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18.01.2024 | Pressemitteilungen

Trainingsstudie für ältere Erwachsene erfolgreich am IfSS durchgeführt

Von September bis Dezember 2023 haben interessierte Senior*innen an einer Trainingsstudie des Arbeitsbereichs Training & Bewegung teilgenommen und im UNIfit in Kleingruppen trainiert. Die HNA hat ausführlich über die Studie berichtet:

Kassel – Gerda Seggelke, Klaus Lehning und Sylvia Volkhardt nehmen in jede Hand ein Gewicht und steigen beherzt auf die wackelige Halbkugel. Dann richtet sich der Blick konzentriert nach Innen. Jetzt gilt es, mit den Hanteln zu trainieren und dabei das Gleichgewicht zu halten. Selbst jüngere Beobachter staunen, wie routiniert dem Senioren-Trio das gelingt. Zehn Wochen regelmäßiges Training haben sich gelohnt: „Ich fühle mich fitter“, sagt Klaus Lehning.

Er und seine beiden Teamkolleginnen haben seit September zweimal die Woche Sport gemacht – für eine Studie der Uni Kassel. Diese untersucht, inwiefern Krafttraining auf instabilen Unterlagen nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit verbessert.

Eine Vorgängerstudie des Fachgebiets Trainings- und Bewegungswissenschaft unter Leitung von Prof. Dr. Armin Kibele hatte bereits ergeben, dass das Wackeltraining nicht nur gut für die Sturzprävention ist, sondern auch die kognitive Fitness fördert. Sowohl die Gedächtnisleistung als auch das schnelle Denken verbesserten sich. Ein Effekt, der bei Krafttraining an Geräten nicht zu beobachten war.

In der aktuellen Studie wird nun als dritte Trainingsform auch ein reines Gleichgewichtstraining untersucht. Insgesamt 96 Seniorinnen und Senioren aus Kassel und Umgebung haben sich an der Trainingsphase beteiligt. Im Vorfeld und danach haben sie nicht nur körperliche und motorische Tests durchlaufen, sondern bekamen auch kognitive Aufgaben am Computer gestellt. Gemessen wurden dabei die Reaktionszeiten und Fehlerhäufigkeit. Anhand des Vergleichs der Ergebnisse soll im Detail untersucht werden, ob und wie stark eine Verbesserung auch der geistigen Leistungsfähigkeit durch die verschiedenen Trainingsformen eingetreten ist.

„Wir möchten bei dieser Studie speziell herausfinden, welche Rolle die Aufgabenkomplexität und die Koordination beim Training für die kognitiven Funktionen und die kognitive Leistung spielen“, erklärt Lisa Claußen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet. Beim Gleichgewichtstraining sei die muskuläre Intensität eher gering, die Aufgabenanforderung dafür hoch. Das Krafttraining auf wackeligen Unterlagen zeichne sich hingegen sowohl durch eine hohe muskuläre Intensität als auch eine hohe Aufgabenanforderung aus, so die Doktorandin.

In der Theorie nehme man an, dass Menschen beim Training auf instabilen Unterlagen aufmerksamer seien und sich stärker auf die eigene Bewegung konzentrieren müssten und dass dies wiederum auch das Gehirn aktiviere, sagt Lisa Claußen. Ob und inwiefern dies zutrifft und welche weiteren Faktoren eine Rolle spielen, soll durch die Studie genauer erforscht werden.

Bei einem Teil der Seniorinnen und Senioren wurden während der kognitiven Tests zudem die Gehirnströme per EEG aufgezeichnet. So sollen auch Erkenntnisse zu den Vorgängen im Gehirn gewonnen werden. Dafür arbeitet das Kasseler Forscherteam mit Kollegen der Uni Paderborn zusammen.

Klaus Lehning hat im Vorher-Nachher-Vergleich selbst eine Verbesserung bemerkt: Eine siebenstellige Zahl rückwärts aufzusagen, sei ihm nach der zehnwöchigen Trainingsphase deutlich leichter gefallen. Ob der Eindruck des 75-Jährigen sich auch wissenschaftlich bestätigt, wird sich im Sommer zeigen. Dann sollen die Ergebnisse der Studie vorliegen. „Übergeordnetes Ziel unserer Forschung ist es, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern und ihre physische sowie kognitive Gesundheit zu fördern“, sagt Lisa Claußen. Die Ergebnisse der Studie könnten dazu beitragen, dafür neue Ansätze zu entwickeln.

Foto: Andreas Fischer (HNA)
Foto: Julian Groß