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30.03.2023 | FB 07 | Institut für Volkswirtschaftslehre

Wer umweltfreundlich ist, kauft eher Elektroauto, schaut aber weniger auf Emissionen

Bürgerinnen und Bürger mit ausgeprägt positiven Umwelteinstellungen haben im Vergleich zu weniger umweltbewegten Menschen kein größeres Interesse an Autos mit geringerem CO2-Ausstoß, bevorzugen aber eindeutig stärker den Kauf von Elektrofahrzeugen. Das ist das Ergebnis einer empirischen Studie am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Kassel.

Prof. D. Andreas Ziegler (Foto: Uni Kassel).

Für die Studie wurden 1100 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland befragt, die einen Querschnitt durch die Bevölkerung repräsentieren. Sie hatten die Möglichkeit, sich hypothetisch zwischen drei Typen von Elektrofahrzeugen sowie einem konventionellen, d. h., einem mit Benzin oder Diesel angetriebenen Fahrzeug, zu entscheiden. Die Fahrzeuge waren durch verschiedene Attribute wie Kaufpreis oder Kraftstoffkosten charakterisiert. „Im Hinblick auf die CO2-Emissionen untersuchten wir neben den häufig betrachteten Emissionen bei der Fahrzeugnutzung auch die Emissionen bei der Fahrzeugherstellung“, so Prof. Dr. Andreas Ziegler, Fachgebiet Empirische Wirtschaftsforschung. Gemeinsam mit Michaela V. Gerhardt und Elke D. Kanberger hat Ziegler die Studie aktuell als Diskussionspapier in der MAGKS Joint Discussion Paper Series in Economics vorgelegt.

Überraschenderweise hat die Umwelteinstellung, d. h. das Umweltbewusstsein und die Identifikation mit ökologisch ausgerichteter Politik, keine signifikanten Auswirkungen auf den Kauf von Autos mit geringeren CO2-Emissionen sowohl bei der Nutzung der Fahrzeuge als auch bei deren Produktion – so ein Fazit der Studie. Stattdessen tendieren umweltbewusstere Menschen eher zum Kauf von Elektrofahrzeugen. Offensichtlich wird also vor allem der Verzicht auf konventionelle Fahrzeuge als wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz gesehen.

Der Kauf von Elektrofahrzeugen ist in Deutschland insgesamt noch immer sehr unbeliebt. Nach den empirischen Ergebnissen sind die Bürgerinnen und Bürger im Durchschnitt bereit, fast 14.000 Euro mehr für ein konventionelles Fahrzeug als für ein reines Elektrofahrzeug auszugeben, das bei den anderen Attributen identisch ist. Dementsprechend scheinen Subventionen von bis zu 9000 Euro zum Zeitpunkt der Befragung und aktuell bis zu 6750 Euro zu gering, um viele Kaufinteressierte zu einem Wechsel auf Elektrofahrzeuge zu bewegen. „Ein starker oder gar alleiniger Fokus auf Subventionen ist daher möglicherweise keine erfolgreiche verkehrs-, umwelt- und klimapolitische Strategie, um die Nachfrage nach Elektro- und insbesondere reinen Elektrofahrzeugen stark zu erhöhen“, so die Verfasser der Studie. Für den Übergang zur Elektromobilität wird daher vorgeschlagen, insbesondere den „Abbau bekannter Hemmnisse wie eingeschränkte Ladeverfügbarkeit oder lange Ladezeiten“ anzugehen. Ferner „könnte es langfristig notwendig sein, konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren schrittweise aus dem Verkehr zu ziehen.“

Die Studie „The relevance of life-cyrcle CO2 emissions für vehicle purchase decisions: A stated choice experiment für Germany“ („Die Bedeutung von CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus für die Kaufentscheidung von Fahrzeugen: Ein Stated-Choice-Experiment für Deutschland“) kann abgerufen werden unter:

https://is.gd/7OEzbA

Den Artikel finden Sie hier.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Ziegler
Fachgebiet Empirische Wirtschaftsforschung
Tel.: 0561 804-3038
E-Mail: andreas.ziegler[at]uni-kassel[dot]de