Kooperatives Arbeiten mit digitalen Tools in Lehr-Lernlabor-Settings

Ziel des Teilprojekts ist, dass sich Studierende mit dem pädagogischen und didaktischen Potential digitaler Tools vertieft auseinandersetzen und darauf aufbauend kooperative Lernumgebungen entwickeln, die sie in Lehr-Lernlabor-Settings gemeinsam mit Schüler*innen erproben und evaluieren. Konkret werden die pädagogischen und diagnostischen Fähigkeiten der Studierenden zur Förderung wissenschaftspropädeutischen Arbeitens und argumentativer Fähigkeiten von Oberstufenschüler*innen in digitalen Lernumgebungen adressiert. Bei den digitalen Tools werden webbasierte Texteditoren zur kooperativen Bearbeitung von Texten (s. z.B. Abb 1) und concept mapping tools im Mittelpunkt stehen. Dabei entwickeln die Studierenden unterschiedliche Lehr-Lernlabor-Settings mit Oberstufenkursen und führen diese wiederholt durch, wobei der zweite Versuch auf einer Überarbeitung des ersten beruht. Sowohl durch die Aufgabenformate als auch durch die kooperative Arbeitsweise sollen die Schüler*innen bei der Arbeit in den Lehr-Lern-Laboren kognitiv aktiviert werden, d.h. die Lernenden erhalten herausfordernde Aufgaben, die tiefergehende Lernprozesse auslösen sollen. Durch den Austausch mit Peers in einer (meist) unbekannten Lernumgebung wird die Bereitschaft geweckt Lernprozesse zu initiieren und neu zu strukturieren.

Abbildung 1: Kooperatives Schreiben mit dem digitalen Tool etherpad (Screenshot).

Die kooperativen Lernumgebungen in Lehr-Lernlabor-Settings werden in den Bildungswissenschaften zum Themenbereich Förderung der Argumentationskompetenz durchgeführt. Die Fähigkeit zu argumentieren wird in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens benötigt und gilt als Grundbaustein einer demokratischen Gesellschaft. Somit stellt sie eine Schlüsselkompetenz dar, um komplexe Probleme anzugehen, Informationen zu verarbeiten und logische Schlüsse zu ziehen. Beim Argumentieren müssen Thesen, Argumente, Beispiele und Schlussfolgerungen entwickelt, geordnet und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Zudem können die Verfasser*innen vor der Aufgabe stehen, mögliche Gegenargumente zu einer Position zu überlegen und diese angemessen in ihre Argumentationskette zu integrieren, was Schüler*innen vor große Herausforderungen stellen kann. Es handelt sich beim Argumentieren um ein wichtiges Thema mit großen Gestaltungsfreiräumen, das zahlreiche Anknüpfungspunkte an die Inhalte vieler Schulfächer bietet.

Durch die Verwendung digitaler Tools können innovative Formen des kooperativen Lernens hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten für das schulische Lernen erprobt werden. Diese Erprobung profitiert von der geschützten Rahmung eines Lehr-Lernlabors, denn das Zusammenspiel von Lernen und Technik bringt eine hohe Komplexität mit sich und bedarf einer präzisen Gesamtkoordination auf Meta- und Inhaltsebene, um qualitativ wertvolle Lernprodukte hervorzubringen (Erkens, Jaspers, Prangsma, & Kanselaar, 2005; Stahl, Koschmann, & Suthers, 2014). Insbesondere hinsichtlich der Arbeit in Lehr-Lernlaboren stellt sich die Frage, wie eine „explizite Einbettung theoretischer und reflexiver Phasen“ (Rehfeld et al., 2018, S. 19) ausgestaltet werden kann.

Eine zentrale Fragestellung des Projekts lautet, welche Auswirkungen auf die Kompetenz der Studierenden die Komplexitätsreduktion durch eine professionelle Begleitung der Lehr-Lern-Labor-Versuche im Vergleich zu einer weitgehend selbstgesteuerten Erarbeitung, Auswertung und Überarbeitung hat. Eine weitere Fragestellung bezieht sich auf den Vergleich von der Vorgabe der Verwendung des digitalen Tools etherpad verglichen mit durch die Studierenden selbst gewählten digitalen Tools.

Der Ablauf gestaltet sich grob skizziert wie folgt: In Lehrforschungsprojekten realisieren Tandems von Studierenden je zwei Unterrichtsminiaturen im Lern-Lern-Labor, wobei die zweite Unterrichtsminiatur auf der theoriebezogenen Reflexion der ersten basiert. Als Intervention wird, im Rahmen eines quasi-experimentellen Designs, die Erarbeitung, Auswertung und Überarbeitung der Lehr-Lern-Labor-Versuche in unterschiedlichem Maß professionell begleitet und vorstrukturiert (vgl. Tab. 1). Zur Evaluation der Lehr-Lern-Labore schätzen die Studierenden ihre Fähigkeiten bezüglich des gewinnbringenden Einsatzes der digitalen Tools vor und nach dem Seminar selbst ein. Des Weiteren werden sowohl die Studierenden als auch die teilnehmenden Schüler*innen hinsichtlich Ihrer Wahrnehmung der konkreten Versuche in den Lehr-Lernlaboren befragt (vgl. Voss, Kunter, Seiz, Hoehne, & Baumert, 2014).

Tabelle 1: Skizze des experimentellen Designs.

 

Digitale Lernumgebung

vorgegeben

nicht vorgegeben

Unterstützung bei Erarbeitung, Auswertung und Überarbeitung der LLLS-Versuche

Dozent*in

Seminar A

Seminar B

Peers

Seminar C

Seminar D