Projektbeschreibung TP 8 Qualitative Begleitforschung
Die Hochschulen in Deutschland sind herausgefordert, zukünftige Lehrkräfte an Schulen auf eine souveräne Nutzung technologischer Innovationen vorzubereiten und damit den digitalen Wandel an Schulen zu befördern. Lehrkräfte an Schulen sollen, so die Zielvorstellung, neue Technologien offensiver als bislang nutzen, in bewährte Lehrkonzepte integrieren und proaktiv weiterentwickeln. Damit ergeben sich neue Anforderungen an die zukünftigen Lehrkräfte: Sie sind zugleich a) Lernende, b) anwendende Vermittler*innen und c) Evaluator*innen digitaler Lehr- und Lernmedien.
Bislang nehmen digitale Technologien in der Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte ebenso wie in der Berufspraxis an Schulen eine noch immer marginale Rolle ein. Die Erfahrungen während der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass es bereits bei der Herausforderung des „homeschooling“ an solider Netzinfrastruktur, technischer Ausstattung und Nutzungskompetenz mangelte. Die Hochschulen stehen daher vor der Aufgabe, ihr Engagement im Bereich der Weiterbildung für Lehrkräfte an Schulen auszubauen, vor allem aber die Ausbildungsziele und -verläufe für die Lehramtsstudiengänge kritisch in den Blick zu nehmen. Schon in der Universität müssen Studierende die eigenständige Nutzung digitaler Instrumente erproben und deren Potenziale und Schwächen einschätzen und bewerten lernen. Das Projekt PRONET-D versammelt daher innovative Lehrformate, in denen digitale Lehr- und Lerninstrumente zum Einsatz kommen.
Das Teilprojekt “Qualitative Begleitforschung“ eruiert, welche Anknüpfungspunkte und welche Hürden sich für die Digitalisierung der Lehramtsausbildung identifizieren lassen. Hierfür geht das Projekt multimethodisch vor und kombiniert Beobachtung, Einzelinterviews und Gruppendiskussionen. Um den Implementationsprozess der neuen Formate angemessen zu begleiten, ist die Studie als Panelerhebung angelegt. Zu vier Zeitpunkten werden Interviews mit Lehrenden und Studierenden geführt. Die Lehrenden werden zu Vorkenntnissen und Haltungen zu digitaler Lehre sowie zu ihren Annahmen über die Lernbereitschaft und Vorerfahrungen von Studierenden befragt. Die parallele Erhebung mit Studierenden erfasst die Perspektive der Lernenden. Hier gilt es, Selbsteinschätzungen, Aspirationen und konkreten Aneignungs- und Umgangsweisen der Studierenden zu eruieren. Über die Kontrastierung soll es gelingen, eine Prozessbewertung vorzunehmen und Gelingensbedingungen auszuloten. Sowohl Erfahrungen als auch Haltungen und Schwierigkeiten von Studierenden und Lehrkräften bei der Erschließung und Anwendung digitaler Technologien im Lehr-/Lernkontext sollen multiperspektivisch in ihrer Rolle als Lernende, anwendende Vermittler und Evaluatoren der Effekte digitaler Medien erhoben werden. Neben Wissen und Haltungen zu digitalen Medien sind das Interesse sowie die Motivation zum Einsatz dieser Medien bedeutende Faktoren für die Umsetzung digitaler Medien in Lehrkontexten. Ziel ist es, Technikorientierungen von Studierenden zu ergründen, diese aber in Zusammenhang zu allgemeinen pädagogischen und didaktischen Kenntnissen und Haltungen der zukünftigen Lehrkräfte zu setzen. Das Teilprojekt avisiert damit einen Beitrag zur Erkundung „individueller Kompetenzstände“, geht jedoch darüber hinaus, indem es in konkreten Lernsituationen und Erfahrungskontexten die Stabilität bzw. den Wandel solcher Selbsteinschätzungen in den Blick nimmt und zudem institutionelle Kontexte berücksichtigt.
Indem das Teilprojekt auf die Rolle auch der „Lehrperson im digitalen Wandel“ fokussiert und erhebt, welche technologischen, fachlichen und pädagogischen Kompetenzen vorhanden sind und sich in der Erprobung digitaler Lehrinstrumente wie entwickeln, liefert es Hinweise, die für den gesamten Bildungskontext aufschlussreich sind. Erarbeitet wird, welche personalen und struktureller Barrieren identifizierbar sind und welche förderlichen Bedingungen und Ausbildungsinhalte sich fallübergreifend für Hochschulen als ausbildende und Schulen als anwendende Institutionen ergeben.