Vorsicht! Mehrdeutige (Fach-)Begriffe - Kraft
Missverständliche Worte und Formulierungen erschweren oft die Kommunikation – das weiß jeder. Dies trifft auch auf die Sprache des Sports zu, wenn dortige Fachausdrücke in anderen Bedeutungen auch in der Alltagssprache oder in anderen Wissenschaften verwendet werden. So hört man in Fernsendungen zu Deutschlands besten „Ninja Warriors“ oft, dass den Kandidaten - wie bei einem leeren Tank - „die Kraft ausgegangen“ wäre. Der Physiker kann mit einer solchen Formulierung nur wenig anfangen, wenn er unter Kraft die Wechselwirkung zwischen zwei Körper versteht, die durch die Newton’schen Gesetze beschrieben wird. Kräfte wirken auf Körper ein, wenn diese beschleunigt werden, das heißt deren Geschwindigkeiten vergrößert oder verringert werden, deren Richtung sich ändert oder sie verformt werden. Kräfte sind erforderlich, um Arbeit zu verrichten, wobei sich die Energie eines Körpers oder eines physikalischen Systems ändert.
Im Sport fasst man unter dem Fachausdruck „Kraft“ demgegenüber alle Voraussetzungen zusammen, die für eine Kraftleistung – etwas dem Heben eines Gewichts oder dem Weitwurf eines Speers - erforderlich sind. Man spricht dabei auch von Kraftfähigkeiten (engl. strength), um eine Abgrenzung vom Verständnis des Begriffes Kraft (engl. force) in der Physik zu gewährleisten. Kraftleistungen kennzeichnen dabei menschliche Handlungen, bei unter besonderen Bedingungen muskuläre Kräfte erzeugt werden. Man unterscheidet im Sport dabei Kraftleistungen bei denen muskulär z.B. höchste Kräfte ausgeübt werden, hohe Kräfte in kurzer Zeit erzielt oder Kräfte wiederkehrend über längere Zeiträume erzielt werden. Die für diese Kraftkategorien erforderlichen Voraussetzungen werden im Sport dann als Maximalkraftfähigkeiten, als Schnellkraftfähigkeiten und als Kraftausdauerfähigkeiten bezeichnet. Der Zusatz -fähigkeit wird dabei verwendet, um eine Abgrenzung von Kraftbegriff in der Physik oder Alltagssprache zu gewährleisten.