Profilprojekt Städtebau
betreut von: Prof. Dr. Verena Brehm, Prof. Dipl.-Ing. Stefan Rettich, Prof. Dipl.-Ing. Ariane Röntz
Unter dem Leitbild Care for Space for Care wird ein städtebaulich-freiräumlicher Entwurf mit architektonischer Vertiefung für das Areal Tresckowstraße in Hannover erarbeitet. Das Areal ist Teil der Großwohnsiedlung Mühlenberg, gebaut in den 1960/70er Jahren. Mühlenberg ist ein Stadtteil mit einer internationalen Bewohner:innenschaft, einem hohen Anteil Familien, Kindern und Jugendlichen und gleichzeitig geprägt durch Arbeitslosigkeit, Armut und durch die Stigmatisierung als sozialer Brennpunkt. Aufgrund sozialer Probleme und diverser städtebaulicher Missstände werden seit 2014 verschiedene Maßnahme zur Stärkung des Stadtteils im Rahmen der Programmlinie „Sozialer Zusammenhalt” der Städtebauförderung Soziale Stadt durchgeführt. Dazu gehören Sanierungsmaßnahmen des Gebäudebestands, die Aufwertung von Freiräumen und die Einrichtung von sozialen, Bildungs- und Beratungsangeboten.
Das Areal an der Tresckowstraße wurde seit den 1970er durch den Konzern EON / Preussen Elektra genutzt. Seit dem etappenweisen Wegzug seit 2022 ist das ca. 5,6 ha große Areal untergenutzt, Flächen liegen brach und sind teils nicht zugänglich. Das große Verwaltungsgebäude steht leer, hier warten ca. 40.000 m² BGF auf eine (gemeinwohlorientierte) Nachnutzung.
Das Leitbild „Care for Space for Care” gibt vor, woran konzeptionell-entwurflich gearbeitet werden soll. Die Begriffe Care und Caring werden im planerischen Diskurs als Raum bezogene Fürsorge verstanden. Es geht um die Frage, wie Architekturen und Stadträume, das Sorge tragen füreinander - Care-Arbeit im weitesten Sinn – fördern können. Dabei geht es nicht nur um institutionalisierte Einrichtungen, also Care Architecture wie Kita, Schule, Tagespflege, sondern vor allem um ein Angebot alltäglicher Raume des Wohnens, Arbeitens, Lernens, Spielens, die Care-Arbeit, das Kümmern umeinander, erleichtern, die Inklusion und Diversität, Teilhabe und Selbstwirksamkeit fördern und die Bildung von Sorge tragenden Gemeinschaften - caring communities - unterstützen. In Caring Communities können Care-Arbeit, Fürsorge und ökologische Lebensweisen gemeinschaftlich organisiert werden. Das bietet nicht nur soziale Vorteile durch u.a. individuelle Entlastung und robustere Strukturen, sondern auch eine suffiziente Nutzung von Räumen und Ressourcen (Prinzip des Teilens, Sharing-Modelle, Commons).
Sorge zu tragen beinhaltet über soziale Anliegen hinaus auch ökologische Aspekte: Sich Einzusetzen für eine intakte Umwelt, Ökosysteme und Habitate, Sorge zu tragen für die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen. Die ökologische Transformation von Architekturen und Stadträumen durch Maßnahmen u.a. zur Klimaanpassung, zur Stärkung von Artenvielfalt oder zur Reduktion von Emissionen, Flächen- und Ressourcenverbrauch bewirkt in vielen Fällen zugleich Co-Benefits auf sozialer Ebene: mehr Aufenthaltsqualität, Hitzeschutz, Anregung zu Bewegung und Begegnung, Erleben von Gemeinschaft und Naturnähe etc.
Welchen Beitrag kann das Areal an der Tresckowstraße in Zukunft leisten, um den sozialen Zusammenhalt am Mühlenberg weiter zu stärken? Wie kann an diesem Ort die soziale und ökologische Praxis des Caring unterstützt werden? Welche Architekturen und Stadträume können die Bildung von Sorge tragenden Gemeinschaften - caring communities - fördern?