Neue Veröffentlichung zu langfristigen Potenzialen und Herausforderungen des Kunststoffrecyclings im Bau- und Infrastruktursektor
In dieser Studie untersuchen wir zusammen mit Forschenden des Luxembourg Institute for Science and Technology (LIST), wie sich der Einsatz von Kunststoffen im deutschen Gebäude- und Infrastruktursektor seit 1950 entwickelt hat, wie sich zukünftige Materialströme, Lager und Abfallmengen bis 2100 verändern könnten und wie sich diese Veränderungen auf zukünftige Recyclingpotenziale auswirken. Dafür nutzen wir ein hochaufgelöstes dynamisches Materialflussmodell, das sechs Produktgruppen (Profile, Rohre, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Kabelisolierungen und Folien) sowie acht Polymere und sieben historisch-bedingte Schadstoffe berücksichtigt.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass für den Zeitraum bis 2100 ein Anstieg der Kunststofflager in Gebäuden und Infrastrukturen von rund 63 Mio. Tonnen im Jahr 2023 auf 90 bis 163 Mio. Tonnen erwartet wird. Gleichzeitig ist mit mindestens einer Verdopplung der Abfallströme zu rechnen, was sowohl eine Chance zur Schließung von Kunststoffkreisläufen als auch eine Herausforderung für Recyclingsysteme darstellt.
Die bestehende Lücke zwischen Konsum- und Abfallmengen, die infolge langer Produktlebensdauern und eines historisch wachsenden Verbrauchs entstanden ist, kann sich nur allmählich schließen – vorausgesetzt, der zukünftige Kunststoffverbrauch wird stabilisiert oder reduziert.
Besonders herausfordernd für das Recycling sind historisch bedingte Schadstoffe wie DEHP, Blei, HBCD und (H)FCKW, die das Erreichen hoher Recyclingquoten erheblich erschweren. Eine zuverlässige Erkennung und Entfernung dieser Kontaminanten ist entscheidend für eine zirkuläre Nutzung von Kunststoffen im Bau- und Infrastruktursektor.
Die Veröffentlichung kann unter folgendem Link abgerufen werden (Open Access):
DOI: 10.1016/j.resconrec.2025.108620
Die zugrundeliegenden Daten und Modelle zu historischen Kunststoffströmen (1950–2023) und historisch-bedingten Schadstoffen im Bausektor sind separat veröffentlicht und ebenfalls frei zugänglich:
DOI: 10.1016/j.dib.2025.111654
Beide Publikationen wurden im Rahmen des Forschungsprojekts IMMEC erstellt, welches durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG – Projektnummer 490612391) und den Luxembourg National Research Fund (FNR - 2021 CORE Call—Project number C21/SR116217831/IMMEC) gefördert wird.