Mensch-Tier-Beziehung bei Milchkühen: Geeignete Messgrößen zur routinemäßigen Nutzung in der Praxis und der Einfluss von Mensch, Management und Haltungsumwelt auf die Reaktivität der Tiere. Ein Projekt im Rahmen des LOEWE-Schwerpunktes Tier - Mensch - Ge
Projektleitung: M.Sc. Ebinghaus, Asja; Prof. Dr. Knierim, Ute
Projektbeteiligte: Dr. Ivemeyer, Silvia; Prof. Dr. König, Sven; Simantke, Christel
Projektbeschreibung:
Ziel des Projektes war es
Messgrößen zur Beurteilung der Mensch-Tier-Beziehung (MTB) bei Milchkühen
hinsichtlich ihrer Reliabilität, Validität und Praktikabilität in der
Tierwohlforschung und Tierzucht zu bewerten. Weiterhin sollten in einer
Querschnittsuntersuchung wesentliche Einflussfaktoren auf das Kuhverhalten
gegenüber dem Menschen identifiziert werden.
Vier Verhaltensmessgrößen,
die sich in einer Pilotphase als praktikabel und zuverlässig hinsichtlich der
Inter- und Intra-Observer-Reliabilität erwiesen, wurden auf 33 Praxisbetrieben angewendet:
Ausweichdistanz (AD), Berührungstoleranz (BT), Verhalten beim Freilassen (VF)
und qualitative Verhaltensbeurteilung während einer Mensch-Tier-Interaktion
(QBA). Auf drei Betrieben wurden die Beurteilungen nach drei Wochen wiederholt,
um die Test-Retest-Reliabilität zu überprüfen. Zusätzlich wurden die bisherigen
Zuchtmerkmale Melkbarkeit (ø
Milchfluss/Min.) und Melktemperament (subjektive Evaluierung) von den Zuchtverbänden herangezogen und auf Betrieben
mit Melkstand das Trippeln (STEP) und Ausschlagen (KICK) pro Kuh*Melkzeit
beobachtet. Hinsichtlich potentieller Einflüsse wurden Einstellungen des
Menschen, Faktoren zu Mensch-Tier-Kontakten, Herde, Management und Haltung
erhoben.
Unterschiedlich starke
Korrelationen zwischen AD, BT, VF und QBA legen nahe, dass die Messgrößen teils
unterschiedliche Aspekte der MTB widerspiegeln. QBA zeigte dabei die stärksten
Korrelationen und scheint am meisten gemeinsame Aspekte zu reflektieren. Auch
hinsichtlich der Wiederholbarkeit über die Zeit erwies sich QBA als am
vielversprechendsten. STEP und KICK korrelierte weder mit AD, BT, VF, QBA noch
mit den Zuchtmerkmalen. Dies deutet darauf hin, dass das Kuhverhalten im
Melkstand andere Faktoren reflektiert als Furchtsamkeit bzw. Vertrauen
gegenüber dem Menschen. Zur MTB-Beurteilung in der Tierwohlforschung scheint
also v.a. QBA gut geeignet. Als Zuchtmerkmal kann auch AD in Betracht gezogen
werden: die Anwendung ist einfacher und im züchterischen Teilprojekt wurde eine
moderate Erblichkeit geschätzt.
In der
Querschnittsuntersuchung von Einflüssen auf die MTB wurden multivariable Modelle
für AD, BT, VF, und QBA gerechnet. Positive Einstellungen gegenüber den Tieren
waren in allen Testsituationen mit ruhigeren Herden assoziiert. Weiterhin bestanden
Zusammenhänge zwischen einzelnen Zielvariablen und verschiedenen Herden- und
Managementfaktoren, die direkt oder indirekt die Quantität und Qualität der
Mensch-Tier-Kontakte reflektieren dürften: z.B. war der % enthornter Kühe in
der Herde mit furchtsameren Kühen verbunden. Die Frequenz von
Mensch-Tier-Kontakten, manuelle Futtervorlage oder Selektion auf Gutmütigkeit hingegen
waren mit ruhigeren Kühen assoziiert. Damit weisen die Ergebnisse darauf hin,
dass eine positive Einstellung und regelmäßige Mensch-Tier-Kontakte auf
unterschiedlichen Betriebstypen zu ruhigeren Kühen in verschiedenen
Interaktionen mit dem Menschen im Stall beitragen können.
Im Rahmen des
assoziierten CoreOrganic Projektes „OrganicDairyHealth" wurden zudem
Zusammenhänge zwischen MTB, Stressreaktion und Eutergesundheit der Kühe gezeigt.
Gefördert durch das Land Hessen im Rahmen der Landes-Offensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE)
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