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Durch die Netflix-Serie Narcos ist Aufstieg und Niedergang des Drogenimperiums von Pablo Escobar (1949-1993) über die Grenzen Kolumbiens hinaus bekannt geworden. Die dort angebotene Perspektive ist allerdings nicht nur mit Blick auf das Format und die Herkunft der Produktion einer Standortabhängigkeit des globalen Nordens verpflichtet. Auch die Darstellung selbst markiert diesen Blickwinkel. Im Rahmen der kolumbianischen Kulturproduktion wird allerdings die Erinnerung an Escobar in Literatur, Film und Kunst nicht minder wach gehalten – und dies geschieht, abhängig auch von der jeweiligen medialen Vermittlung, durchaus mit einer Ambivalenz, die dieses Thema verdient.
Die geplante Veranstaltung widmet sich literarischen, filmischen und künstlerischen Zeugnissen, die sich um den Erinnerungsort Pablo Escobar herum gruppiert haben, wobei ein Schwerpunkt auf die Kulturproduktion Kolumbiens gelegt wird. Begrifflich und theoretisch orientieren wir uns an Ausführungen von Maurice Halbwachs, Pierre Nora sowie Jan und Aleida Assmann.
Wer hätte gedacht, dass Geschichten aus dem Büro viel aufregender sein können, als das Thema dies in Aussicht zu stellen scheint? Nicht nur von bisweilen monoton anmutenden Tätigkeiten wissen solche Geschichten zu berichten, sondern von Macht, Karriere, Gewalt, Liebe oder Affekt. So erstaunlich ist das nicht, denn Erwerbstätige verbringen einen beträchtlichen Anteil ihrer Lebenszeit eben am Ort ihrer Arbeit, in diesem Fall: im Büro. Durch die Lektüre einer Reihe von literarischen Texten aus Lateinamerika, die die Bandbreite der genannten Themen abdecken, soll über den kulturell-gesellschaftlichen Stellenwert von Büroarbeit in den Ländern jener globalen Region reflektiert werden. Dabei könnte eine leitende Fragestellung die Relevanz von Einkünften, Positionen, Tätigkeiten oder Existenzweisen für Identitätsprozesse, Hierarchisierungen oder Ausgrenzungen thematisieren.
Gelesen werden literarische Texte u.a. von Josefina Marpons, Jorge A. Vilches oder Julio Ricci.
Der Drogenhandel und -schmuggel ist im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte in einigen lateinamerikanischen Ländern zu einem Dauerthema der Erzählliteratur geworden, wobei insbesondere die Formierung organisierter Gruppen und die sozialen wie politischen Auswirkungen in den Fokus geraten. Vor allem in Mexiko erlebt die thematisch affine Romanproduktion einen Aufschwung, sodass gar von einem neuen Genre die Rede ist, das die Buchmärkte erobert habe. Allerdings ist diese Literatur auch nicht ganz unumstritten, kolportiere sie doch einigen Stellungnahmen zufolge ein Bild vom Land, das alles andere als vorteilhaft sei und in den Aushandlungen kollektiver Identitäten eine eher dubiose Rolle spiele – ein Argument das nachvollziehbar wird, wenn man sich vor Augen hält, dass der ‚narcotráfico‘ schon längst Einzug in zeitgenössischen Netflix&Co-Welten gehalten hat, in denen US-amerikanische Fremdbilder Lateinamerikas erkennbar werden.
In der Vorlesung wird zunächst auf die sozialen und politischen Hintergründe einzugehen sein, bevor dann die Literatur selbst gesichtet und erläutert wird. Dabei soll eingangs der Genre-Begriff genauer betrachtet werden – dies mit dem Ziel, kritisch zu hinterfragen, ob die Rede von einem ‚neuen Genre‘ überhaupt gerechtfertigt ist. Auch wird es um die Frage gehen, in welcher Weise die unterschiedlichen Schreibweisen soziale Realitäten abbilden und diese auch kritisch reflektieren. Anhand einiger Beispiele sollen die erwähnten Aspekte und weitere, die sich im Verlauf der Veranstaltung ergeben, thematisiert werden.
Am 13.07.2023 organisierten Prof. Dr. Agnieszka Komorowska und Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus anlässlich der großen CELA-Tagung einen Workshop mit dem Titel "Narrativas, Representaciones, (Re)construcciones: Perspectivas cruzadas sobre América Latina" und konnten bei dieser Gelegenheit mit Kolleg:innen aus Lateinamerika über ihre jeweiligen Forschungsinitiativen ins Gespräch kommen. In diesem Kontext ergaben sich auch neue Perspektiven, Anregungen und Textvorschläge für unser DFG-Projekt. Den Kolleg:innen gilt unser herzlichster Dank.