie tendenzielle Veränderungen unter dem Einfluss von demographischen Veränderungen, Wohnungsnot und -leerständen, Rückgängen im Sozialwohnungsbestand ... in mittleren Großstädten. Mit Hilfe der parallelen Analyse von baulich-räumlicher Struktur und Sozialstruktur in ihren Veränderungen seit 1985 (dem Jahr der niedrigsten Bevölkerungszahl seit den 60er Jahren) sollen Entwicklungszusammenhänge aufgedeckt und Hinweise auf mögliche Problemgebiete gefunden werden.
Die Gegenüberstellung dieser realen Entwicklungen mit den Veränderungen in Stadtplanung und -politik bzw. Wohnungspolitik sollen Erkenntnisse über deren Wirkung auf die Segregation liefern, um daraus Bausteine zukünftiger Strategien für eine sozial ausgewogene Stadt- und Wohnungspolitik und Anhaltspunkte für die Beurteilung von Fördernotwendigkeiten in Wohnungsbau und Wohnungsversorgung in Städten/Regionen mit rückläufigen Bevölkerungszahlen generieren zu können.

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Kontakt Stadtentwicklungsplanung und Stadtmanagement | 10/19/06