PD Dr. Silvia Ivemeyer

Dem Tierwohl verpflichtet

PD Dr. Silvia Ivemeyer - Diplom I Ökologische Landwirtschaft, Abschluss 2002.

Aktuell: Forscherin am Fachgebiet Nutztierethologie und Tierhaltung, Universität Kassel/Witzenhausen

Aufwachsen mit Nutztieren

Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb haben mich die Rinder schon früh interessiert. Die Mastschweinehaltung in Ställen mit Vollspaltenbuchten hat mir hingegen bereits als Kind eher widerstrebt. Ich hielt als Jugendliche als Alternativmodell meine eigenen Schweine in Freilandhaltung, und machte lediglich beim Fleisch meiner eigenen Schweine eine Ausnahme vom Vegetarier sein. Nach der Schule suchte ich landwirtschaftliche Wege, die meinem Verständnis von Tierhaltung und Landbewirtschaftung entsprachen und begann eine Lehre auf biologisch-dynamisch wirtschaftenden Höfen. Eine Zeit, die meinen Lebensweg wesentlich geprägt hat. Ein Lehrjahr verbrachte ich schwerpunktmäßig im Kuhstall und mit der damit verbundenen Futterwerbung. Viele Fragen, die mich noch heute in der Forschung beschäftigen, haben ihre Wurzeln in dieser Zeit. Ich begann wieder Fleisch von Tieren zu essen, hinter deren Haltung ich stehen konnte, weil für mich klar wurde, dass Fleisch zu Milch dazugehört.

Witzenhausen erste Studienwahl

Nach der Lehre stand fest, dass es in Richtung Ökolandbau weitergehen sollte. In der Entscheidung Kleve als Fachschule oder Witzenhausen als Uni „gewann“ Witzenhausen durch die Aussicht auf weniger verschultes, sondern mehr selbstbestimmtes Lernen. Neben dem, dass sowohl in der Lehre als auch im Studium bis heute bestehende Kontakte und Freundschaften entstanden, passte es für mich gut, dass die Pflichtveranstaltungen vom Aufwand her machbar waren und mir Freiheiten ließen, mich mit Themen vertiefter zu beschäftigen, die mich besonders interessierten – dies waren die Nutztiere, vor allem Milchkühe, aber auch Landschaftsgestaltung und Biodiversität in der Landwirtschaft. Highlights meines Studiums waren für mich zudem die Teilnahmen an Exkursionen, insbesondere der Auslandsexkursionen, aber auch die Mit-Organisation einer studentischen Konferenz zu einem Thema, das mich aus der Biographie heraus beschäftigte: Hofnachfolge auf Familienbetrieben und soziales Miteinander in Hofgemeinschaften.

Promotion am FiBL in der Schweiz

Durch meine Diplomarbeit kam ich in Kontakt zur Fachgruppe Tiergesundheit am FiBL in der Schweiz. Aus dem anschließenden Angebot für ein halbes Jahres Praktikum wurden für mich 10 Jahre Forschung am FiBL in der Schweiz. Die Entscheidung, nach dem Praktikum für eine Dissertation am FiBL zu bleiben, war insbesondere durch das Thema des damit verbundenen Projektes bedingt: Es ging um die Verbesserung der Eutergesundheit und die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes auf Milchviehbetrieben. Das breit angelegte Forschungsprojekt im Bereich zu Ursachen für Eutergesundheitsprobleme sowie die gemeinsame Arbeit mit den Landwirt*innen an betriebsindividuellen Verbesserungsstrategien war genau das, was mich interessierte.

Für die Habilitation zurück nach Witzenhausen

Nach den Jahren am FiBL hat es mich gereizt, Wissenschaft nochmal aus einer anderen, der universitären Perspektive heraus kennenzulernen und es ergab sich die Gelegenheit – wieder zurück in Witzenhausen - im Fachgebiet Nutztierethologie und Tierhaltung im Team von Ute Knierim mitzuarbeiten, was mir die Möglichkeit bot, zu lernen, Lehrveranstaltungen durchzuführen und gleichzeitig meinen Weg in der Forschung weiter zu gehen und zu habilitieren. Themen waren und sind unter anderem (noch immer) Mensch-Tier-Beziehung und Eutergesundheit, kuhgebundene Kälberaufzucht sowie die Definition und Anwendung der Tierwohlindikatoren - in der Wissenschaft, der betrieblichen Eigenkontrolle sowie der Biokontrolle. Neben der Anstellung an der Uni unterstütze ich zurzeit den Anbauverband Gäa e.V. im Themenbereich Tierwohl und führe kleinere Projekte und Fortbildungsaufträge über die Beratung artgerechte Tierhaltung e.V. (BAT) in Witzenhausen durch. Außerdem bin ich an einer Tierhaltergemeinschaft mit Schafen und Landschaftspflege beteiligt, so dass ich für mich aktuell eine gute Mischung aus etwas eigener landwirtschaftlicher Tätigkeit, wissenschaftlichem Arbeiten und Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis gefunden habe.

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