Nachhaltige Landnutzung und Ernährung neu denken: Die Rolle räumlicher Perspektiven
Wie gelingt die Agrar- und Ernährungswende in Zeiten globaler Krisen?
Der Artikel von Bettina König, David Verdugo-Raab, Hanna Pohlmann und Doris Lange im ARL-Journal beleuchtet, warum die Transformation unserer Land- und Ernährungssysteme dringend notwendig ist – und wie räumliches Denken neue Handlungsräume eröffnet.
Vom Fortschritt zur Zukunftsfähigkeit
Obwohl technologische Fortschritte in der Landwirtschaft über Jahrzehnte zu Produktionssteigerungen geführt haben, haben sie gleichzeitig negative Umwelt- und Gesundheitsfolgen verstärkt. Weltweit sind Millionen Menschen mangelernährt, während gleichzeitig ernährungsbedingte Krankheiten zunehmen. Die Autor:innen zeigen: Unsere Art der Landnutzung gefährdet Klimaziele, biologische Vielfalt und gesunde Ernährung – und das zu gesellschaftlichen Kosten, die oft nicht sichtbar, aber enorm sind.
Warum Veränderung so schwer fällt
Die Struktur der Agrar- und Ernährungswirtschaft ist von Wettbewerbsdruck, politischen Fehlanreizen und tief verankerten Selbstverständnissen geprägt. Innovationen entstehen langsam, neue Produktions- und Konsummuster setzen sich nur zögerlich durch. Akteur:innen haben oft weder Zeit noch Mittel, um sich aktiv an kooperativen Transformationsprozessen zu beteiligen.
Systemische und interdisziplinäre Lösungen
Die Autor:innen plädieren für eine systemische Perspektive, die ökologische, soziale und ökonomische Dimensionen gleichermaßen berücksichtigt. Transformationsprozesse müssen nicht nur technologische, sondern auch kulturelle und organisatorische Veränderungen mitdenken. Ein besonderer Fokus liegt auf inter- und transdisziplinärer Forschung, die Praxis und Wissenschaft von Beginn an gemeinsam agieren lässt.
Der Raum als Schlüssel zur Wende
Ein zentrales Argument des Beitrags: Räumliche Perspektiven werden in der Diskussion um die Agrar- und Ernährungswende bislang zu wenig beachtet. Dabei ist klar: Landnutzung findet in konkreten geografischen, sozialen und klimatischen Kontexten statt. Regionale Stärken, kulturelle Eigenheiten und naturräumliche Bedingungen müssen stärker in Strategien einfließen – sei es bei der Ausgestaltung von Wertschöpfungsketten, beim Zugang zu gesunden Lebensmitteln oder beim Schutz von Kulturlandschaften.
Fazit: Neue Allianzen für eine nachhaltige Zukunft
Die Agrar- und Ernährungswende braucht mehr als technische Lösungen. Sie braucht neue Allianzen zwischen Raum- und Agrarwissenschaften, zwischen Verwaltung, Forschung und Zivilgesellschaft. Nur mit einem integrativen, raumbezogenen und zukunftsorientierten Blick kann die Transformation gelingen – und Ernährung, Umwelt und soziale Gerechtigkeit in Einklang bringen.