Post-Development Ansätze
Projekte und Veranstaltungen
Dieser Workshop brachte ein Dutzend Wissenschaftler*innen zusammen, um ein Forschungsprojekt zur Operationalisierung, empirischen Anwendung und theoretischen Verfeinerung von Post-Development-Ansätzen zu initiieren. Diese Ansätze beschäftigen sich mit Alternativen zu dominanten westlichen Modellen von Politik, Ökonomie, Wissen und Verbesserung von Lebensbedingungen. Der empirische Teil der Forschung wird in Südafrika, Ghana, Iran, Bolivien und Deutschland unter der Leitung von Forscher*innen vor Ort durchgeführt, die jeweils lokale alternative Konzepte und Praktiken untersuchen. Zum Beirat des Projekts gehören Befürworter*innen und Kritiker*innen von Post-Development wie Arturo Escobar, Alberto Acosta, Wolfgang Sachs, Jan Nederveen Pieterse und Katherine Gibson.
Um einen Eindruck der Diskussionen auf dem Workshop zu erhalten, finden sich hier die Präsentationen:
• Aram Ziai zu „Post-Development as a theoretical position. Some reflections“
• Julia Schöneberg zu „The Question of Alternatives: Alternative Development or Alternatives to Development?“
• Oscar Vega Camacho zu „Plurinational State and Vivir Bien“
• Sally Matthews zu „African Alternatives to Development: Ubuntu and the Post-Development Debate“
• Joshua Kwesi Aikins zu „‚One Head Does not Go to Council‘. Ghanaian Concepts beyond ‚Development‘“
• Yaser Bagheri zu „‚Development‘ and ‚Backwardness‘. History of these Concepts in Iran“
• Daniel Bendix zu „Reflecting the (Post-)Development Gaze – Struggles for a Decent Life in Germany“
Liste der Teilnehmer*innen:
• Adomako Ampofo, Akosua, Prof. Dr., University of Ghana, Institute of African Studies
• Aikins, Joshua Kwesi, Universität Bielefeld, Graduate School in History and Sociology
• Anyidoho, Nana Akua, Dr., University of Ghana, Institute of Statistical, Social and Economic Research
• Bendix, Daniel, Dr., Universität Kassel, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Fachgebiet Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien
• Carballo, Ana Estefanía, University of Westminster and International Center for Development and Decent Work, Universität Kassel
• Dübgen, Franziska, Dr., Universität Göttingen, Lichtenberg Kolleg
• Heine, Yvonne, Social Scientific Women’s Research Institute Freiburg
• Neuburger, Martina, Prof. Dr., Universität Hamburg, Institut für Geographie
• Mann, Silvia, Universität Kassel, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Fachgebiet Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien
• Matthews, Sally, Dr., Rhodes University Grahamstown, Department of Political Science and International Relations
• Schöneberg, Julia, Universität Bonn, Zentrum für Entwicklungsforschung, Department of Political and Cultural Change
• Vega Camacho, Oscar, Dr., Universidad Católica Boliviana La Paz
• Ziai, Aram, Prof. Dr., Universität Kassel, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Fachgebiet Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien
Förderer: Graduiertenförderung Nordrhein-Westfalen
Trotz aller Differenzen innerhalb der Entwicklungstheorie ist es möglich, ein Paradigma der Entwicklung zu identifizieren, das in der Nachkriegszeit bis zur "Krise der Entwicklung" in den achtziger Jahren das Leitbild für Theorie und Praxis darstellte. Die Post-Development-Kritik lehnt das Entwicklungsparadigma unter Berufung auf kulturelle Differenzen ab und vertritt die These, die Idee der Entwicklung fungiere als Ideologie innerhalb der Beziehungen zwischen den "entwickelten" Industriegesellschaften und den "weniger entwickelten" Ländern. Auch wenn sie zahlreiche Schwächen aufweist, ist doch unbestreitbar, dass die Post-Development-Kritik auf den Eurozentrismus und die Herrschaftsförmigkeit des Entwicklungsparadigmas aufmerksam macht. Ihre zentrale These wurde im Forschungsprojekt auf der Grundlage eines diskurstheoretischen Ideologiebegriffes sowie eingehender theoriegeschichtlicher Studien reformuliert und am Beispiel einiger entwicklungspolitischer Organisationen einer empirischen Überprüfung unterzogen. Dabei wird nicht nur die Transformation des klassischen Entwicklungsparadigmas unter den Vorzeichen von (u.a.) neuer Weltordnung, neoliberaler Globalisierung und ökologischer Krise deutlich, in den Blick geraten auch einige der grundlegenden Formationsregeln des Entwicklungsdiskurses.
Wissenschaftliche Publikationen
2015
- Ziai, Aram. Post-Development Concepts? Buen Vivir, Ubuntu and Degrowth, in: Santos, Boaventura de Sousa/Cunha, Theresa (Hg.) 2015: Epistemologies of the South. Coimbra: CES, S. 143-154. (öffnet neues Fenster)
- Ziai, Aram. Post-Development: Premature Burials and Haunting Ghosts, in: Development and Change 46(4), S. 833-854. (öffnet neues Fenster)
2014
- Dübgen, Franziska; Agostino Ana. Die Politik des guten Lebens. Zwischen Neo-Extraktivismus und dem Schutz der ,Mutter Erde’, in: Leviathan 42:2/2014, S. 267-291 (öffnet neues Fenster)
- Ziai, Aram. Post-Development Ansätze: Konsequenzen für die Entwicklungstheorie, in: Müller, Franziska et al. (Hg.) 2014: Entwicklungstheorien. Sonderheft 48 der Politischen Vierteljahresschrift, S. 405-432. (öffnet neues Fenster)
2012
2007
2006
2004
- Ziai, Aram. The ambivalence of post-development: between reactionary populism and radical democracy, in: Third World Quarterly, 25(6), S. 1045-1061. (öffnet neues Fenster)
- Ziai, Aram. Entwicklung als Ideologie? Das klassiche Entwicklungsparadigma und die Post-Development Kritik. Ein Beitrag zur Analyse des Entwicklungsdiskurses, Deutsches Übersee-Institut: Hamburg, 414 S. (öffnet neues Fenster)