08.10.2025 | Fortbildung

Institutional Analysis Course 2025: Institutionen, Macht und kollektives Handeln in der Praxis

Vom 22. bis 26. September 2025 fand an der Sektion Internationale Agrarpolitik und Umweltgovernance der Universität Kassel das Modul Comparative Institutional Analysis of Social-Ecological Systems (Modul 4900) im Rahmen des Promotionskollegs in Institutional Analysis statt. Das Modul, das alle zwei Jahre angeboten wird, brachte Doktorand:innen und Postdocs der Universität Kassel, der Universitäten Göttingen und Humboldt sowie Forschende aus CGIAR-Zentren zusammen.

Bild: privat

Das Modul wurde von Prof. Dr. Andreas Thiel, Dr. Christian Schleyer und Dr. Nora Schütze geleitet. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Institutionen die Dynamiken und Ergebnisse landwirtschaftlicher und sozial-ökologischer Systeme prägen. Die Teilnehmenden setzten sich mit einer Reihe theoretischer und empirischer Ansätze auseinander, darunter das Institutional Analysis and Development (IAD)- und das Social-Ecological Systems (SES)-Framework sowie das von Elinor und Vincent Ostrom entwickelte Konzept der polyzentralen Governance.

Im Laufe der Woche kombinierten Kurzvorträge, angeleitete Lektüre, Gruppendiskussionen und praktische Übungen verschiedene Lehrmethoden, um empirische und analytische Ansätze der Institutionenanalyse anzuwenden. Ein besonderes Highlight war, als die Studierenden ihre eigenen Forschungsansätze präsentierten und mit beeindruckender Tiefe und Komplexität erläuterten, wie sie die vorgestellten Frameworks anwenden würden.

Ein weiterer Höhepunkt war die Exkursion zur Kommune Niederkaufungen, einer intentionalen Gemeinschaft in der Nähe von Kassel, die seit fast vier Jahrzehnten auf kollektiven Besitz, konsensorientierte Entscheidungsfindung und ökologische Selbstversorgung setzt (siehe Foto). Die Exkursion bot wertvolle Einblicke, wie institutionelle Strukturen kollektives Handeln, Kooperation und Nachhaltigkeit bei der Bewirtschaftung gemeinsamer Ressourcen beeinflussen. Die Teilnehmenden untersuchten die Governance-Strukturen, Entscheidungsprozesse und ökologischen Maßnahmen der Kommune – von ökologischer Landwirtschaft über gemeinsame Ökonomien bis hin zu erneuerbaren Energiesystemen. Begeistert stellten sie dem Gastgeber zahlreiche Fragen zu Regeln, Gewohnheiten und Formen des Zusammenlebens in der Kommune und erhielten dadurch ein tieferes Verständnis für die Komplexität selbstverwalteter Gemeinschaften.

Aufbauend auf den Erfahrungen und Diskussionen der Exkursion vertieften die abschließenden Sitzungen die Auseinandersetzung mit polyzentraler Governance, vergleichender Institutionenanalyse und den methodischen Herausforderungen bei der Erforschung von Institutionen in komplexen sozial-ökologischen Systemen.

Die nächste Ausgabe des Moduls Comparative Institutional Analysis of Social-Ecological Systems findet vom 20. bis 24. September 2027 statt und führt die Tradition fort, konzeptionelle Strenge mit praxisorientiertem Lernen in der Analyse von Institutionen und Nachhaltigkeitstransformationen zu verbinden.