Konzeptentwicklung für Geschichtsparcours im Rahmen des Projekts RÜSTUNG.STADT.WANDEL in Stadtallendorf

Beschreibung: Stadtallendorf ist ein Ort mit einer komplexen und vielschichtigen Vergangenheit. Während der Zeit des Nationalsozialismus befanden sich hier zwei große Munitionsfabriken. Etwa 16.000 Menschen aus über 20 Nationen mussten in den Allendorfer Werken Zwangsarbeit leisten. Im Herbst 1944 wurden rund 800 jüdische Frauen aus Konzentrationslagern wie Auschwitz oder Ravensbrück in das neu eingerichtete Außenlager Allendorf des KZ Buchenwald deportiert. Die Fabrikanlagen sowie die dazugehörigen Baracken und Lager erstreckten sich nahezu über das gesamte Stadtgebiet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden viele dieser Anlagen unmittelbar nachgenutzt. Erst in den 1980er-Jahren setzte eine intensivere Auseinandersetzung mit der lokalen NS-Vergangenheit ein. Mit der Gründung des Dokumentations- und Informationszentrums Stadtallendorf (DIZ) im Jahr 1994 entstand ein Ort der Forschung, Bildung und öffentlichen Aufarbeitung.

Dennoch bleiben viele Spuren im Stadtraum ohne Kontextualisierung unsichtbar oder schwer einzuordnen. Im Zentrum des Projekts steht die Frage, welche Aspekte der Vergangenheit erzählt und an welchen Orten sie sichtbar gemacht werden sollen. Wie lassen sich die verschiedenen Erinnerungsschichten kommentieren, ohne Widersprüche zu überdecken? Die Ergebnisse positionieren sich innerhalb aktueller Diskurse über dissonant heritage, insbesondere im Hinblick auf Stadtentwicklung, Städtebau, Freiraumplanung und die Aushandlung städtischer Identität.

Das Projekt entwickelt erste Ansätze für „Geschichtsparcours“ im öffentlichen Raum, die historische Orte kontextualisieren und zur kritischen Auseinandersetzung mit Vergangenheit anregen.

Das Vorhaben ist Teil des städtebaulichen Gesamtprojekts RÜSTUNG.STADT.WANDEL, das durch das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus gefördert wird.