E2V (08/2011 - 10/2014)

Mit dem Elektrofahrzeug im Park unterwegs sein, teilautonom zum gewünschten Ziel gebracht werden und dabei aktuelle Informationen erhalten: Das ist Ziel eines vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts an der Universität Kassel unter Beteiligung des Fachgebietes Anlagen und Hochspannungstechnik (FG AHT).

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Forschungsprojekt „Elektromobilitätskonzept mit teilautonomen Fahrzeugen“(E2V) mit einem Finanzvolumen von 2,91 Millionen Euro. Fünf Fachgebiete der Universität Kassel - darunter das Fachgebiet Anlagen und Hochspannungstechnik - sowie sechs Industriepartner sind am Projekt beteiligt. Die Verwertbarkeit der Projektergebnisse und die Praxistauglichkeit wird ein Pilotprojekt im größten Bergpark Europas, der Wilhelmshöhe in Kassel, unter Beweis stellen.

Industrie und Forschung: Suche nach umweltverträglicher individueller Mobilität

Die größte Herausforderung, vor der die Automobilindustrie weltweit steht, ist die langfristige Sicherung einer umweltverträglichen individuellen Mobilität. Im Hinblick auf die angestrebte Nutzung erneuerbarer Energien und die lokale Emissionsfreiheit werden große Erwartungen in die Elektromobilität gesetzt. Aus Sicht der Automobilindustrie gilt es, die Führungsrolle Deutschlands im Automobilbau auch in einer "elektromobilen Zukunft" zu behaupten. Die Bundesregierung hat sich daher zum Ziel gesetzt, in einem ersten Schritt 1 Million Elektrofahrzeuge bis 2020 auf Deutschlands Straßen zu bringen. Die deutsche Automobilindustrie soll zu einem Leitanbieter für Elektromobilität werden.

Auf dem Weg zu marktfähigen Elektrofahrzeugen sind jedoch noch wesentliche technologische Hürden zu überwinden. Im Rahmen des Förderschwerpunktes „Schlüsseltechnologien für die Elektromobilität – STROM“des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden Verbundvorhaben insbesondere auf den Gebieten Batterieforschung, Energiemanagement und Gesamtfahrzeugsysteme gefördert. Der Förderschwerpunkt STROM orientiert sich dabei an den Empfehlungen der Nationalen Plattform Elektromobilität.

Elektromobilitätskonzepte der Zukunft

Für viele abgeschlossene Räume wie z. B. Stadtzentren, verkehrsfreie Wohngebiete, Parks und Kulturlandschaften verbietet sich wegen ihrer baulichen Gegebenheiten oder bestimmter Umwelt- und Tourismusaspekte der Einsatz herkömmlicher Straßenfahrzeuge. Andererseits ist es grundsätzlich wünschenswert, dass sich gerade ältere oder bewegungseingeschränkte Menschen in diesen Gebieten bewegen können, ohne die Infrastruktur aufwendig verändern zu müssen. Sie könnten dabei zusätzlich aktuelle Informationen zur Umgebung erhalten und auf ein Fahrerassistenzsystem zurückgreifen, das sie zu einem gewünschten Ziel teilautonom leitet, also ohne dass der Insasse aktiv in die Fahrzeugsteuerung oder Ladevorgänge eingreifen muss. Ziel des Projekts E2V ist es, diese Anwendungen mit einem kompakten, wendigen und leichten Elektrofahrzeug zu ermöglichen.
Geplant ist die Integration verschiedener Lösungsansätze für die Mobilität der Zukunft in ein einachsiges, zweirädriges Fahrzeug für bis zu zwei Personen.

Beteiligung des Fachgebiets Anlagen und Hochspannungstechnik

Das Fachgebiet Anlagen und Hochspannungstechnik bearbeitet mit dem Teilvorhaben "Integration von Navigation und Informationssystem" einen Schwerpunkt des Verbundprojektes. Kern ist die Erstellung und Integration eines Navigationssystems, welches mittels Verknüpfung von Satellitendaten und anderer Navigationstechnologien eine sehr exakte Bestimmung des Fahrzeugposition erlaubt. Hierdurch wird eine teilautonome Betriebsweise des Fahrzeugs ermöglicht, welche beispielsweise das Befahren nicht erlaubter Bereiche verhindern kann oder die Einhaltung von für bestimmte Streckenabschnitte vorgegebenen Verkehrsregeln kontrolliert. Desweiteren werden Aspekte wie Antriebsmanagement, Sicherheit, Orientierung, Flottenmanagement, Fahrzeugrückführung, Diebstahlschutz und Verbundbildung berücksichtigt.
Gleichzeitig soll ein Informationssystem realisiert werden, das aufgrund des aktuellen Standortes, der Fahrroute und nutzerspezifischer Interessen kontextbezogene Informationen zur Verfügung stellt.

Da sich die geplanten Fahrzeuge in einem begrenzten Raum mit niedriger Geschwindigkeit bewegen, sind Batterien mit einer kleinen Kapazität für den Betrieb ausreichend. Das geringe Fahrzeuggewicht verspricht zusätzlich eine hohe Energieeffizienz. Die Vorteile des elektrischen Antriebs werden so genutzt, ohne dass die Defizite - wie z. B. die begrenzte Reichweite - zum Tragen kommen. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen des Projektes sollen Erkenntnisse für zukünftige Individual-Mobilität insbesondere in Großstädten gewonnen werden.