Jan Erik Schulz
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte
Kontakt:
E-Mail: janerik.schulz@uni-kassel.de
Sprechstunde:
Während der Vorlesungszeit donnerstags 14:30 bis 16:00 Uhr oder nach Vereinbarung.
Raum:
Nora-Platiel-Straße 1
34127 Kassel
Raum 3304
[Seit 09/2024] Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Neueren und Neuesten Geschichte
[04/2023-09/2023] Studentische Hilfskraft bei Prof. Dr. Hubertus Büschel, Neuere und Neueste Geschichte, Universität Kassel
[10/2018-06/2024] Lehramtsstudium (L3) für Geschichte und Chemie an der Universität Kassel
Abschluss 1. Staatsexamen mit sehr gut
- Kolonialgeschichte (insbesondere deutsche Kolonialgeschichte)
- Postkolonialismus
- gesellschaftlicher Umgang mit kolonialen Überresten
- zivilgesellschaftliches Engagement in Form von postkolonialen Initiativen
Arbeitstitel: (Post-)koloniale Stadtrundgänge in Deutschland –
Zwischen historischer Erinnerung und zivilgesellschaftlichen Praktiken
Das geplante Dissertationsprojekt soll sich mit postkolonialen Stadtrundgängen als besondere Form kolonialer Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit sowie den damit verbundenen zivilgesellschaftlichen Initiativen. Dabei wird der Tatsache Rechnung getragen, dass sich zivilgesellschaftliches Engagement um koloniale Erinnerung im öffentlichen Raum zeigt, beispielsweise in der Auseinandersetzung mit Straßennamen, Kolonialdenkmälern oder Museen. Debatten über die Gegenwart und die mögliche Zukunft einer kolonialen Erinnerungskultur werden von geschichtswissenschaftlicher Seite immer wieder flankiert, jedoch liegen bislang kaum Untersuchungen zum zivilgesellschaftlichen Engagement um koloniale Erinnerung in der Bundesrepublik Deutschland vor. Daher verortet sich mein Vorhaben im Rahmen der bislang noch kaum geschichtswissenschaftlich geleisteten, zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung mit kolonialen Erinnerungskulturen in Deutschland, die mittlerweile an vielen Orten zum Alltagsleben- und erleben kolonialer Erinnerungsorte gehören. Neben diesen sichtbaren Spuren des Kolonialismus können weitere Kontinuitäten der Kolonialzeit in wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen ausgemacht werden, die in postkolonialen Stadtrundgängen thematisiert werden.
Das Dissertationsprojekt baut auf meiner Staatsexamensarbeit zur Gruppe „Kassel Postkolonial“ auf, welche die spezifische Zusammensetzung, die artikulierten Ziele und Vorstellungen der Kasseler Initiative sowie den angebotenen Stadtrundgang untersucht hat. Neben Kassel wird sich im Projekt auch mit postkolonialen Stadtrundgängen in Berlin, Bremen und München befasst. Diese Auswahl begründet sich daraus, dass Stadtrundgänge und ihre Träger an Orten in den Blick genommen werden sollen, die eine offensichtliche Kolonialvergangenheit aufweisen (Berlin, Bremen) oder eher eine indirekte (Kassel, München). Im Rahmen des Vorhabens sowohl nach den Organisatorinnen und Organisatoren, ihrer sozialen Zusammensetzung und erinnerungspolitischen Zielsetzungen fragen, wie nach der konkreten Durchführung der Stadtrundgänge und den Erfahrungen, Wahrnehmungen, Debatten, Aneignungen sowie dem Feedback der Teilnehmenden. Dabei werden Diskurse und Praktiken gleichermaßen analysiert, um die beispielhaften Konfigurationen zivilgesellschaftlichen Engagements in Bezug auf Kolonialismus differenziert analysieren zu können.
Zur Untersuchung der postkolonialen Stadtrundgänge werden verschiedenen qualitative Methoden kombiniert. Zunächst werden leitfadengestützte Interviews mit den Organisatorinnen und Organisatoren, die anschließend qualitativ ausgewertet werden, durchgeführt. Die Rundgänge werden durch ethnografische Beobachtungen analysiert und schließlich die Rezeption der Teilnehmenden mittels Fragebögen erfasst. Durch diese Verbindung verschiedener Analysemethoden soll ermöglicht werden, postkoloniale Stadtrundgänge in der Bundesrepublik Deutschland erstmals als Orte der zivilgesellschaftlichen Aushandlung zwischen historischer Aufarbeitung, Aktivismus und Erinnerungspolitik zu analysieren und damit einen Beitrag zur differenzierten Erforschung der gesellschaftlichen Verhandlung des ‚kolonialen Erbes‘ zu leisten.