"Völkermord ist Völkermord"

Pressemitteilung vom 9.6.2015


Nach Deutschlands Drängen auf Anerkennung des Genozids an der
armenischen Bevölkerung durch die Türkei fordern zahlreiche
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auch von Deutschland eine
offizielle Anerkennung und Entschuldigung für den Völkermord an den
OvaHerero und Nama 1904-08 im heutigen Namibia.

Anlässlich des 100. Jahrestages des Endes der Kolonie
„Deutsch-Südwestafrika“ am 9. Juli 2015 sind über 150 namhafte
Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft, Kirchen und Kultur, aus
der Black Community und den NROs mit dem gemeinsamen Appell „Völkermord
ist Völkermord!“ an die Öffentlichkeit getreten.

Unter den prominenten Erstunterzeichnenden – darunter zahlreiche
Professor*innen für Völkerrecht, Geschichte und Politikwissenschaften -
befinden sich u.a. die ehemalige Entwicklungsministerin
Wieczorek-Zeul, der langjährige Bürgermeister Bremens Scherf (beide
SPD), die Botschafter a.D. Vergau und Schleicher, der
Friedensforscher Senghaas und der Regionalwissenschaftler Kappel,
die Bundestagsabgeordneten Wagenknecht (Die LINKE) und Diaby (SPD),
Brandenburgs ehemalige Ausländerbeauftragte Berger sowie
der Vorsitzende des Zentralrats der afrikanischen Gemeinde in
Deutschland Kamara.

Die Unterzeichnenden fordern den Bundespräsidenten, den Bundestag und
die Bundesregierung auf, „den Völkermord an den OvaHerero und Nama, der
schon immer als solcher hätte gelten müssen, offiziell anzuerkennen“ und
„die Nachfahren der Genozidopfer förmlich um Entschuldigung zu bitten“.
Zudem fordert der Appell dieIdentifizierung und Rückgabe aller nach
Deutschland verschleppten menschlichen Überrestesowie die Bereitschaft
zu einem „bedingungslosen und offenen Dialog über Versöhnungsmaßnahmen
mit den Nachfahren der Genozidopfer und mit der namibischen Regierung“.

Opfer des ersten Genozids des 20. Jahrhunderts waren ca. 80 Prozent der
damals in Namibia lebenden OvaHerero, etwa die Hälfte der Nama sowie
zahlreiche Damara und San. Trotz der eindeutigen Vernichtungsabsicht des
kaiserlichen Militärs hat Deutschland den Genozid bis heute nicht
offiziell anerkannt und gegenüber den Nachfahren der Ermordeten und
Beraubten keine Bitte um Entschuldigung ausgesprochen. Vor seinem
Amtsantritt hatte der jetzige SPD-Außenminister Steinmeier die
Bundesregierung noch selbst zu diesem Schritt gedrängt.

Die Petition mit einer Liste der Erstunterzeichner*innen steht zum Download zur Verfügung.

Der Appell kann online unterzeichnet werden.

Kontakt für Presse und NGO:
01799 100 976,
buero@berlin-postkolonial.de
<mailto:buero@berlin-postkolonial.de>

Mehr: www.genocide-namibia.net