DFG Forschungsgruppe 2432/2

Sozial-Ökologische Systeme im Spannungsfeld indischer Stadt-Land-Gradienten: Funktionen, Skalen und Übergangsdynamiken

Koordinierende Universitäten: Georg-August-Universität Göttingen & Universität Kassel  

Sprecher

Prof. Dr. S. von Cramon-Taubadel
Agrarökonomie
Universität Göttingen

Prof. Dr. A. Bürkert
Ökologische Agrarwissenschaften
Universität Kassel

Kontakt:
Projektmanagement
Dr. Ellen Hoffmann
Projektsekretariat:
Sonja Klinger (Witzenhausen)

Projektphase II
01.04.2019 - 31.12.2023

Videodokumentation

Pressemitteilung der Universitäten
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FOR2432 - Forschungsfragen

(1) Wie verändern sich landwirtschaftliche Produktionssysteme und Haushaltsstrukturen in verschiedenen Stadien der Urbanisierung?

(2) Wie wirkt Verstädterung auf die Fähigkeit regionaler Ökosysteme, Nahrung und andere Ökosystemdienstleistungen bereitzustellen?

(3) Wie verändern sich Austauschprozesse zwischen Agrarökosystemen, Produzenten und Verbrauchern, oder zwischen verschiedenen sozialen Gruppen mit fortschreitender Urbanisierung?

(4) Wie interagieren soziale und ökologische Systeme, wenn ländliche und städtische Lebenweisen, Traditionen, Ansprüche und Landnutzungsformen aufeinandertreffen?

Aus diesen Forschungsfragen leiten sich Kernhypothesen ab, die in den Clustern A, B und C bearbeitet werden.

Forschungs-Cluster

Cluster A

Ressourcennutzungs-muster in landwirtschaftlichen Produktionssystemen

Cluster B

Angebot und Nachfrage von sozial-ökologischen Dienstleistungen

Cluster C

Rückwirkung von Konsum und Wertewandel auf die Landnutzung

FOR2432/2 - ZU­SAM­MEN­FAS­SUNG

Urbanisierung und die damit einhergehenden sozial-ökologischen Transformationen in rural-urbanen Übergangsräumen sind von weltweiter Bedeutung. FOR2432 erforscht diese Prozesse am Beispiel Bangalores in Südindien unter dem Rahmenkonzept Sozial-Ökologischer Systeme (SES), und in enger Kooperation zwischen deutschen und indischen Projektpartnern und verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.

FOR2432 untersucht diese Übergangsprozesse und ihre ökologischen Implikationen hypothesengetrieben auf verschiedenen analytischen Ebenen und erhebt Daten zu Bodenphysik, Pflanzenbau und Tierproduktion, lokalen Marktstrukturen und Wertschöpfungsketten, Konsumverhalten und Einstellungen der Menschen. Der operationelle Rahmen umfasst interdisziplinäre, faktorielle Experimente, ein gestaffeltes Beprobungsschema in zwei Forschungs-Transekten, sowie den Einsatz von Fernerkundung und Modellierung, um die verschiedenen analytischen Skalen zu verbinden. In Phase I konnte FOR2432 zeigen, dass rural-urbaner Wandel sich in polyzentrischen Mustern von Landnutzung und Ernährungsverhalten wiederspiegelt. Die damit einhergehenden Veränderungen in den vielseitigen Ansprüchen an Ökosystemdienstleistungen und in der Verteilung sozio-ökonomischer Haushaltsstrukturen und Wertschöpfungsketten zeigten räumlich und zeitlich nicht-lineare Eigenschaften und Strukturen innerhalb der Transekten. Zudem reicht der Einfluß der Urbanisierung weit über die sichtbaren Landschaftsveränderungen hinaus.

Die Grundhypothesen (GH) wurden diesen Erkenntnissen angepasst. GH 1 (Konkurrenz um Land und Wasser führt zu landwirtschaftlicher Intensivierung und erhöht die Verwundbarkeit der betroffenen Haushalte) nimmt Wasser als Querschnittsthema in Pase II auf, mit Untersuchungen zur Hydrologie ganzer Einzugsgebiete, über die Wasserqualität in Seen, Bewässerungs- und Trinkwasser, bis hin zu Konflikten um Wassernutzung und –verwaltung. Im Hinblick auf GH 2 (Konflikte zwischen produktiven, regulativen und kulturellen Ökosystemdienstleistungen verschärfen sich mit steigender Urbanisierung) ist die Verknüpfung zwischen Umweltqualität und menschlicher Gesundheit dabei von besonderem Interesse. Unter GH 3 (Die Diversität von Produktionssystemen und Austauschprozessen ist in den Zwischenstadien des rural-urbanen Wandels am höchsten) und GH 4 (Ökologische Einschränkungen und ökonomische Opportunitäten steigen mit dem Grad der Urbanisierung und machen Entscheidungen und Governance komplexer) werden (Mikro-)variabilität und Polyzentrizität entlang der rural-urbanen Gradienten systematisch analysiert. Der Begriff Polyzentrizität bildet eine Brücke in die ‚Governance‘-Forschung und erweitert damit das Forschungsspektrum von FOR2432 durch eine bessere Integration sozialwissenschaftlicher Ansätze.

Der rural-urbane Wandel wird in FOR2432 in Echtzeit durch wiederholte Beobachtungen in unterschiedlicher zeitlicher Auflösung dokumentiert. Dieses Zeitfenster wird erweitert durch eine Rückschau auf die Landnutzungsgeschichte (historische Satellitenbilder) und Projektionen in die Zukunft durch modellbasierte Simulation von Entwicklungsszenarien. So wird FOR2432 dazu beitragen, die sozial-ökologischen Interaktionen in Urbanisierungsprozessen besser zu verstehen und nachhaltig steuern zu können.

Die Landwirtschaft ist eines der ältesten Beispiele für gekoppelte, Sozial-Ökologische Systeme (SES), in denen Umwelt und Gesellschaft in wechselseitiger Abhängigkeit stehen. Angesichts der globalen Herausforderung zunehmender Urbanisierung möchte FOR2432 die landwirtschaftlichen Übergangsprozesse im Land-Stadt Gradienten am Beispiel der Megastadt Bangalore untersuchen. Die Forschungsarbeiten werden in enger Zusammenarbeit mit einem Partnerkonsortium in Bangalore durchgeführt, das vom indischen DBT co-finanziert wird.

Zunehmende Konkurrenz, Diversität und Konflikte stellen hohe Anforderungen an eine Vielzahl von Individuen und Akteuren an der Land-Stadt Schnittstelle, so dass in den untersuchten Systemen Effizienz und Komplexität ansteigen sollten. Ausgehend von hypothesengetriebenen Untersuchungen zur Bodenphysik, Pflanzenbau und Tierproduktion versucht FOR2432, die vermutete Intensivierung als Antwort auf eine rasch voran schreitende Urbanisierung auf Feld- und Haushaltsebene empirisch zu belegen. Die damit einhergehenden Veränderungen in den vielseitigen Ansprüchen an Ökosystemdienstleistungen in rural-urbanen Räumen und in der Verteilung sozio-ökonomischer Haushaltsstrukturen und Wertschöpfungsketten werden als Raum-Zeit-bedingte Prozesse analysiert. Schließlich soll untersucht werden, ob und wie sich die Übergangsprozesse in veränderten regionalen Landnutzungsmustern und im Nahrungsmittelkonsum widerspiegeln. Der operationelle Rahmen des Projektes umfasst gemeinsame, faktorielle Experimente auf einer Versuchsstation und auf Betrieben, ein umfassendes Beprobungsschema, das auf eine gemeinsame Transekte fokussiert ist, sowie den Einsatz von Fernerkundung und Modellierung, um die verschiedenen analytischen Skalen zu verbinden. Zur Synthese der Ergebnisse und weiterführenden Hypothesentwicklung werden verschiedene Ansätze des SES-Konzeptes miteinander verglichen. Dadurch möchte FOR2432 über den Anwendungsfall des Untersuchungsgegenstandes hinaus einen Beitrag zu Prozessen der Stadtentwicklung weltweit und zur SES-Debatte in den Agrarwissenschaften leisten.

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Deutsch-indische Zusammenarbeit

The Rural-Urban Interface of Bangalore: A space of Transitions in Agriculture, Economics, and Society
Fördergeber: Department of Biotechnology (DBT), India

Partner-Institutionen in Indien:

  • UASB - University of Agricultural Sciences, Bangalore
  • NIANP - National Institute of Animal Nutrition and Physiology, Bangalore
  • ATREE - Ashoka Trust for Research in Ecology and the Environment, Bangalore
  • ISEC - Institute of Socio-Economic Change, Bangalore
  • IIST - Indian Institute of Space Science and Technology, Trivandrum
  • IWST - Institute of Wood Science and Technology, Bangalore
  • APU - Azim Premji University, Bangalore