Seite 32-33 - WissenschafftKultur

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Bibliothek  
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  Bibliothek
Handschriften spiegeln unsere Geschichte
Schätze aus 15 Jahrhunderten
Der Salon lebt
die Eulensaalgespräche
Im schönen Ambiente des Eulensaals der Landesbibliothek und Murhardschen Bib-
liothek, dem vormaligen Lesesaal, findet die Reihe »Treffpunkt Eulensaal« statt. Es
sind sechs bis acht unterschiedliche Veranstaltungen mit Kooperationspartnern in-
und außerhalb der Universität. Veranstalter ist die Universitätsbibliothek. Vorträge,
Buchpräsentationen und Lesungen spannen einen weiten Bogen von Geschichte,
Politik, Soziologie über Kunst, Musik, Literatur bis hin zu Theologie und Philosophie.
»Treffpunkt Eulensaal« richtet sich an ein breites Publikum – auch außerhalb der
Universität in Stadt und Region. Ein großzügiges, dank den Spenden von Bürgern
und Bürgerinnen ausgebautes Entree steht darüber hinaus mit attraktiven Ausstel-
lungsflächen zur Verfügung.
www.uni-kassel.de/
kultur
Bürgerengagement ist prägend
für die Murhardsche Biblio-
thek: Der Eingangsbereich
zum Eulensaal konnte so neu
gestaltet werden
Eine wahre Schatzkammer ist die Handschriftenabteilung
der Kasseler Universitätsbibliothek. Mehr als 10.000 Hand-
schriften, Notenwerke, wertvolle Drucke – darunter eine
Gutenberg-Bibel – Autografen und Nachlässe werden in ihr
aufbewahrt. Sie hat damit Weltgeltung – auch für die Wis-
senschaft. Die ältesten Handschriften der Kasseler Samm-
lung stammen aus der Zeit der Christianisierung, darunter
das früheste vollständig erhaltene Manuskript des »De Bello
Iudaico« von Flavius Josephus. Die im 6. Jahrhundert entstan-
dene Handschrift kam über Italien und Südengland mit dem
heiligen Bonifatius im 8. Jahrhundert in die Region.
Das »Hildebrandlied« ist das einzige erhaltene germani-
sche Heldenlied. Es markiert den Beginn volkssprachlicher
weltlicher Literatur; die Handschrift stammt aus der ersten
Hälfte des 9. Jahrhunderts. Ein bedeutendes Zeugnis der
Buchmalerei, aber auch herrschaftlichen Repräsentations-
willens, ist der »Willehalm-Codex« aus dem 14. Jahrhundert.
Mit der strahlenden Farbigkeit und Präzision der Miniaturen
sowie reichlich aufgetragenem Gold ist er ein Höhepunkt der
spätmittelalterlichen Buchmalerei.
Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert war Kassel
ein bedeutender Ort der naturwissenschaftlichen Forschung
und des Musiklebens. Textzeugen dieser Zeit haben sich in
wichtigen Teilen erhalten, darunter Schriften, die für die Al-
chemistenwerkstatt am Landgrafenhof erworben wurden.
Die Kasseler Alchemica-Sammlung ist die größte ihrer Art
in Deutschland. Beispiel für die reiche Musikaliensammlung
sind die mehr als 60 Handschriften von Heinrich Schütz, unter
denen sich sogar die weltweit älteste Partitur befindet.
Ein Teil dieser unschätzbaren Handschriften wird in einem
für das Publikum begehbaren Tresor gezeigt. Daneben finden
wechselnde Themenausstellungen in der Landesbibliothek
und Murhardschen Bibliothek statt. Aufgrund von Bauar-
beiten ab April 2012 bis voraussichtlich im April 2015 ist es
nur eingeschränkt möglich, die kostbaren Schätze zu sehen.
Einzelne Stücke aus dem historischen Bestand können nach
vorheriger Anmeldung mit Gruppen (7 –15 Personen) im Hand-
schriftenlesesaal angesehen werden. Termine können über
die Handschriftenabteilung vereinbart werden. Virtuelle Ein-
blicke in den wertvollen historischen Bestand gibt außerdem
das digitale Online-Archiv ›
ORKA
‹ der Universitätsbibliothek
Kassel.
Ab 2015 werden die einzigartigen Schätze in einem neu
gestalteten Ausstellungsbereich und mit neuem Präsentati-
onskonzept wieder allen Interessierten zur Verfügung stehen.