Agroforst in Frankenhausen

Das Wirkungspotenzial von Agroforstsystemen (AFS) auf Klimawandelanpassung, Klimaschutz und Biodiversitätssteigerung ist international in vielen Studien nachgewiesen. Dabei sind allerdings die Standortbedingungen von entscheidender Bedeutung. In der gemäßigten Klimazone ist speziell der Anbau von Wert- und Fruchtgehölzen in AFS bisher kaum erforscht. Gerade an der Untersuchung des ökologischen und ökonomischen Potenzials solcher neuen, multifunktionalen Betriebszweige besteht in Praxis und Forschung aber großes Interesse.

Bild: Miriam Athmann
Bei der Pflanzung, Nov. 2022

Die Etablierung eines AFS beinhaltet Investitionen, so dass interessierte Landwirt:innen Erkenntnisse aus Forschung und Praxis benötigen, um die langfristigen Auswirkungen auf Erträge, Boden und Umwelt und damit die ökologische und ökonomische Entwicklung des eigenen Betriebs abschätzen zu können.

Deshalb wurde im November 2022 ein AFS-Experiment mit Ackerkulturen, Walnuss (Juglans regia L.), Baumhasel (Corylus colurna L.) und Schwarzer Johannisbeere (Ribes nigrum L.) im Projekt "Nachhaltige Landnutzung - Agroforst" angelegt. Als Standort wurde das Lehr-, Forschungs- und Transferzentrum für Ökologischen Landbau Hessische Staatsdomäne Frankenhausen mit einer Parabraunerde aus Löss über Röt ausgewählt. Mit dem Experiment sollen folgende Fragestellungen untersucht werden:

  1. Ökologische und ökonomische Effekte von AFS im Vergleich zu Ackerbau und Plantagenwirtschaft: Walnuss und Ackerkulturen im Alley-Cropping im Vergleich zu Ackerkulturen ohne Einfluss von Gehölzen und Walnuss im Plantagenanbau
  2. Ökologische und ökonomische Effekte zunehmender Diversität in AFS: Alley-Cropping mit Walnuss im Vergleich zu Alley-Cropping mit Walnuss und Haselnuss sowie mit Walnuss, Baumhasel und Johannisbeere.

Beide Fragen werden jeweils für zwei unterschiedliche Walnusssorten (cv. Moselaner 120 und cv. Franquette) untersucht.

Das Experiment wurde als randomisierte Blockanlage mit insgesamt drei (2+1) Feldwiederholungen auf zwei räumlich nahe gelegenen Schlägen (10 + 7 ha) etabliert. Die Parzellengröße beträgt 3.200 m² (40x80 m) mit 36 m breiten Ackerstreifen und 4 m breiten Baumstreifen sowie 15 m Abstand zwischen den Walnussbäumen in der Reihe in den Alley-Cropping-Varianten. In der Plantagenvariante beträgt der Einzelbaumabstand 15 m in der Reihe und 13 m zwischen den Reihen. Baumhasel stehen mit jeweils 7,5 m Abstand zwischen den Walnussbäumen, Johannisbeeren mit je 3 Pflanzen auf 7,5 m zwischen Walnuss und Baumhasel. Die Baumstreifen und das Grünland in der Plantagenvariante sind mit einer Glatthaferwiesenmischung eingesät. Auf den Ackerflächen ist eine betriebsübliche Fruchtfolge aus Getreide und Leguminosen-Gras-Gemengen geplant. Das Experiment wird weitgehend pfluglos ökologisch bewirtschaftet. In der Abb. ist der Versuchsplan der ersten beiden Feldwiederholungen auf dem 10 ha großen Schlag „Obere Kiebitzbreite“ abgebildet.