Kulturbauingenieur Fritz Schumacher zum 80. Geburtstag

Fritz Schumacher, der langjährige Dozent für Kulturtechnik an der deutschen Ausbildungsstätte für Tropenlandwirte in Witzenhausen, wurde am 24.September 1969 80 Jahre alt. In Lützingen bei Waldbröl im Oberbergischen Land geboren, kam er schon früh mit der Kulturtechnik in Berührung. Mit 10 Jahren mußte er im Frühjahr und Herbst regelmäßig zum Wochenende die Hangberieselungsanlagen des großväterlichen Betriebes betreuen. Die Neigung zur Kulturtechnik, die später zum Beruf und Lebensinhalt wurde, mag in dieser Zeit entwickelt worden sein. Landwirtschaftslehre und zwei Semester Landwirtschaftsschule gingen dem kulturtechnischen Studium an der heutigen Staatsbauschule für Hochbau, Tiefbau und Wasserwirtschaft in Siegen voraus. 1909 erfolgte der Eintritt in die damalige Preuß. Meliorationsbauverwaltung. An den Kulturbauämtern Bonn, Lublinitz, Oppeln und Celle, sowie durch seine Zugehörigkeit zu einer technischen Sonderabteilung während des ersten Weltkrieges, holte er sich das praktische Rüstzeug für seine spätere Tätigkeit als Dozent für Kulturtechnik an der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen. Am 15. Juni 1921 erfolgte die Berufung an diese deutsche Ausbildungsstätte für Tropenlandwirte. Dem Lehrkörper dieser Anstalt und ihrer Nachfolgeinstitutionen gehört er mit einer Unterbrechung von 1938 bis 1956 bis heute an. Im Lehrkörper war er derjenige, der den Wert und die Notwendigkeit der praktischen, insbesondere derpraktisch-technischen Ausbildung für den Tropenlandwirt betont herausstellteund darin nicht müde wurde. Mit seinen zahlreichen in aller Welt tätigen Schülern verbindet ihn über das Studium hinaus eine enge Kameradschaft und ein reger Briefwechsel. Sie verehren in ihm nicht nur den Lehrer, sondern auchden väterlichen Freund, der allzeit mit Rat und Tat zur Stelle ist. Auch außerhalbder rein beruflichen Tätigkeit hat sich Schumacher mit dem ihm auch heute noch eigenen jugendlichen Elan für die Landwirtschaft und Kulturtechnik eingesetzt.Von 1924 bis 1933 wirkte er ehrenamtlich als Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Witzenhausen, 1955 gründete er den Beregnungsverband des Kreises Witzenhausen, dessen Geschäftsführer er bisheute ist; daneben hat er bei zahlreichen wasserwirtschaftlichen und kulturtechnischen Vorhaben in der näheren und weiteren Umgebung Witzenhausens beratend mitgewirkt. Auch in berufsständischen Fragen hat ernicht abseits gestanden, so hatte er von 1921 bis 1922 den Vorsitz beim Verband der deutschen Kulturtechniker inne und beantragte in dieser Eigenschaft erfolgreich die Studienreform an den deutschen Kulturbauschulen. Die aktuellen kulturtechnischen Probleme der Gegenwart studierte Schumacher auf Auslandsreisen, die ihn u. a. nach Spanien, Süd-Frankreich, Ägypten, Sudan und den USA führten. So haben wir nun in dem 80jährigen Kulturtechniker einen Fachmann vor uns, der das heute so bedeutungsvolle Gebiet der Kulturtechnik in den Tropen und Subtropen beherrscht, wie wenige andere neben ihm. Sein besonderes Interesse gilt heute den kulturtechnischen Fragen im Rahmen der Entwicklungshilfe. So sind seine Vorträge und praktischen Unterweisungen auf dem Gebiet der Kulturtechnik fester Bestandteil der Vorbereitung deutscher Agrarexperten und Entwicklungshelfer der GAWI und des DED. Fragt man ihn nach den Auswirkungen seines fortgeschrittenen Alters, dann sagt er: Altwerden ist eine Gnade und dafür bin ich dankbar.

[aus: Der Tropenlandwirt 1969 , Seite 218-219]