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03/21/2017 | ITeG

Prof. Roßnagel Sprecher des Forums „Privatheit und selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt“ – Fortsetzung um weitere zwei Jahre

„Das Forum ‚Privatheit und selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt‘ wird auch in den nächsten zwei Jahren ein Zentrum für wissenschaftliche Diskussionen über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Privatheit und Selbstbestimmung sein“ – so der neu ernannte Sprecher des Forums Professor Alexander Roßnagel von der Universität Kassel. „Es wird über die Chancen, aber auch über die Gefährdungen der Digitalisierung aller Lebensbereiche für die Grundrechte und Grundfreiheiten der Bürger aufklären und vor allem Vorschläge entwerfen, wie der Prozess zu gestalten sein wird, damit wir mit der Digitalisierung besser leben als ohne sie.“

Das Forum „Privatheit und selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt“ wurde vor drei Jahren vom Bundesforschungsministerium ins Leben gerufen, um bundesweit die wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und Privatheit in einem interdisziplinär ausgerichteten Prozess anzugehen und Lösungskonzepte zu einzelnen Problemlagen zu erarbeiten. Ausgehend von technischen, juristischen, ökonomischen sowie geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Ansätzen arbeitet das Forum an einem interdisziplinär fundierten, zeitgemäßen Verständnis der Rolle von Privatheit. Hieran anknüpfend werden Konzepte zur (Neu-)Bestimmung und Gewährleistung informationeller Selbstbestimmung und des Privaten in der digitalen Welt entwickelt. Jetzt wurde das Forum um weitere zwei Jahre verlängert. Eine darüber hinausgehende Fortführung steht in Aussicht. Das interdisziplinäre Forum wird von den Fraunhofer-Instituten für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe (ISI) und Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt, dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD), dem Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen, dem Institut für Wirtschaftsinformatik und neue Medien der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Lehrstuhl für Medienpsychologie an der Universität Hohenheim sowie dem Wissenschaftlichen Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) der Universität Kassel getragen. Neu hinzu kommt nun das Fachgebiet Sozialpsychologie der Universität Duisburg-Essen.

Das Forum Privatheit hat in den letzten drei Jahren das Wissen über Chancen und Risiken für Privatheit und informationelle Selbstbestimmung zu mehreren Themen zusammengetragen und zum Gegenstand einer öffentlichen Diskussion zwischen Vertretern der Wissenschaft und Akteuren aus Wirtschaft, Politik und zivilgesellschaftlichen Organisationen gemacht. Das Forum hat Themenpapiere zu „Selbstdatenschutz“, „Smart-TV und Privatheit“, „Datenschutz-Folgenabschätzung“, „Privatheit in den Medien“, dem „versteckten Internet“, „Privatheit und Datenflut in der neuen Arbeitswelt“ und „Privatheit in öffentlichen WLANs“ veröffentlicht. Auf aktuelle Entwicklungen hat es mit Positionspapieren zur „neuen Datenschutz-Grundverordnung“, zu „Forschungsprioritäten“, „Literacy“ und weiteren Themen reagiert. Das Forum hat viele Tagungen und Workshops veranstaltet und im Dezember 2015 die Konferenz „Die Zukunft der informationelle Selbstbestimmung“ in Berlin durchgeführt. Zusätzlich liegen Ergebnisse aus Forschungsprojekten u.a. zu „Privatheit unterstützenden Technologien“, zu „Privatheit im Wandel und zur „Kartografie und Analyse der Privacy-Arena“ vor.

In den kommenden zwei Jahren wird sich das Forum Privatheit vor allem mit vier Themen befassen, nämlich „Privacy-Governance: Privatheit im Kontext von Regulierung der digitalen Welt“ – vor allem am Beispiel der Datenschutz-Grundverordnung, mit „Datenökonomien: Verbraucherverhältnisse und Geschäftsmodelle“, „Soziale In-/Exklusion“ sowie „Gestaltung von technischem und gesellschaftlichem Wandel“.

Die Universität Kassel ist im Forum gleich mit zwei Fachgebieten des Wissenschaftlichen Zentrums für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) vertreten. Das Fachgebiet Soziologie (Prof. Dr. Jörn Lamla) untersucht vor allem die Entstehung und Verteilung des Wertes von Daten mit Personenbezug und analysiert die Folgen, die die neu entstandenen Datenökonomien für Privatheit nach sich ziehen. Die Projektgruppe verfassungsverträgliche Technikgestaltung (provet) (Prof. Dr. Alexander Roßnagel) untersucht den Einfluss der digitalen Welt auf die sie regulierenden Normen und versucht die Möglichkeiten besser zu verstehen, wie die digitale Welt durch rechtliche Vorgaben gestaltet werden kann. Dabei verfolgt sie alle Ansätze, wie die digitale Welt durch die normative Gestaltung der Technik, der Organisation, der Wirtschaft und des Zusammenlebens freiheitsfördern beeinflusst werden kann. Roßnagel: „Ohne die Entwicklung zur digitalen Gesellschaft in einer Weise zu beeinflussen, die Privat und Selbstbestimmung ermöglicht, werden auch demokratische Selbstbestimmung, Persönlichkeitsentfaltung und Menschenwürde Schaden erleiden“.

Michael Friedewald, Jörn Lamla, Alexander Roßnagel (Hrsg.), Informationelle Selbstbestimmung im digitalen Wandel, Springer Gabler, Wiesbaden 2017 (Im Erscheinen), 334 S.

Kontakt: Prof. Dr. Alexander Roßnagel
Universität Kassel
Projektgruppe verfassungsverträgliche Technikgestaltung (provet)
Wissenschaftliches Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG)
Tel: 0561/804-6544 oder 2874
E-Mail: a.rossnagel@uni-kassel.de
Forum ‚Privatheit und selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt‘
https://www.forum-privatheit.de/forum-privatheit-de/index.php