Stadtregionale Landschaftspolitik ‚in the making‘

Stadtregionale, beteiligungsorientierte Landschaftspolitik ‚in the making‘: eine diskurstheoretische, praxeologische Perspektive

2023-2027 (Teilprojekt im Rahmen der DFG-geförderten Forschungsgruppe Stadterweiterung in Zeiten der Reurbanisierung – neue (Sub-)Urbanität?, Projektnummer 466529662)

Es gibt eine anhaltende Wohnungsnachfrage in Deutschland, insbesondere in beliebten Großstädten. Daraus ergibt sich ein Druck, neuen Wohnraum zu schaffen, und zwar nicht nur durch Innenentwicklung und Lückenbebauungen, sondern auch durch neue Großsiedlungen am Rande der Städte.

Bereits in den 1960er- bis 1980er-Jahren wurden vielerorts Großwohnsiedlungen errichtet, die sich aufgrund ihrer monofunktionalen Struktur teilweise zu sozialen Problemvierteln entwickelt haben und auch unter Klima- und Umweltschutzaspekten mitunter negativ beurteilt werden. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen sollen jetzt andere, vorgeblich bessere Projekte realisiert werden: verdichtet, aber durchgrünt und in die umgebende Landschaft integriert; inklusiv und auf Basis umfassender planerischer Beteiligungsansätze; funktional und sozial durchmischt; klimaneutral und ressourcenschonend; mit kurzen Wegen und umweltfreundlichen Mobilitätsangeboten.

Im hier beantragten Vorhaben wird der Fokus auf die Aspekte (a) der Einbettung neuer Großwohnsiedlungen in stadtregionale Landschaftsstrukturen sowie (b) der inklusiven, beteiligungsorientierten Planung gerichtet. Ziel ist es zu untersuchen, über welche diskursiven Strukturen und Praktiken entsprechende Zuschreibungen konstruiert und operationalisiert, aber auch hinterfragt und kritisiert werden. Damit wird der Blick auf die soziale Konstruktion stadtregionaler Landschaften, auf machtvolle Ein- und Ausgrenzungen sowie auf politische Aushandlungsprozesse gelenkt. Es wird analysiert, wie mit den Spannungen zwischen einer auf Wachstum und Rendite ausgerichteten Planungs- und Baupolitik einerseits und dem Anliegen einer umweltschonenden und partizipativen Entwicklung suburbaner Landschaften andererseits umgegangen wird.

Das Vorhaben basiert auf einem weiten Verständnis von Landschafts-Governance. Die theoretische Rahmung besteht aus poststrukturalistischen Diskurs- und Gouvernementalitätstheorien in Verbindung mit praxeologischen Ansätzen.

In Frankfurt a. M., Freiburg, Hamburg und München werden mehrstufige Fallstudien erarbeitet. Im ersten Arbeitspaket, das eine Sondierung und Diskursanalyse darstellt, werden anhand von politisch-planerischen Dokumenten sowie Medienberichten – ergänzt durch Einzel- und Gruppeninterviews, Ortsbegehungen und erste Beobachtungen – stadtregionale Landschafts- und Beteiligungsdiskurse betrachtet, und zwar im Hinblick auf hegemoniale und gegenhegemoniale Diskurse und Praktiken. Darauf aufbauend werden im zweiten Arbeitspaket sechs Planungsepisoden, die sich zu dem Zeitpunkt ereignen, ausgewählt und unter praxeologischen Gesichtspunkten betrachtet. Hier kommen vor allem ethnographische, teilnehmende Methoden zur Anwendung. Das dritte Arbeitspaket besteht aus Theoriebildung und Analyse, wohingegen das vierte Arbeitspaket der Selbst-Reflexion der Forschenden gewidmet ist.