Forschung

Forschungsschwerpunkte:

  • Historische Anthropologie (Familie und Verwandtschaft, Geschwisterbeziehungen)
  • Frauen- und Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit
  • Geschichte der Mensch-Natur Beziehung, Ökologiegeschichte
  • Wissensgeschichte der Aufklärung
  • Medien- und Kommunikationsgeschichte (Briefforschung, Zeitschriften der Aufklärung)

 

Aktuelle Projekte:

Sharing Knowledge. Kollektive Wissensproduktion, Wissenszirkulation und Wissenspraktiken in den Zeitschriften des deutschsprachigen Raums am Übergang zur Neuzeit (1750-1830)

Wie wird in einer Gesellschaft Wissen produziert und geteilt? Was wird als „wissenswert“ erachtet und weiter verbreitet? Wer ist in den „Wissensströmen“ wie involviert?

Insbesondere die Fragen nach Wissen als in vielen Fällen kollektiv und kooperativ generierte Leistung und als im sozialen Kontext verankertes Gut stehen im Forschungsvorhaben zur Diskussion. Das sich in der Aufklärung neu etablierende und rasch verbreitende Medium der Zeitschrift stellt eine wertvolle  Quellenbasis für diese Fragen dar.

Das  Projekt schließt an die Diskussion um die Entstehung von Leitdifferenzen in der Moderne an – Laienwissen-Expertenwissen, männliche/weibliche Akteure, öffentlicher/privater Raum. Es verbindet die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte mit der Mediengeschichte, der Geschlechtergeschichte und der Geschichte von Familie und Verwandtschaft.

 

Ökologiegeschichte der Frühen Neuzeit? Gott, die Erforschung der Natur und die Kreisläufe der oeconomia naturae

Die beginnende europäische Moderne gilt vielfach als Geburtsstunde einer Objektivierung und  Ökonomisierung der Natur. Sie wird verbunden mit dem Beginn des Anthropozäns (Paul Crutzen, 2007), mit der Entstehung des Dispositivs der Trennung von Natur und Kultur (Descola, 2005) oder schlicht mit den Anfängen der sich mit der Industrialisierung global ausbreitenden Naturzerstörung. Diese Linien markieren grundlegende Entwicklungen der europäischen (und westlichen) Geschichte. Dennoch lassen sich bereits in den Quellen des 18. Jahrhunderts Vorstellungen des Naturgleichgewichts, der Nachhaltigkeit oder Warnungen vor dem unbedachten Eingreifen in die ökologischen Systeme finden. Es steht daher zur Diskussion, inwieweit vor der eigentlichen Begriffsbildung ‚Ökologie’ in den Vorstellungen der von Gott eingesetzten ‚Ordnung der Natur’ ökologisches Wissen ausgearbeitet wurde, auf das die im 19. Jahrhundert entstandene Ökologie als Wissenschaft rekurrieren konnte.

 

Abgeschlossene Projekte:

Geschwisterbeziehungen im Hochadel des 17. Jahrhunderts (Dissertationsprojekt)

Diese Studie zu den Geschwisterbeziehungen im höfischen Umfeld belegte wie Rollenerwartungen und Verhaltensweisen von Geschwistern im jeweiligen kulturellen Umfeld entstehen und welche Funktionen die Geschwisterbeziehung in der Gesellschaft übernehmen kann. Seither wurde eine ganze Reihe weiterer Studien angestoßen, die die bis dato kaum beachteten Beziehungen zwischen Schwestern und Brüdern in den verschiedenen Kontexten in den Fokus rücken und die Geschwisterbeziehung als in den historischen Epochen sehr different gelebte Sozialform untersuchen.

 

Botanophilie. Mensch und Pflanze in der aufklärerisch-bürgerlichen Gesellschaft um 1800

(Habilitationsprojekt)

Das Habilitationsprojekt fokussierte das 18. Jahrhundert und die Beziehung von Mensch und Natur. Die Studie befasste sich konkret mit der kulturellen Variabilität der Wahrnehmung von Pflanzen. Somit ging es um die Frage der Mensch-Pflanze Beziehung und ihre Historisierbarkeit, ein nicht nur an die animal studies anschließendes, sondern vielmehr genuin historisch-anthropologisches Feld.

Als Beispiel diente dabei die Zeit zwischen 1780 und 1840, in der sich eine bemerkenswerte Hinwendung breiter Bildungsschichten zum botanischen Wissen, zum Sammeln, Ziehen und Pflegen von Pflanzen auffinden lässt. Wissensgeschichtliche Zusammenhänge des zirkulierenden Pflanzenwissens der Aufklärung und der Sattelzeit, der vielfach auch religiös motivierten Naturforschung oder auch der Fragen nach der „Verwandtschaft“ unter den Lebewesen lassen sich hier mit den Praktiken des Botanisierens, den botanischen Reisen und der aufklärerischen „botanischen Geselligkeit“ verbinden. Alltagpraktiken in der entstehenden Zimmerpflanzenkultur verknüpfen sich mit Fragen der Wissenskultur und Wissenszirkulation.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde die Pflanze jedoch zunehmend Teil bürgerlicher Wohnkultur. Im Gegensatz zum Haustier wurde sie allerdings nicht anthropomorphisiert, sondern eher „verdinglicht“.