Tagung in Venedig vom 08.10 bis 09.10.2013

Tagung in Venedig vom 08.10 bis 09.10.2013

Deutsches Studienzentrum in Venedig / Centro Tedesco di Studi Veneziani

Venedig und die neue oikoumene: Kartographie im 15. Jahrhundert

Internationale Tagung unter Leitung von Ingrid Baumgärtner und Piero Falchetta (Biblioteca Nazionale Marciana, Venedig), in Kooperation mit den Deutschen Studienzentrum in Venedig und der Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig

8.–9. Oktober 2013

mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung, Köln

Die zweitägige internationale Konferenz, die am 8. und 9. Oktober 2013 am Deutschen Studienzentrum Venedig und an der Biblioteca Nazionale Marciana stattfindet, widmet sich der Transformation geo- und kartographischer Paradigmen in Folge der Ptolemäus-Rezeption im lateinischen Westen seit dem 15. Jahrhundert. Den Ausgangspunkt der Tagung bildet Venedig, einerseits multilateraler Knotenpunkt eines umfassenden kulturellen und wissenschaftlichen Netzwerkes, andererseits ideales Zentrum einer ‘entangled world’, die sich vom Mittelmeerraum bis nach Nordeuropa erstreckte. Im Zentrum des Interesses stehen die Kenntnisse und Praktiken, die darauf abzielten, den geographischen Raum zu beschreiben und die Figur einer zweiten Welt auf der Basis neuer Paradigmen zu entwerfen. Die Kartographie dieser Epoche wird dabei als ein komplexer Text gelesen und analysiert. Verflechtungen unterschiedlicher Kompetenzen, Kenntnisse, Traditionen und Orientierungen werden im Licht verschiedenartiger kultureller Erfahrungen interpretiert. Dazu gehören philosophische und literarische Traditionen im Unterschied zu und im Vergleich mit den technischen Kenntnissen der Seefahrer ebenso wie die Berichte von Reisenden und die kargen Informationen der Händler und Missionare.

In all diesen Zusammenhängen ist die zu Beginn des 14. Jahrhunderts wiederentdeckte Geographia des Ptolomäus von herausragender Bedeutung und kann als Katalysator der großen Veränderungen des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts bezeichnet werden. Im Zentrum des Interesses stehen deshalb nicht nur die in Venedig produzierten Kartierungen wie Weltkarten (von Andrea Bianco bis Fra Mauro) und Portulane (von Andrea Bianco bis Battista Agnese), sondern vor allem auch deren Bedeutung bei der Erneuerung der geographischen Raumvorstellungen und der Neudefinition der Weltenform in den Jahrzehnten vor und während der großen Entdeckungen.

Elf Impulsreferate widmen sich den in Venedig wirksamen Wechselwirkungen. Von diesem regionalen Bezugspunkt aus sind die plurikulturellen kartographischen Zusammenhänge zu ermitteln, die Spezifika der geo- und kartographischen Kenntnisse und Praktiken zu untersuchen sowie deren Verflechtungen im Zuge der Durchsetzung der ptolemäischen Methode zu verfolgen. Mit ihren drei Panels zu ‚Konstituierung und Repräsentation des kartographischen Raumes‘, ‚Brechung von Raumkonzepten – Kartographie und Navigation‘ und ‚Dynamik und Steuerung – Reisen und Messen‘ greift die interdisziplinäre Tagung aktuelle Debatten auf, die sich mit Weltkonzepten und Raumwahrnehmung auseinandersetzen

 

Tagungsbericht (deutsch)

Conference report (english)