Lehre
Schreiben ist keine Nebensächlichkeit künstlerischer, gestalterischer und entwerferischer Praxis und dient nicht nur ihrer (nachträglichen) Vermittlung, sondern ist ein zentraler Teil dieser Praxis. Das Seminar verfolgt ein doppeltes Ziel: Einerseits befassen wir uns mit der Geschichte und Theorie des Schreibens als künstlerische Praxis, wozu wir Texte von Art & Language, Julie Ault, Heike Geißler, Dan Graham, Irena Haiduk, Wayne Koestenbaum, Chris Kraus, Maggie Nelson, Adrian Piper, Jane Rendell, Martine Syms u.a. lesen. Anhand dieser Beispiele diskutieren wir Probleme der Autor*innenschaft sowie Konzepte der Aneignung und Übersetzung, denken über die Materialität der Sprache nach, untersuchen Text-Bild-Verhältnisse und fragen nach der Funktion und Form solcher Texte. Andererseits entwickeln wir eine eigene Schreibpraxis, die zwischen den Polen „wissenschaftlich“ und „literarisch“ oszilliert und durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Textsorten dabei helfen soll, Ideen zu artikulieren und die eigene Praxis besser begreifen zu können.
Das Seminar richtet sich an Studierende aller Studiengänge des FB06 und der Kunsthochschule. Es eignet sich insbesondere für diejenigen, die kurz vor der Vorbereitung ihrer Abschlussarbeit stehen und sich fragen, was „Schreiben“ eigentlich ist.
Anmeldung mit kurzer Interessensbekundung und der Angabe Ihres Studiengangs/Fachsemester an felix.vogel@uni-kassel.de bis spätestens 10.10.23.
BEGINN: 26.10.2023.
An insgesamt vier Tagen werden wir aktuelle Ausstellungen in Kassel und der Region (Frankfurt am Main, Göttingen, Fulda etc.) besuchen. Während der Schwerpunkt dabei auf der Gegenwartskunst liegt, werden wir auch klassische Sammlungspräsentationen miteinbeziehen. Nach Möglichkeit werden wir Künstler*innen, Kurator*innen, Galerist*innen und Ausstellungsarchitekt*innen vor Ort treffen. Das Ziel der Lehrveranstaltung ist ein doppeltes: Einerseits werden wir uns einen Überblick aktueller künstlerischer, architektonischer und kuratorischer Tendenzen erarbeiten und dabei unterschiedliche Institutionen und deren Ausstellungsformate kennenlernen. Andererseits soll es darum gehen, ein Begriffsrepertoire zu entwickeln, um sowohl über Kunst als auch über Ausstellungen zu sprechen. Die Veranstaltung eignet sich daher besonders für Studienanfänger*innen.
Die Termine und das genaue Programm werden wir gemeinsam in der Einführungssitzung festlegen. Informieren Sie sich also schon vorab, welche Ausstellungen Sie interessieren. Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben und auf moodle gestellt. Blockveranstaltung, Einführung: 20.10.23, 12.30–14.00 Uhr; Seminarraum EG, ZUB. Anmeldung mit kurzer Interessensbekundung an felix.vogel@uni-kassel.de bis spätestens 10.10.23.
Das Seminar dient dem intensiven Austausch über die Forschung des Fachgebiets Kunst und Wissen. Innerhalb der Lehrveranstaltung werden aktuelle Forschungsansätze diskutiert, die sich auf der Schnittstelle von Kunst-, Architektur- und Wissensgeschichte befinden. Im Zentrum stehen dabei Ausstellungen als Medien der gesellschaftlichen Selbstverständigung. BA- und MA-Kandidat*innen sowie Doktorand*innen und Postdoktorand*innen haben die Möglichkeit, ihre Vorhaben vorzustellen. Zudem finden im Rahmen des Seminars Gastvorträge statt.
Termine der Blockveranstaltung werden in der ersten Sitzung am 20.10.23, um 14.00 Uhr (Seminarraum ZUB, EG) bekanntgegeben.
Die Neurologie geht davon aus, dass die Gegenwart für das menschliche Gehirn etwa 2,7 Sekunden dauert. Wenn von Gegenwartskunst (contemporary art) die Rede ist, meint das eine weitaus längere Dauer. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich die Kunstgeschichte und -theorie intensiv der Frage gewidmet, was Gegenwartskunst ist: Handelt es sich dabei um eine Epoche, die auf die Moderne folgt? Wann beginnt sie? 1945? 1968? 1989? Oder ist die Vorstellung einer Epoche dafür überhaupt angemessen? Im Seminar werden wir diese Texte (u.a. von Alexander García Düttmann, Pamela M. Lee, Chika Okeke-Agulu, Peter Osborne, Juliane Rebentisch) diskutieren und mit konkreten Werken und Ausstellungen in Bezug setzen. Zudem befassen wir uns mit Museen für Gegenwartskunst: Welche architektonischen Lösungen wurden für das Ausstellen von Gegenwartskunst gefunden? Gibt es eine Typologie des Museums für Gegenwartskunst?
BEGINN: 26.10.2023.
Kunst statt Religion?
Kunst existiert in ihrer Geschichte jahrhundertelang überwiegend in einem religiösen Kontext – als Bilder und figürliche Darstellungen im Kirchenbau. Hier dient sie der Vermittlung christlicher Glaubensinhalte. Mit der Neuzeit findet die Loslösung aus dieser Funktion statt und Kunst erlangt eine autonome Position. Wie aber kommt es im ausgehenden 20. Jahrhundert dazu, dass Kunst zugesprochen wird, sie sei an die Stelle von Religion getreten?
Während christliche Religion in den westlichen Gesellschaften heute den tradierten, orientierungsbringenden und ordnungsstiftenden Stellenwert verloren hat, besteht ein Bedürfnis nach einer Auseinandersetzung mit Sinnfragen fort. So individualisiert sich das Religiöse – und religiöse Erfahrungen sind auch in alltagskulturellen Bereichen zu entdecken. Kunst wird im Kultort Museum als Phänomen einer gewandelten Medialität des Religiösen interpretiert. Bedient wird sich dabei solch vager Begriffe wie: das Erhabene, Transzendenz, Präsenz, Kontemplation, etc.
Im Seminar soll anhand von Lektüre und exemplarischen Kunstwerken über die Frage „Kunst statt Religion?“ gemeinsam nachgedacht und diskutiert werden. Die Referatsvergabe erfolgt in der ersten Sitzung. Das Seminar beginnt am 30. Oktober 2023 und findet 14-täglich statt. Die Anzahl der Teilnehmer:innen ist auf 20 Personen begrenzt. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine Anmeldung bis zum 20. Oktober 2023 per E-Mail an: linda.schiel@uni-kassel.de
kassel situativ sehen. situativ lesen. situativ schreiben.
»ich geh’ da draußen nur durch stadtmanagement spazieren, durch null-toleranz-politik«, heißt es in einem theaterstück mit dem titel »stadt als beute«. ließe sich das auch über kassel sagen?
jede stadt, jeder raum, jedes gebäude hat eigene narrative. sie sind geschichtet in geschichten, verkörpern sozioökonomische bedingungen, politische ideologien und zeitgeschehnisse, spiegeln geschlechtsspezifische perspektiven oder persönliche überzeugungen wider und sind mit kollektiven wie individuellen erinnerungen verbunden.
das seminar ist offen und kollaborativ und fragt nicht nur danach, wie kassel gestaltet ist, sondern auch danach, wie die stadt gelesen und geschrieben werden kann. hierbei gehen wir situativen ortsbegegnungen und bisher weniger bekannten umgebungen ebenso wie bereits vertrauteren nach, sei es in form architektonischer analysen, kunsthistorischer betrachtungen, philosophischer überlegungen, soziologischer beobachtungen oder persönlicher eindrücke und hinterfragen gemeinsam mit eingeladenen gäst*innen auch unsere eigenen positionen. denn wo einige narrative parallel oder im kreis verlaufen, werden sich andere womöglich widersprechen. wir durchsuchen den stadtraum, der bereits einer ist, denjenigen, der im begriff ist, einer zu werden, und auch denjenigen, der keiner sein will. wir suchen nach geschichten – wirkliche wie imaginierte: begegnungen mit kassel.
zum ende des seminars entwickeln wir in anlehnung an jane rendells praxis ›site-reading writing‹ eine kleine publikation. um die räumlichen qualitäten des geschichtenerzählens in form von freien essays zu verschriftlichen, vermischen wir persönliche wie akademische schreibstile, konfrontieren vorgefundene situationen mit imaginierten und kombinieren die texte mit bildern, fotografien, zeichnungen und anderen modi der gestaltung.
wann
do 19.10.23, 14–17h, einführung, raum 1107 torhaus a
fr 20.10.23, 10–17h, stadtrundgang, treffpunkt: 10h, rathaus, grosse treppe, im anschluss raum 1107 torhaus a
fr 17.11.23, 10–17h, raum 1107 torhaus a
fr 01.12.23, 10–17h, raum 1107 torhaus a
anmelden können sie sich bis zum 16.10.2023 unter angabe ihres studiengangs per e-mail an: claire.zimmermann[at]uni-kassel[dot]de
Das Seminar gibt einen Überblick in die Abstimmungsprozesse und die Zusammenarbeit von Ausstellungsmacher*innen und Künstler*innen im Rahmen der Produktion einer Ausstellung.
Hierzu soll ein Einblick in verschiedene technischen Randbedingungen, Anforderungen an Ausstellungräume, Transporte und Versicherung von Kunstwerken und einen Überblick über die Kostenstruktur von Ausstellungen gegeben und gemeinsam diskutiert werden.
In einer Projektarbeit soll dabei durch die Teilnehmer*innen ein Entwurf einer Ausstellung (-sarchitektur) anhand eines fiktiven Ausstellungskonzeptes erarbeitet werden.
Das Seminar "Ästhetiken einer postmigrantischen Gesellschaft" beschäftigt sich mit den Einzelarbeiten von Künstlerinnen, die in Deutschland leben und arbeiten. Diese Künstlerinnen werden oft von Journalistinnen und Journalisten als "Migrantinnen" kategorisiert, was häufig zu ungewollten Vereinfachungen und Stereotypisierungen führt. Im Rahmen des Seminars wollen wir herausarbeiten, was Kunst in der postmigrantischen Gesellschaft auszeichnet. Wie wird die Kunst von Künstlerinnen formal artikuliert, kulturell konstruiert und sozial konditioniert, wenn ihre Werke von einer migrantischen Familiengeschichte und Lebensrealität geprägt sind? Welche Folgen hat die Sichtbarkeit kultureller Differenzen im Ausstellungsbetrieb ausgelöst?
Ein zentraler Diskussionspunkt wird sein, auf welcher Ebene der Diskurs stattfindet, wenn einerseits postmigrantische Künstler:innen, Autor:innen und Wissenschaftler:innen selbst Differenzen aufzeigen und sogar betonen, aber andererseits Künstlerinnen gegen die Kategorisierung von Differenz ankämpfen. Insbesondere werden wir untersuchen, ob das Kunstfeld und der Kunstbetrieb selbst als Quellen für Machtverhältnisse dienen. Im Seminar werden wir Einzelarbeiten von Künstler:innen analysieren und diskutieren, um ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen der Kategorisierung in der postmigrantischen Gesellschaft zu entwickeln. Wir werden uns mit relevanten theoretischen Ansätzen auseinandersetzen und verschiedene Fallstudien betrachten, um die komplexe Beziehung zwischen Kunst, Gesellschaft und Identität in der postmigrantischen Gesellschaft zu erforschen.