Laura Kulow

Mit frischen Ideen zurück auf den elterlichen Großbetrieb

Laura Kulow BSc Ökologische Landwirtschaft, Abschluss 2016.

Aktuell: Betriebsleiterin von Biohof Ritzleben, Arendsee

Als ich mich mit 19 Jahren für "die Landwirtschaft" entschied, hatte das vor allem den Grund, dass mir keine andere zündende Idee für meinen beruflichen Weg in den Sinn kam, ich meine Kindheit auf dem elterlichen Betrieb als sehr idyllisch empfunden hatte und mich seither die Liebe zur Natur begleitete.

Nach einem Praktikum auf einem Gemischtbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, begann ich Agrarwissenschaften in Berlin zu studieren. Mit der Geburt meines ersten Sohnes ein Jahr später, zog ich für zwei Semester wieder aufs Land zurück und fuhr nur zu den Prüfungen in die Großstadt. Jedoch fehlten mir in Berlin unter anderem die ökologischen Themen und ich schrieb mich 2011 an der Uni Kassel im Studiengang „Ökologische Landwirtschaft“ ein.

Mit dem Wechsel nach Witzenhausen packte mich eine bis heute vorhandene Begeisterung für landwirtschaftliche Themen.

Lehrende brennen für ihr Fachgebiet

Die Lehrenden waren mit Überzeugung am Werk und brannten für ihre Fachgebietee. Dabei empfand ich den Umgang mit den Studierenden als partnerschaftlich und respektvoll. Es war möglich, mit den Lehrenden zu diskutieren und eigene – manchmal auch spezielle – Meinungen vorzustellen, die sachlich diskutiert und nicht belächelt wurden. Das empfinde ich heute als große menschliche Leistung und essentiell für die Entwicklung neuer, fortschrittlicher, zukunftsweisender Ideen für unsere Landwirtschaft.

Auch der Kontakt zu den Kommiliton*innen war spannend und bereichernd, da die unterschiedlichsten Menschen aufeinandertrafen, die auf sehr vielfältige Weise bereits Kontakt mit landwirtschaftlichen Themen hatten. So waren immer auch politische und gesellschaftliche Diskussionen eng mit (Öko-) Landwirtschaft, Umwelt- und Ressourcenschutz verknüpft.

Studienende und Hofübergabe

Nach zwei intensiven Jahren zog ich zur Geburt meines zweiten Sohnes zurück auf den elterlichen Betrieb, welcher bis dahin von meinem Vater Carsten Niemann als Einzelunternehmen geführt wurde. Gemeinsam gründeten wir dann zusätzlich eine GbR. Seither werden wir im Hofübergabeprozess von unserem geschätzten Berater Dirk Werner und der sozio-ökonomischen Beraterin Dr. Marianne Nobelmann begleitet.

Unser Betrieb liegt im nordwestlichen Sachsen-Anhalt – in dem kleinen Dorf Ritzleben. 1991 kamen meine Eltern hierher und stellten die Flächen direkt um, im Juli 2021 feiern auch wir 30 Jahre Ökolandbau. Die schrittweise Übertragung der betrieblichen Aufgaben an mich wurde aufgrund der Geburten meiner Töchter jeweils für einige Monate ausgesetzt und mein Vater kümmerte sich wieder um das Tagesgeschäft. Glücklicherweise konnten wir diese Phasen als Team mit tollen Mitarbeiter*innen meistern.

Heute bewirtschaften wir etwa 430 ha Acker- und 80 ha Grünland. Schwerpunkt des Betriebes bildet die Kartoffel mit etwa 70 bis 80 ha Anbaufläche, darüber hinaus bauen wir Sommerhafer, Dinkel, Winterweizen, Winterroggen, Sommergerste, Mais, blaue und weiße Lupinen, Ackerbohnen und verschiedene Zwischenfrüchte an.

Vor 20 Jahren gründeten mein Vater und fünf andere Landwirte die „Bio Kartoffel GmbH Nord & Co. KG“, die die Vermarktung unserer Kartoffeln organisiert und neben Speiseware seit einigen Jahren auch Kartoffelflocken und -stärke produziert. Zu unseren langjährigen Vermarktungspartnern gehören auch die „Bauck GmbH & Co. KG“ in Rosche und die „Bohlsener Mühle“.

Erweiterung des eigenen Horizonts

Das für mich bis heute wichtigste Ergebnis der Zeit in Witzenhausen ist die Erweiterung des eigenen Horizonts auf diversen Ebenen. Das empfinde ich für mich als sehr wertvoll und bedeutend, da es mir in meiner jetzigen Position viel Flexibilität, aber auch Sicherheit gibt. Nach dem Motto: "Wenn es betrieblicher Anpassungen bedürfen sollte, hat das Studium in Witzenhausen mir einen bunten Wiesenblumenstrauß voll zukunftsweisender Möglichkeiten und Ideen mit auf meinen Weg gegeben." Dafür bin ich bis heute sehr dankbar!

Abschließend möchte ich „meiner“ Uni und allen Mitwirkenden zu den Jubiläen gratulieren und ich wünsche für die Zukunft von Herzen alles Gute!

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