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Literatur und Philosophie  
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  Literatur und Philosophie
Große Namen vertreten die Gegenwart
Die Kasseler Grimm-Professur
Seit mehr als 20 Jahren wird jährlich die Kasseler Grimm-Professur vergeben, unterstützt durch die Kas-
seler Sparkasse. Sie erinnert an die Editionstätigkeit und literaturwissenschaftliche Arbeit von Jakob und
Wilhelm Grimm und will einen Beitrag leisten zum lebendigen Austausch zwischen Literaturwissenschaft
und Gegenwartsliteratur. Insbesondere dem Schaffen in den Grenzbereichen zwischen verschiedenen
Medien bietet sie ein öffentliches Forum.
Die Veranstaltung ist auf drei Tage angelegt, ihre Höhepunkte sind eine öffentliche Vorlesung des
Grimm-Professors sowie ein Seminar mit Studierenden der Universität Kassel und interessierten Bür-
gerinnen und Bürgern. So wird eine intensive Auseinandersetzung im Spannungsfeld von Wissenschaft
und Literatur geschaffen und das Spektrum an wissenschaftlichen Perspektiven erweitert.
Die bisherigen Träger der Kasseler Grimm-Professur sind unter Anderen: Tankred Dorst, Ludwig Harig,
Klaus Harpprecht, Dieter Kühn, die Nobelpreisträgerin Herta Müller, Oskar Pastior, Rafik Schami und
Volker Schlöndorff. 2012 wurde die Professur an Uwe Timm vergeben, einen der größten Erzähler der
deutschen Literatur des letzten halben Jahrhunderts.
www.uni-kassel.de/
kultur
Inspiratives Kassel
wicht ige Schaffensperiode der Brüder Grimm
Jakob und Wilhelm Grimm haben den größten Teil ihres Lebens und ihre produktivste Schaffenszeit in
Kassel verbracht, sie waren Bibliothekare der landgräflichen Bibliothek im Fridericianum, deren erhal-
tene Bestände heute Teil der Universitätsbibliothek sind. Bis heute am bekanntesten geblieben und
in nahezu alle Sprachen dieser Welt übersetzt ist ihre Sammlung der Kinder- und Hausmärchen. Ihre
Handexemplare wurden 2005 als Weltdokumentenerbe von der UNESCO anerkannt. Was ein wenig
im Schatten der so populären Märchen steht: Die Brüder edierten zahlreiche Literaturdenkmäler des
Mittelalters, darunter das Hildebrandlied als ältestes germanisches Heldenlied, das heute in der Uni-
versitätsbibliothek/Murhardschen Bibliothek aufbewahrt wird, den »Altdeutschen Meistersang«, die
»Altdänische Heldenlieder« und vieles mehr.
Bahnbrechend war die Arbeit Jacob Grimms an der »Deutschen Grammatik«, mit der er als Erster
die Entwicklung der indoeuropäischen Sprachen verfolgte und damit nicht weniger als das Fundament
für die moderne Etymologie legte. Das »Deutsche Wörterbuch«, an dem die Brüder ab 1838 arbeiteten,
ist das größte und umfassendste Wörterbuch zur deutschen Sprache seit dem 16. Jahrhundert mit
Wortbedeutungen und Belegstellen. Seine literarische Würdigung erfuhr es zuletzt durch den Roman
»Grimms Wörter« (2010) des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass.
Die Universität Kassel hat den Namen der Brüder Grimm mit zwei germanistischen Professuren
verbunden: einerseits der seit zwanzig Jahren etablierten Kasseler Grimm-Professur und der neu ein-
gerichteten Stiftungsjuniorprofessur »Werk und Wirken der Brüder Grimm«.
Lebendige Grimm-Forschung
Werk und wirken
Die Brüder Grimm-Stiftungsprofessur »Werk und Wirken der Brüder Grimm« wurde dank dem Engage-
ment von verantwortlichen Persönlichkeiten und Institutionen in Kassel eingerichtet – als einzige ihrer
Art in Deutschland. Für die Universität bedeutet das auch Profilbildung in einem Themenbereich, der
über die wissenschaftliche Dimension hinaus für die Stadt und die Region von historischer und aktueller
Bedeutung ist. Zentraler Gegenstand von Forschung und Lehre ist natürlich das Werk der Brüder Grimm,
seine nationale und internationale Rezeption sowie die Kasseler und nordhessischen Grimm-Bestände.
2013 jährt sich das Erscheinen der »Kinder- und Hausmärchen« zum zweihundertsten Mal. Den 200.
Jahrestag des Erscheinens der »Kinder- und Hausmärchen« begeht die Universität mit einem
internationalen Kongress zum Thema »Märchen, Mythen und Moderne – 200 Jahre Kinder- und
Hausmärchen der Brüder Grimm«.