Projekt: Bodemuseum (Wintersemester 2009/10)

EIN NEUES MUSEUM FÜR DIE ALTEN MEISTER

Der Erweiterungsbau für das Bode-Museum in Berlin
Xella-Wettbewerb 2009 / 2010

Aufgabenstellung

Aufgabe des 7. Xella Studentenwettbewerbs ist der Entwurf eines Erweiterungsbaus für das Bode-Museum in Berlin. Damit widmet sich der Wettbewerb zum ersten Mal dem Thema Museumsbau und hat sich dafür mit einem bei der Berliner Museumsinsel liegenden Wettbewerbsgrundstück gleich einen sehr prominenten Ort ausgesucht. Zusammen mit den Staatlichen Museen zu Berlin wurde die Aufgabe so realistisch und konkret wie möglich gestaltet, sie bietet aber auch genügend Spielraum für kreative Ideen. Der Erweiterungsbau soll viele Nutzungen in sich vereinen und ist funktional unmittelbar an das Bode-Museum gekoppelt. Durch seine Positionierung außerhalb der Museumsinsel ist der zu planende Neubau aber nicht an gestalterische Vorgaben gebunden, wie es beispielsweise für David Chipperfields Entwurf der James Simon-Galerie der Fall war. Vielmehr kann und soll die zu planende Erweiterung für das Bode-Museum ähnlich dem Erweiterungsbau des Architekten Pei für das Deutsche Historische Museum eine eigenständige Architektursprache ausbilden und so eine weitere Attraktion im historischen Stadtzentrum von Berlin darstellen. Funktional lässt sich die Wettbewerbsaufgabe in die folgenden drei Bereiche unterteilen:

1) Neue Ausstellungsräume
Die Hauptaufgabe des Erweiterungsbaus ist es, Ausstellungsfläche zu schaffen, um dort zusammen mit dem Bode- Museum Skulpturensammlung und Gemäldegalerie integriert ausstellen zu können. Bis in die Kriegsjahre verfügten die beiden Sammlungen neben dem Bode-Museum über den Nordflügel des Pergamonmuseums, die beide mit einer Brücke verbunden waren. Dieser Nordflügel des Pergamonmuseums wird in Zukunft durch das Museum für islamische Kunst genutzt werden, weswegen der erforderliche Raum und Platzbedarf nur in dem zu planenden Erweiterungsbau zu finden ist. Über einen brückenartigen Verbindungsgang soll der Erweiterungsbau mit dem Bode-Museum verbunden und die Sammlung neu geordnet auf die zwei Häuser verteilt werden. Dabei soll im Erweiterungsbau die im Bode-Museum schon jetzt übliche Art der Präsentation als eine stimmige Kombination von Malerei und Skulpturen weitergeführt werden – wie es auch von Wilhelm von Bode für die beiden Sammlungen vorgesehen war. Für dieses Ausstellungskonzept war das Bode-Museum von Beginn an ausgelegt, und die unterschiedlichen Qualitäten der Ausstellungsräume –  Seitenlichträume im Hauptgeschoss, Oberlichtsäle sowie seitliche Kabinette mit hochgelegten Seitenfenstern im Obergeschoss – machten eine optimale Präsentation der verschiedenen Ausstellungsstücke möglich. Diese räumliche Vielfalt sollte auch im Ausstellungsbereich des Erweiterungsbaus angestrebt werden.

2) Nebenräume
Der Masterplan für die Museumsinsel sieht die Auslagerung aller nicht öffentlichen Bereiche vor, um auf diese Weise über noch mehr Ausstellungsräume an zentraler Stelle zu verfügen. Diese auszulagernden Bereiche, zu denen auch die Räume der Museumsleitung- und verwaltung, Restaurierungswerkstätten, diverse Depots, Lager u.v.m. gehören, müssen jedoch in räumlicher Nähe zur Sammlung bleiben. Neben der Erweiterung der Ausstellungsfläche für das Bode- Museum ist daher die richtige Einplanung dieser „Nebenräume“ eine zweite und ebenso wichtige Aufgabe des Wettbewerbs. Die angemessene Erfüllung der Anforderungen an diese Räume, insbesondere an die Depot-Flächen und die Restaurierungswerkstätten, ist für das reibungslose Funktionieren des Museumsalltags sehr entscheidend und daher auch für die Wettbewerbsjury ein wichtiges Bewertungskriterium.

3) Neue Räume für das Museum als „place to be“
Das Museum hat sich zunehmend zum beliebten „place to be“ entwickelt und fungiert dabei auch als Event-Location oder Theaterbühne. So ist die Neue Nationalgalerie am Berliner Kulturforum zum traditionellen Veranstaltungsort für das jährliche ZDF-Sommerfest geworden, und die Säulenhalle in der Neuen Gemäldegalerie am Kulturforum wird bei Modeveranstaltungen auch gerne mal zum Laufsteg umfunktioniert. Museumsräume und Eingangshallen werden für große Ausstellungseröffnungen genutzt oder auch für private Empfänge, Feiern, Preisverleihungen usw. vermietet. Der Pergamon-Altar im Pergamonmuseum dient als Ort für besondere Musikveranstaltungen, und die noch leeren Hallen des Neuen Museums Berlin wurden gleich nach Abschluss der Wiederaufbau-Arbeiten im März 2009 von Sasha Waltz mit 70 Tänzern, Musikern und Sängern zur künstlerischen Inauguration des Museumsbaus in Beschlag genommen. Die hier genannte kleine Auswahl an Beispielen zeigt, wie vielfältig schon heute Museumsbauten genutzt werden. Diese neuen Entwicklungen tragen dazu bei, neue Publikumsgruppen und neue Einnahmequellen zu gewinnen. Dritter Teil der Entwurfsaufgabe ist es daher, weitere attraktive Nutzungsmöglichkeiten für den Museumsneubau zu überlegen und dafür die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen. Es sind kreative Ideen gefragt, unter anderem für Veranstaltungsräume, Restaurants, auch auf der Dachterrasse, sowie die mögliche Einbeziehung des großen Vorplatzes für Aufführungen usw. Dabei dürfen jedoch der normale Museumsbetrieb und die Sicherheit der Exponate nicht beeinträchtigt werden.

 

EIN NEUES MUSEUM FÜR DIE ALTEN MEISTER

Timo Fahrenbach, Sarah Wloka

 

Städtebau
Die Außenkontur des Entwurfs folgt dem städtebaulichen Wettbewerb von Auer und Weber, wodurch sich das Gebäude in die umgebende Blockrandbebauung einfügt. Der Hauptzugang zum Innenhof des Neubaus erfolgt vom städtischen Platz vor Bibliothek und Kompetenzzentrum und schafft die Verbindung der beiden Außenräume. Zusätzliche Zugänge liegen an der Spitze des Gebäudes zum Bode-Museum orientiert sowie am Stadtbahnviadukt. Unterschneidungen im Erdgeschoss leiten gezielt auf die Zugänge des Baukörpers. Erhöhungen des Dachbereichs zur Spree und zum Platz vor der Bibliothek betonen die Zugänge zum Innenhof. Die städtebaulich dominante Bahntrasse wird in das Gebäude integriert und durch die neue Bahnhaltestelle „Museumsinsel“ erweitert. Den Reisenden wird ein schemenhafter Einblick in das Museum gewährt. Die Verlängerung des Bahnsteigs über die Spree, ermöglicht die Verknüpfung zwischen dem Neubau und den Freiflächen der Museumsinsel, die nach der Generalsanierung der Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Zwischen Erweiterungsbau und Bahntrasse entsteht eine Passage, die zur Aufwertung der rückwärtigen Viaduktseite beiträgt.

 

Gebäudekonzept
Der Hauptzugang des Museums erfolgt über eine terrassierte Treppen-Rampen-Anlage im Innenhof, welche in die Lobby im ersten Obergeschoss führt. Von hier ist ein guter Ausblick auf das Bode-Museum und den Kanal möglich. Die Lobby fungiert als Pufferzone zwischen den einzelnen Dauerausstellungen und ermöglicht Pausen zwischen den Rundgängen, wie auch den Zugang zum Bode-Museum. Das Münzkabinett ist unter dem zentralen Innenhof platziert und als „Schatzkammer“, mit in massiven Wänden eingelassenen Vitrinen, geplant. Diese werden von zwei Achsen in vier Bereiche geteilt, die den verschiedenen Epochen zugeordnet sind. Die Lage und labyrinthartige Wegestruktur verstärken den Charakter des katakombenartigen „Goldkellers“. Die Wechselausstellung erstreckt sich über das Erd- und Untergeschoss an der Passage zwischen Kompetenzzentrum und Neubau. Die bedingt transparente Fassade ermöglicht den täglichen Passanten immer neue „Einblicke“ in die Ausstellung und entgegnet in seiner Offenheit der geschlossenen Fassade des Kompetenzzentrums. Die Dauerausstellung erstreckt sich über die oberen beiden Geschosse und folgt in ihrem Rundgang der Gebäudeform. Die Sammlung des Bode-Museums (Skulpturensammlung) soll in den Räumen des ersten Obergeschosses gezeigt werden, während für die Sammlung der Gemäldegalerie das oberste Geschoss vorgesehen ist.

 

Fassadenkonzept
Der Entwurf der Fassade folgt dem Gedanken „Museumsichtbar machen“. Die Konstruktion aus Glas und einemvorgehängten Sonnenschutz aus einem fein perforiertenMetallblech, ermöglicht schemenhafte Einsichten in dasGebäude und sorgt für gleichmäßiges indirektes Licht.Großformatige Aufdrucke ausgewählter Kunstwerke repräsentierendie Sammlungen und lassen sie im Stadtraumsichtbar werden. Die transparente Erscheinung bildet einenGegenpol zu den steinernen Fassaden der alten Museen.

 

Ausstellungskonzept
Tragende Schotten folgen der Gebäudeform und gliedern die Ausstellung. Die Exponate der Dauerausstellung sollen in verschieden großen Räumen mit unterschiedlichen Arten der Belichtung gezeigt werden. Diese werden zwischen den tragenden Wänden durch Trockenbauwände ausgebildet, sodass ein flexibler Ausstellungsgrundriss möglich ist und unterschiedliche Rundgänge gebildet werden können.

Betreuer

Sebastian Blecher (Dipl.-Ing)
Natalie Heger (Dr.-Ing.)