Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung
FG Stadtentwicklungsplanung und Stadtmanagement
Dissertation

Forschung

Dipl.-Ing. Dipl.-Oec. Sven-Patrick Marx
Betreuung: Prof. Dr. Ulla Terlinden, Prof. Ingrid Lübke

Dissertationsvorhaben
Europäische Stadtplanung im Spannungsfeld zwischen Umbruch und Kontinuität - Eine komparative Untersuchung der Stadtplanung Deutschlands, Großbritanniens und der Niederlande anhand großflächiger Stadtumbauprojekte
Im Mittelpunkt des Dissertationsvorhabens steht die Stadtplanung Deutschlands, Großbritanniens und der Niederlande, deren aktuelle Entwicklung vor dem Hintergrund des potenziellen Spannungsfeldes zwischen Umbruch und Kontinuität untersucht werden soll. Beide Phänomene – Umbruch und Kontinuität – prägen die aktuelle Stadtplanung trotz ihrer Verschiedenartigkeit gleichermaßen intensiv. So verdichten sich einerseits die seit den 1970er Jahren wirksamen sozio-ökonomischen, sozio-kulturellen und räumlichen Transformationsprozesse zu einem Entwicklungsbruch, der erhebliche Auswirkungen auf die Stadtplanung hat (z.B. veränderte Handlungsmöglichkeiten und Zielrichtung, starke Intensivierung öffentlich-privater Kooperationen, Entwicklung post-positivistischer Planungsansätze). Dieser nicht-linearen Entwicklung folgen allerdings grundlegende Elemente der Stadtplanung, wie die planungsrechtlichen Systeme oder die politisch-administrative Verankerung, nicht – sie beschreiben stattdessen eine lineare, von hoher Kontinuität geprägte Entwicklung. Das aus dieser Entwicklungsdiskrepanz resultierende Spannungsfeld erstreckt sich zum einen auf die Legitimationsbasis der Stadtplanung (insbesondere mit der Zurückdrängung der Allgemeinwohlorientierung), darüber hinaus aber auch auf die Steuerung der baulich-räumlichen Entwicklung mittels geeigneter Methoden und Instrumente und erlangt aufgrund dieses bemerkenswerten Umfangs für die Entwicklung der Stadtplanung eine zentrale Bedeutung. Durch die einseitige Konzentration der jüngeren planungswissenschaftlichen Auseinandersetzungen auf die stadtplanerischen Auswirkungen des Umbruchs und deren Verarbeitung, fand das skizzierte Spannungsfeld bisher keine hinreichende wissenschaftliche Berücksichtigung. Da eine Erforschung dieses Spannungsfelds für ein differenziertes und umfassendes Verständnis der Disziplin und ihrer Weiterentwicklung allerdings unerlässlich erscheint, rückt es im hier dargelegten Vorhaben in den Mittelpunkt der Betrachtung.
Mit einer qualitativen, auf Fallstudien gründenden Untersuchung, in deren Zentrum großflächige, innerstädtische Stadtumbauprojekte aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden stehen, wird die Erforschung des Spannungsfeldes vorgenommen. Methodisch konzentriert sich die Primärerhebung auf die Durchführung semi-strukturierter Experteninterviews mit den jeweiligen Projektverantwortlichen und -beteiligten. Durch die komparative Untersuchung der Stadtplanung in den genannten drei Ländern, die unterschiedlichen planungsrechtlichen Systemfamilien angehören, will das Vorhaben einen Beitrag zur fortschreitenden, aber bislang noch vergleichsweise schwach ausgeprägten Europäisierung der Disziplin leisten. Zudem zielt das Vorhaben auf eine mögliche Verringerung der wissenschaftlich viel diskutierten &Mac226;Kluft’ zwischen Planungstheorie und Planungspraxis (&Mac226;Theory-practice-gap’). Indem die bedeutendsten Ansätze der jüngeren Planungstheorie aufgegriffen und der zu untersuchenden Planungspraxis gegenübergestellt werden, bilden die aufgedeckten Diskrepanzen den Ausgangspunkt für Vorschläge zur Änderung und/oder Weiterentwicklung der planungstheoretischen Ansätze.

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Kontakt Stadtentwicklungsplanung und Stadtmanagement | 10/19/06