Forschung

Forschungsschwerpunkte

  • Armutsforschung: Intersektionale Armutsforschung, Soziale Armut, Dynamik von Armut, armutssoziologische Grundlagenforschung
  • Familiensoziologie: Armut und Familie, Frühe Familiengründung
  • Soziologie sozialer Ungleichheit: Politische Soziologie sozialer Ungleichheit, Soziale Mobilität, Lebensverlaufsforschung
  • Empirische Sozialforschung: Partizipative Forschung, Intersektionale Mehrebenenanalyse, Mixed Methods

 

Laufendes Projekt: Armut in Kassel. Die Sicht armutsbetroffener Menschen. Gefördert von der Stadt Kassel (2025-2026).

Das Projekt zielt auf eine stärkere Einbindung der Perspektiven und Anliegen Armutsbetroffener in den Pakt gegen Armut. Hierdurch soll ein kontinuierlicher Prozess zur Weiterentwicklung von Partizipationsstrukturen für Menschen mit Armutserfahrung initiiert werden. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt: Wie erleben armutsbetroffene Menschen ihre Situation in Kassel? Welche Handlungsmöglichkeiten sehen sie, und welche Visionen entwickeln sie?

Vom Pakt avisierte kommunalpolitische Interventionen gegen hohe Armut und ihre Folgen müssen innerhalb eines komplexen Zuständigkeitssystems ansetzen, das unterschiedliche Behörden und Verwaltungsebenen umfasst. Unterschiedliche Auffassungen zur Definition, zum Umfang und zur Bearbeitung des Problems erfordern integrierte Handlungskonzepte. Diese Konzepte müssen ressortübergreifend und verbindlich sein sowie durch kooperative Netzwerke zentraler Akteur:innen umgesetzt werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen Handlungsfelder und Optionen identifiziert werden, an die solche Netzwerke anknüpfen können. Grundlage dafür ist die Rekonstruktion der Sichtweisen armutsbetroffener Menschen.

Da unterschiedliche Vorstellungen von Armut die Debatten und Maßnahmen des Pakts gegen Armut prägen, wird im ersten Schritt aufgezeigt, was verschiedene Akteur:innen unter Armut verstehen. Diese Klärung dient erstens der Koordination verschiedener Zugänge und zweitens der Reflexion, wie kommunale Armutsdiskurse Selbstbilder, Situationsdeutungen und Handlungsweisen armutsbetroffener Menschen beeinflussen. Das Projekt orientiert sich in diesem Spannungsfeld am international einschlägigen relativen Ressourcenansatz. Infolgedessen wird Armut als stadtgesellschaftliches Problem gedeutet. Armutsgefährdet ist demnach, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat. Es wird angenommen, dass Menschen unterhalb dieser Schwelle kein Mindestniveau an Wohlfahrt realisieren können. Für sie wird Geld zum Instrument sozialer Kontrolle. In Kassel gelten rund 37.500 Menschen (18 Prozent der Bevölkerung) als armutsgefährdet. Armut ist folglich kein Problem sozialer Randgruppen, sondern manifestiert sich inmitten der Stadtgesellschaft. Hier stellt sie eine besonders folgenreiche sozialstrukturelle Benachteiligung dar, die sich in materieller Unterversorgung, schlechten Wohnverhältnissen, unsicheren Nachbarschaften, Umweltbelastungen, mangelnden Rückzugs-, Erfahrungs-, Entfaltungs- und Gestaltungsräume äußert. Dauert Armut an, kann sie sich in Selbstbildern und Interaktionen, biografischen Zeithorizonten, Lebensstandards, Lebenslagen, Lebensläufen und Familiengeschichten sowie in Nachbarschaften und Stadtteilen festsetzen.

Der Alltag Armutsbetroffener ist von Erfahrungen moralischer Abwertung gekennzeichnet. Sie wissen um ihre Stigmatisierung und leiden an Gefühlen der Scham und Schande. Da ihnen permanent der Verlust ihres ‚sozialen Gesichts‘ droht, ziehen sie sich aus Interaktionen zurück. Durch ihre Distanzierung werden Beziehungen zur Disposition gestellt, Möglichkeiten der Partizipation versperrt und Wege in die Marginalisierung bereitet. Hier setzt das Projekt an, indem es derartige Exklusionsprozesse von der Mitte an den Rand der Stadtgesellschaft aus der Perspektiven armutserfahrener Menschen in drei Arbeitspaketen untersucht: 1. Analyse problemzentrierter Interviews mit Praxis-Expert:innen im unmittelbaren Kontakt mit armutsbetroffenen Menschen, 2. Erhebung und Analyse problemzentrierter Interviews, in denen armutsbetroffene Menschen ihre Erfahrungen schildern, 3. Workshop mit armutsbetroffenen Menschen, Praxis-Expert:innen und Akteur:innen des Pakts gegen Armut. Die Ergebnisse werden in einem Mapping von Handlungsfeldern und Optionen mit Fokus auf Zugänge und Barrieren zu sozialer Inklusion inmitten der Kasseler Stadtgesellschaft dokumentiert.

Laufendes Projekt: Armut in Kassel. Die Sicht armutsbetroffener Menschen. Gefördert von der Stadt Kassel (2025-2026).: Pakt gegen Armut

Abgeschlossene Projekte

  • Kinderarmut in Kassel. Die Sicht Armutsbetrofffener. Service Learning Projekt in Kooperation mit der Koordinationsstelle des Kasseler "Pakts gegen Armut", der Fraktion Bündnis 90/ die Grünen Kassel und dem Jugendamt Kassel (2023 - 2024)
  • Kinderarmut in Kassel. Die Expert:innensicht. Service Learning Projekt in Kooperation mit der Koordinationsstelle des Kasseler "Pakts gegen Armut", der Fraktion Bündnis 90/ die Grünen Kassel und dem Jugendamt Kassel (2022 - 2023)
  • Familien in der Falle? Dynamik familialer Armut in der individualisierten Erwerbsgesellschaft; Dissertationsprojekt an der Universität Kassel (2012 - 2016)
  • „Jugendliche und junge Erwachsene im Grundsicherungssystem“ im Forschungsbereich „Erwerbslosigkeit und soziale Teilhabe“ am IAB Nürnberg (2010 - 2012)
  • "Lebenslagen und Bildungssituation von Kindern und Jugendlichen in Armutslagen", in den Forschungsbereichen "Erwerbslosigkeit und soziale Teilhabe" und "Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung" am IAB Nürnberg (2010 - 2012)
  • Wissenschaftliche Begleitforschung zum Modellprojekt „Pro Kind Sachsen“ am Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters (2008 - 2010)