Untersuchung der Eignung alternativer Putenherkünfte für ein ökologisches Haltungssystem (Ökoputen)
Projektleitung: Dr. Olschewsky, Anna; Prof. Dr. Knierim, Ute
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Riehn, Katharina
Projektbeschreibung:
Obwohl der Anteil ökologischer Putenhaltung in Deutschland mit weniger
als 2 % vergleichsweise gering ist, erfährt die Branche insbesondere
wegen des Einsatzes schnell wachsender konventioneller Linien und
teilweise hohen Prävalenzen verschiedener leistungs- und
hal-tungsbedingter Krankheiten Aufmerksamkeit. Zum Umfang dieser
Probleme bei alternativen langsamer wachsenden Putenherkünften liegen
bislang nur wenige Informationen vor.
In der vorliegenden
Untersuchung wurde daher überprüft, welche Ergebnisse langsamer
wachsende Putenherkünfte unter ökologischen Praxisbedingungen
hinsichtlich Verhalten, Gesundheit, Fleischqualität und Leistung
erbringen. Verglichen wurden die Herkünfte Hockenhull Black (robust mit
reduziertem Leistungspotenzial) und Hockenhull Large Bronze (Eignung für
Freilandhaltung mit ähnlichen Leistungen wie Kelly BBB) jeweils mit der
Referenzgenetik Kelly BBB, die als langsamer wachsende Genetik bereits
häufiger eingesetzt wird. Aufzucht und Mast von jeweils etwa 2 x 50
Hähnen pro Genetik in drei Durchgängen (insgesamt 844 Tiere) auf einem
biologisch-dynamischen Praxisbetrieb in einem Mobilstall wurden von 2015
bis 2018 mit folgenden Untersuchungen wissenschaftlich begleitet:
kontinuierliche Dokumentation der Mortalität und Abgangsursachen;
Erfassung der Nutzungsdauer bestimmter Haltungsbereiche mittels Direkt-
und Videobeobachtung mit Instantaneous Scan Sampling, Bonitur des
Gefieder- und Hautzustandes als Indikator für Federpicken, Kannibalismus
und soziale Auseinandersetzungen, sowie Erfassung der Gehfähigkeit,
Beinstellung und des Fußballenzustands in der 7., 16. und 25.
Lebenswoche. Nach den Teilschlachtungen in der 17., 20. und 25.
Lebenswoche wurden am Schlachtkörper Fußballen- und Brusthautzustand
sowie das Vorkommen von Verletzungen und Kratzern beurteilt. Darüber
hinaus wurden zu diesen Zeitpunkten Lebend- und Schlachtkörpergewichte,
Gewichte wertvoller Teilstücke, pH-Werte, Tropfsaftverluste und
Blutpunkte erfasst. Zusätzlich wurden tägliche Zunahmen und die
Futterverwertung berechnet. Die Daten wurden auf mögliche Effekte von
„Genetik“ und „Lebenswoche“ und deren Interaktion mit linearen bzw.
generalisierten linearen gemischten Modellen analysiert und
Effektstärken berechnet. Ein Teil der Daten wurden wegen geringer
Stichprobengröße bzw. wegen Verletzungen der Normalverteilung mit nicht
parametrischen Verfahren ausgewertet.
Im Ergebnis wurden nur wenige
signifikante Unterschiede mit hauptsächlich kleinen Effektstärken
zwischen den Genetiken festgestellt. Ausnahmen stellte eine signifikant
schlechtere Beingesundheit von Hockenhull Bronze, verstärktes Vorkommen
von Brustblasen bei Kelly BBB sowie ein hoher Anteil an
Fußballenveränderungen bei Hockenhull Black dar. Letztere zeichneten
sich allerdings durch eine geringe Mortalität, weniger Fehlstellungen
der Beine sowie eine reduzierte Verletzungsrate aus. Insgesamt waren die
Schadensprävalenzen zum überwiegenden Teil geringer als in
Vergleichsuntersuchungen. Es kann daher geschlossen werden, dass sowohl
die zwei alternativen Herkünfte als auch die Referenzgenetik unter
ökologischen Praxisbedingungen mit 100 % ökologischer Fütterung bei
gutem Management so aufgezogen und gemästet werden können, dass bei
vergleichsweise hohen Leistungen ein akzeptabler bis guter Status
hinsichtlich Verhalten, Gesundheit und Fleischqualität erreicht wird.
Die Förderung des Vorhabens erfolgte aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank.
Publikationen: