Seminar - Tiere in der Stadt

Metropolite Tier-Mensch-Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert


Erster Termin:
13.04.2016, 10.00 Uhr - 12.00 Uhr
DAK-Gebäude, Untere Königsstraße 86, Raum 2034

Seminartag:
Mittwoch (wöchentlich)

Die moderne Stadt gilt als zivilisierter und kultureller Ort, ein Ort an dem der Mensch es geschafft hat, sich seiner tierlichen Natur zu entledigen, ein Ort für Menschen. Eine solche Sichtweise verschleiert, dass die Stadt immer auch schon ein Tierort war. Heutzutage ist die Anzahl der Spezies in Städten vielfach größer als in der sogenannten freien Natur. Das Forschungsfeld der urbanen Mensch-Tier-Beziehungen, zu dessen Themen etwa Fragen der Ethik, der städtischen Artenvielfalt, der gewünschten und der ungewünschten Tiere in der Stadt gehören, hat indes dafür gesorgt, dass diese immer schon präsenten Tiere in den Fokus der Forschung gerückt sind.

Gefragt wird, um welche Tiere es sich handelt, welche Orte ihnen zugewiesen wurden, und welche sie unabhängig von diesen Zuweisungen bevölkerten. Aus historischer Perspektive stellen sich diese Wandlungen insbesondere im 19. Jahrhundert mit der fortschreitenden Industrialisierung dar. Die Entwicklung der bürgerlichen Stadt beförderte klare räumliche Zuordnungen. Tiere fanden sich entweder auf gesonderten Viehmärkten, in Zoologischen Gärten oder Schlachthäusern oder aber in den Häusern des Bürgertums als Heimtiere wieder. Diesen Orten soll im Seminar nachgegangen werden.
Die historischen Fragestellungen knüpfen sowohl an die städtische Medien- und Umweltgeschichte an, die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit insbesondere mit der Planungsgeschichte zeigt jedoch auch das Potential, welches in der Stadtgeschichte und insbesondere der städtischen Mensch-Tier-Geschichte liegt. Dieses Potential soll auch im Seminar genutzt werden. Es richtet sich deshalb sowohl an Studierende der Geschichtswissenschaften wie an die von Architektur Stadtplanung und Landschaftsarchitektur und -planung.

Ziel des Seminars ist es, die Potentiale historischer Stadtforschung, Stadt- und Freiraumplanung zusammenzuführen. Es soll einen breiten Einblick in die historische Entwicklung von Tierorten, ihre Planung, ihre Ordnung und Ausgestaltung liefern. Dabei werden wir in kleineren Projektgruppen quellennah die Entwicklung der Tierorte in Kassel nachverfolgen, diese Tierorte besuchen, dokumentieren und kartieren und mit historischem Quellenmaterial des Stadtarchives erkunden. Die Teilnehmer_innen sollen in die Lage versetzt werden, eigene Projekte zu verfolgen und zu vertiefen und sich interdisziplinär mit der Frage nach den historisch spezifischen Räumen, Anordnungen und Tieren zu befassen.

Details

Seminar für Studierende
im Bachelor und Master
in A, S und L
4 SWS, 6 CP

 
Lehrende
Dr. Thomas Hauck
Prof. Mieke Roscher