Lehre

Das Seminar dient dem intensiven Austausch über die Forschung des Fachgebiets Kunst und Wissen. Innerhalb der Lehrveranstaltung werden aktuelle Forschungsansätze diskutiert, die sich auf der Schnittstelle von Kunst-, Architektur- und Wissensgeschichte befinden. Im Zentrum stehen dabei Ausstellungen als Medien der gesellschaftlichen Selbstverständigung. BA- und MA-Kandidat*innen sowie Doktorand*innen und Postdoktorand*innen haben die Möglichkeit, ihre Vorhaben vorzustellen. Zudem finden im Rahmen des Seminars Gastvorträge statt.

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Schreiben ist keine Nebensächlichkeit künstlerischer, gestalterischer und entwerferischer Praxis und dient nicht nur ihrer (nachträglichen) Vermittlung, sondern ist ein zentraler Teil dieser Praxis. Das Seminar verfolgt ein doppeltes Ziel: Einerseits befassen wir uns mit der Geschichte und Theorie des Schreibens als künstlerische Praxis, wozu wir Texte von Art & Language, Julie Ault, Heike Geißler, Dan Graham, Irena Haiduk, Wayne Koestenbaum, Chris Kraus, Maggie Nelson, Adrian Piper, Jane Rendell, Martine Syms u.a. lesen. Anhand dieser Beispiele diskutieren wir Probleme der Autor*innenschaft sowie Konzepte der Aneignung und Übersetzung, denken über die Materialität der Sprache nach, untersuchen Text-Bild-Verhältnisse und fragen nach der Funktion und Form solcher Texte. Andererseits entwickeln wir eine eigene Schreibpraxis, die zwischen den Polen „wissenschaftlich” und „literarisch” oszilliert und durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Textsorten dabei helfen soll, Ideen zu artikulieren und die eigene Praxis besser begreifen zu können. 

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1815 als Bürgerstiftung durch Johann Friedrich Städel gegründet, umfasst das Städel Museum in Frankfurt am Main heute eine Kunstsammlung vom Mittelalter bis zur Gegenwart und ein sich in vier Bauabschnitte gliederndes Museumsgebäude. Im Seminar dient das Städel als Fallbeispiel, um sich mit der Ideen- und Architekturgeschichte des Museums sowie exemplarisch mit Werken aus 700 Jahren Kunstgeschichte und deren Präsentation zu beschäftigen.

Die Sammlung Städels befindet sich zunächst an wechselnden Standorten in der Innenstadt, bis 1878 am Schaumainkai der erste Abschnitt des heutigen Museumsbaus fertiggestellt ist. Damit ist das Städel das erste Gebäude des sogenannten „Museumsufers“, einem Stadtplanungsprojekt, das in den 1980er Jahren unter dem Motto „Kultur für alle“ initiiert wird. Im Ursprungsbau des Museums ist heute die Sammlung der alten Meister ausgestellt und im ersten Erweiterungsbau, von 1921, die Sammlung der klassischen Moderne. Zur Zeit des Nationalsozialismus werden im Städel sowohl Werke im Zuge der Propagandaaktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt, als auch Neuerwerbungen getätigt, von denen einige aus jüdischem Privatbesitz stammen. Im Verlauf des Krieges wird der Großteil der Sammlung ausgelagert und das Gebäude, auf dem Flaktürme errichtet werden, beschädigt. Der Wiederaufbau wird 1963 vollendet. Für die Präsentation von Sonderausstellungen und die Sammlung der Gegenwartskunst werden 1990 und 2012 die Fläche des Museums abermals durch Anbauten erweitert. Damit vereint das Städel heute vier jeweils zeittypische Museumsarchitekturen in einem Gebäude.

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Wer nach Kassel als Kulturstandort fragt, denkt in der Regel an die documenta. Aber was macht die Stadt jenseits der weltbekannten Ausstellung für Gegenwartskunst im Bereich von Kunst und Kultur aus?
Im Rahmen des Forschungsseminars soll es einerseits darum gehen, (historische) Kunst- und Kulturinstitutionen in Kassel zu entdecken und andererseits deren Verhältnis zur documenta in den Blick zu nehmen. In diesem Kontext werden wir uns mit Kunst im öffentlichen Raum und Begriffen wie Erinnerung, Identität und Stadtgesellschaft auseinandersetzen.
Gleichzeitig werden wir Methoden und Praktiken historischen Arbeitens kennenlernen und ausprobieren. Wir wollen Fragestellungen entwickeln, Quellen recherchieren und interpretieren. Dazu zählt ein Besuch im documenta Archiv, wo eine Archivführung sowie die konkrete Arbeit mit Archivalien geplant sind.
Ziel ist es, im Rahmen kritischer Stadtrundgänge einen alternativen, interdisziplinären Blick auf die documenta-Stadt Kassel zu gewinnen.  

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»all artists are alike. they dream of doing something that’s more social, more collaborative, and more real than art.« zeugt dan grahams aussage einerseits vom anspruch zeitgenössischer kunst, vor allem gesellschaftlich wirksam und moralisch wegweisend zu sein, so wirft sie andererseits die frage auf, wie nicht nur künstler*innen, sondern auch austellungsmacher*innen dieser vision nachkommen können. in luxembourg stellen sich in diesem jahr gleich mehrere projekte dieser frage. drei davon werden wir vor ort besuchen.

mit a model, dem zweiten kapitel einer dreiteiligen ausstellung, hinterfragt das mudam die rolle der museen in der heutigen zeit. der titel ist eine anspielung auf palle nielsens projekt the model – a model for a qualitative society (1968), mit dem er im oktober 1968 das moderna museet in stockholm für drei wochen in einen abenteuerspielplatz verwandelte, der die grenzen zwischen kunst, forschung und urbanem aktivismus verwischte. durch diesen visionären, hybriden rahmen wollte nielsen einen einzigartigen raum schaffen, der den sozialen wandel anregen und eine integrativere und gerechtere gesellschaft fördern sollte. die ausstellung im mudam möchte hieran anknüpfen und gemeinsam mit besucher*innen die rolle der museen bei der gestaltung unserer zukunft neu definieren.

mit einem weiteren projekt – der performance the manifestation des neuseeländisch-samoanischen regisseurs und choreografen lemi ponifasio – geht das mudam ferner über die physischen räume der institution hinaus. in form einer partizipativen parade durch die stadt bringt ponifasio unter mitwirkung von 150 kulturschaffenden menschen durch zeremonielle redekunst, tanz, musik und essen zusammen und lädt die stadt zum mitmachen ein.

in einer ausstellung im casino und dem gleichnamigen künstler*innenbuch my last will antworten indes etwa 30 internationale künstler*innen auf die frage »was bleibt?«. sie setzen sich individuell mit ihrem vermächtnis auseinander und versuchen den kern dessen zu treffen, welche antworten ihr künstlerisches schaffen für eine zukunft parat hat, die sie selbst nicht mehr erleben werden und deren wertmassstäbe ihnen völlig unbekannt sind. die auseinandersetzungen sind ergebnisoffen und experimentell angelegt – allen gemein ist der ausgangspunkt: das künstler*innenbuch my last will, in dem eigens entwickelte text-, collage- und bildbeiträge der beteiligten zusammengefasst sind.

die zukunft und das neue zu denken, so scheinen diese projekte anzudeuten, bedeutet, neue erfahrungen zu machen. die erfahrungen anderer abzubilden oder gar nachzubilden, reicht nicht aus. wie also kann kunst durch partizipationsstrategien gesellschaftliche begegnungen schaffen, die dazu beitragen, die welt auf eine »bessere weise« zu bewohnen? welche rolle spielt hierbei die soziale struktur der besucher*innen respektive zuschauenden – welche die (öffentlichen) ausstellungsräume, welche die stadt luxembourg? 

das seminar greift die fragen der ausstellungen auf, beleuchtet sie kritisch und untersucht, wie wir auf neue weise über das ausstellungsgeschehen nachdenken und schreiben können. denn nicht nur die rolle von museen muss überdacht werden, sondern gleichsam die methoden, mit denen wir sie & ihre visionen samt der künstlerischen positionen befragen. hierzu werden wir uns mit bettina steinbrügge, der kuratorin von a model & direktorin des mudam, sowie nach möglichkeit mit weiteren akteur*innen austauschen.

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An insgesamt vier Tagen werden wir aktuelle Ausstellungen in Kassel und der Region (Frankfurt am Main, Göttingen, Fulda etc.) besuchen. Während der Schwerpunkt dabei auf der Gegenwartskunst liegt, werden wir auch klassische Sammlungspräsentationen miteinbeziehen. Nach Möglichkeit werden wir Künstler*innen, Kurator*innen, Galerist*innen und Ausstellungsarchitekt*innen vor Ort treffen. Das Ziel der Lehrveranstaltung ist ein doppeltes: Einerseits werden wir uns einen Überblick aktueller künstlerischer, architektonischer und kuratorischer Tendenzen erarbeiten und dabei unterschiedliche Institutionen und deren Ausstellungsformate kennenlernen. Andererseits soll es darum gehen, ein Begriffsrepertoire zu entwickeln, um sowohl über Kunst als auch über Ausstellungen zu sprechen. Die Veranstaltung eignet sich daher besonders für Studienanfänger*innen.

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Die Verlagerung nahezu aller Bereiche der Universität in den digitalen Raum durch die Covid-Pandemie hat vor Augen geführt, was oft als Selbstverständlichkeit angenommen wird: Die Produktion und Distribution von Wissen ist von physischen Räumen abhängig. Hörsäle, Bibliotheken und Labore, aber auch Mensen sind an der Ordnung von Wissen beteiligt, bringen Wissen hervor oder schränken es ein. Eine Auseinandersetzung mit der Universitätsarchitektur ist also immer auch eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der zeitspezifischen Bedeutung von Wissen. Das Seminars verfolgt ein doppeltes Zeit: Einerseits erarbeiten wir uns einen Überblick über die Architektur- und Wissensgeschichte von Universitäten (wobei der Schwerpunkt auf der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt), andererseits untersuchen wir die Gebäude der Universität Kassel.

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In den Geisteswissenschaften ist in den letzten Jahren eine erstarkte Auseinandersetzung mit der Kategorie Form in Bezug auf die Kunst der Gegenwart zu beobachten, und zwar als ein Interesse, das Form dezidiert als politisches Problem auffasst und damit (oft zu Unrecht als unpolitisch gebrandmarkte) tradierte Vorstellungen eines Formalismus überwindet.

Ein zentraler Gedanke ist dabei die Annahme, dass Form nicht lediglich als ästhetische Erscheinung gedacht werden kann, sondern dass sie als solche immer auch soziale Form ist. Ein solches Nachdenken über Form erlaubt, ganz unterschiedliche Probleme der Gegenwartskunst zu thematisieren, wie beispielsweise die Ausstellungsförmigkeit der Gegenwartskunst, Fragen der Wertform, infrastrukturelle Bedingungen und verdinglichte Arbeitsverhältnisse, das (mimetische) Verhältnis zwischen sozialer Realität und Kunstwerk etc. Gerade indem Form als soziale Form verstanden wird, können etwa Aspekte wie Race, Class und Gender adressiert werden, die den Kunstwerken als gesellschaftliche Zusammenhänge auf gleiche Weise eingeschrieben sind, wie diese ihre Inhalte formen.

Während die Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst und der aktuellen Theoriebildung im Zentrum des Seminars steht, wird es auch immer wieder darum gehen, (vergessene) formalistische Traditionen erneut aufzugreifen und sie für das Jetzt produktiv zu machen.

Das Blockseminar steht im Zusammenhang eines großen internationalen Symposiums, das im Juli 2024 in Kassel stattfinden wird. Im (Lektüre-) Seminar werden wir uns mit den dort vertretenen Positionen (u.a. Rizvana Bradley, Peter Osborne, Marina Vishmidt), Klassikern der Formtheorie und sowie wichtigen aktuellen Referenzen (u.a. Anna Kornbluh, Sianne Ngai)

Der Besuch des zweitägigen Symposiums und dessen Vor- und Nachbereitung ist verpflichtend, wird aber mit den SWS verrechnet. Die Studierenden werden aktiv in das Symposium eingebunden und kommen dadurch mit internationalen Wissenschaftler*innen und einer akademischen Diskussionskultur in Kontakt. Die Bereitschaft schwierige (größtenteils Englische) Texte zu lesen und zu diskutieren ist Voraussetzung des Seminars.

Bitte senden Sie eine kurze Interessensbekundung bis zum 10.4. an felix.vogel@uni-kassel.de

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