Forschung

Dissertation (erscheint Anfang 2023): Zurück ins Arbeitsleben nach Krebs. Befunde eines qualitativen Längsschnitts zur Suche nach Normalität.

In Deutschland erkrankt ungefähr jeder Zweite im Laufe seines Lebens einmal an Krebs. Jeder Vierte stirbt an der Krankheit. In den vergangenen 40 Jahren hat sich die absolute Zahl der Neuerkrankungen beinahe verdoppelt und der Anteil derer, die bereits fest im Arbeitsleben verankert sind und in dieser Lebensphase die Diagnose Krebs erhalten, wächst dabei stetig.

Nach der Behandlung und Rehabilitation wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren zu können, wird als ein wesentlicher Schritt Richtung Normalität gesehen. Doch die internationale Forschungslandschaft zeigt auch, mit welch komplexen Belastungen und Folgeerscheinungen die Betroffenen umgehen müssen. Neben körperlichen, psychischen sowie kognitiven Aspekten spielen auch berufliche, finanzielle und soziale Fragen eine Rolle.

Die Phase der beruflichen Rückkehr ist hier denkbar sensibel, da der Spagat zwischen den Anforderungen des scheinbar normalen (Berufs-)Alltags und den eigenen, sich angesichts der Erkrankung möglicherweise wandelnden Bedürfnissen zu meistern ist. Auf der einen Seite steht also die Rückkehr ins normale, alltägliche Leben und auf der anderen Seite sind krankheits- oder therapiebedingte Einschränkungen nach wie vor spürbar.

Anzunehmen ist, dass sich für die Betroffenen in diesem Prozess verschiedene Spannungsfelder entzünden. Doch Fragen danach, wie sich die Phase der Wiedereingliederung konkret für den betroffenen Arbeitnehmer:innen gestaltet und wie nach monatelanger Abwesenheit die Ankunft im betrieblichen Umfeld erlebt wird, werden aktuell zu wenig im deutschsprachigen Raum gestellt. Eine soziologische Auseinandersetzung mit dem sensiblem Übergang von Krebsbetroffenen zu Arbeitnehmer:innen ist wichtig, um die bisher vorwiegend (u.a.) medizinisch, psychoonkologisch und pädagogisch geprägte Forschungslandschaft zu ergänzen.

Die Dissertation hat sich daher der Frage gewidmet, welchen Herausforderungen Krebsbetroffene, in diesem Fall: Brustkrebsbetroffene, im Zuge der Rückkehr in den Beruf begegnen und welchen Umgang die Erkrankten hierbei mit den komplexen Belastungen entwickeln. Über elf Monate sind 10 Krebsbetroffene während ihrer beruflichen Rückkehr begleitet worden. Die herausgearbeitete Kernthematik innerhalb des Rückkehrprozesses bietet ein tiefgehendes Verständnis der Sensibilität der Übergangsphase.

 

  • Ausgezeichnet mit dem Promotionspreis 2021 des Kas­se­ler In­ter­na­tio­na­len Gra­du­ier­ten­zen­trums Gesellschafts­wissenschaften (KIGG).

Forschungsschwerpunkte

  • Medizin- und Gesundheitssoziologie: Krankheit und Gesundheit, chronische Erkrankungen
  • Arbeitssoziologie: Wandel der Erwerbsarbeit, Stellenwert von Erwerbsarbeit für den Menschen
  • Rehabilitationsforschung: Umgang mit Leistungseinschränkungen, Einschränkungen und soziale Teilhabe, Prävention
  • mikrosoziologische Perspektive
  • qualitative Sozialforschung
  • qualitatives Panel